Nichts an Berühmtheit eingebüßt

KONZ. Zurück in die Vergangenheit führt die Ausstellung "Reinhard Hess - Kleine Retrospektive zum 100. Geburtstag" in der Galerie des Klosters Karthaus in Konz. Den Schwerpunkt der gezeigten Gemälde bilden Arbeiten aus dem letzten Lebensjahrzehnt des berühmten Trierer Malers, "in der er virtuos seine künstlerischen Mittel einzusetzen wusste".

 Ausstellung des Trierer Malers Reinhard Hess: Bärbel Schulte (Mitte) eröffnet zum 100. Geburtstag des Künstlers die Bilderschau in Gegenwart der Hess-Töchter Traudel Wink (links) und Gisela Ekholm.Foto: Ludwig Hoff

Ausstellung des Trierer Malers Reinhard Hess: Bärbel Schulte (Mitte) eröffnet zum 100. Geburtstag des Künstlers die Bilderschau in Gegenwart der Hess-Töchter Traudel Wink (links) und Gisela Ekholm.Foto: Ludwig Hoff

Der Trierer Maler Reinhard Hess (1904 bis 1998) hat sechs Jahre nach seinem Tod nichts von seiner Berühmtheit eingebüßt. Seine Bilder erfreuen sich immer noch einer großen Liebhabergemeinde. Deutlich wurde dies bei der Ausstellungseröffnung zu Hess' 100. Geburtstag in der Galerie des Klosters Karthaus in Konz. Bärbel Schulte vom Städtischen Museum Simeonstift in Trier hatte 21 Bilder ausgewählt, um die bedeutenden Stationen im künstlerischen Leben des großen Trierer Malers aufzuzeigen. Bärbel Schulte hatte das künstlerische Schaffen von Reinhard Hess einst zum Thema ihrer Dissertation gemacht.Ein Bild muss Wahrheit ausdrücken

"Jetzt, wo das Licht kürzer wird, wird es schwieriger für mich, denn das Malen ist für mich unverzichtbar. Es ist meine Art zu philosophieren", zitierte Bärbel Schulte aus dem Tagebuch des Malers. Und weiter: "Ich male, weil meine Bilder das sagen, was ich nicht mit Worten sagen kann. Ich sage es durch Form- und Farbzusammenhänge, durch Linien und Flächen oder Flecken, die entweder bewegt oder schroff, hell oder dunkel, leuchtend oder stumpf in der Farbe, die Leinwand bedecken." Hess' Interesse habe in seiner ersten Schaffensperiode der Architektur des menschlichen Körpers gegolten, so Bärbel Schulte am Beispiel von "Zwei Frauen" aus dem Jahr 1929, "den er in diesem Gemälde, auf seine Grundformen reduziert, malerisch ähnlich behandelt wie Gebäude". Ab Mitte der dreißiger Jahre verschwanden mehr und mehr die Menschen aus seinen Bildern und Hess widmete sich fast ausschließlich Landschaften, inspiriert von einer halbjährigen Studienreise nach Italien. Für die Abkehr machte Bärbel Schulte aber auch Hess' "künstlerische Isolation" durch die Nationalsozialisten verantwortlich, in deren Kulturkonzept er nicht passte. Die Nazis hatten ihn von seinem Amt als Lehrer an der Trierer Werkschule entlassen, doch unmittelbar nach dem Krieg kehrte er wieder an die Schule zurück. Hess komme ein wesentlicher Anteil am kulturellen Wiederaufbau der Stadt zu, so Bärbel Schulte in ihrem Vortrag. "Es ist mir auch vollkommen gleichgültig, ob ein Bild dem ‚letzten Schrei' entspricht, ob es modern oder postmodern ist, es muss ,gut' sein in dem Sinne, dass es ‚Wahrheit' ausdrückt", so ein Zitat aus dem Tagebuch des Künstlers. Tochter Traudel Wink (Wittlich) hat ihren Vater ("Er war ein lebendes Lexikon") als grundehrlichen Menschen in Erinnerung, "der in seinen Bildern nie nach dem modernen Zeitgeist gegangen ist, sondern so gemalt hat, wie er malen musste". Unter der Unterdrückung durch die Nazis habe er sehr gelitten, berichtet Tochter Gisela Ekholm, die in Schweden lebt, im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund . "So malt man heute nicht mehr", habe ihr Zeichenlehrer Bilder ihres Vaters kommentiert, und es dennoch nicht geschafft, ihn in die Partei zu bekommen. "Reinhard Hess hat mich künstlerisch sehr geprägt", sagt Zeitzeugin Margot Oberhausen (Trier), einst Schülerin in der Textilklasse der Werkschule. "Reinhard Hess ist der Maler der Trierer Kunstszene schlechthin", dem die Rolle des Nestors vieler Trierer Maler zukomme, so Triers Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink. "Ich freue mich sehr, dass Hess' Werk durch diese Ausstellung gewürdigt wird." Eine Feststellung, die auch Bürgermeister Winfried Manns als Initiator der Bilderschau teilte. Die Ausstellung dauert bis 23. Juni, dienstags bis freitags 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 17 Uhr, Kloster Karthaus, Brunostraße 23, Konz. Lesen Sie morgen in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" einen Bericht über den scheidenden Ortsvorsteher von Kommlingen, Werner Faber.

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