Noch ist alles in Privatbesitz

MANNEBACH. Bebaubares Land ist in der Region begehrt wie warme Semmeln. Das gilt auch für Mannebach, wenngleich es im Ort derzeit an Grundstücken fehlt. Kürzlich hat die Gemeinde deshalb beschlossen, ein neues Baugebiet in Angriff zu nehmen und damit eine Entscheidung getroffen, die viele Fragen aufwirft.

Bereits seit September läuft der Endausbau der Erschließungsstraßen im Neubaugebiet "Ober der Kirch" auf Hochtouren. Mit dem Einbau der endgültigen Fahrbahndecke soll die Maßnahme noch vor Ende der Woche abgeschlossen werden. Alle 22 Baugrundstücke sind inzwischen bebaut. Unter dem Strich hat die Gemeinde in den vergangenen rund zehn Jahren 32 Grundstücke an Bauwillige verkauft - zu "unschlagbar günstigen Preisen". "Im Baugebiet ‚Ober der Kirch' haben wir inklusive Endausbau 45 Euro pro Quadratmeter verlangt", berichtet Ortsbürgermeister Manfred Arnoldi. Verglichen mit Gemeinden im Umland liegt Mannebach damit ganz unten auf der nach oben offenen Preisskala. Nach wie vor gibt es Interessenten, die in dem 380-Seelen-Dorf bauen wollen. Die Entscheidung nicht leicht gemacht

Ein bis zwei Anfragen seien pro Monat zu verzeichnen, sagt Arnoldi. Das Problem: Derzeit besitzt die Gemeinde keinen einzigen Quadratmeter bebaubaren Landes mehr. In ihrer Oktober-Sitzung beschlossen die Ratsherren deshalb, ein neues Baugebiet in Angriff zu nehmen. Schon die Suche nach einem geeigneten Gelände hatte sich als schwierig erwiesen, denn große Teile Mannebachs liegen in einem Wasserschutzgebiet. Die nun in Frage kommende Fläche - ein Wiesengelände unterhalb der Straße nach Kümmern - befindet sich in Privatbesitz. Verkaufsverhandlungen wurden bislang noch nicht geführt. Vorab sei zu klären, ob das Gelände als Bauland geeignet ist, erklärt der Ortschef. Ein Vorteil sei, dass bereits ein Zuweg bestehe, der sich im Besitz der Gemeinde befinde und in die Erschließung einbezogen werden könne. Die Entscheidung, neues Bauland auszuweisen, hatte sich der Gemeinderat nicht leicht gemacht - auch weil keiner der Grundstücksinteressenten aus Mannebach stammt und somit die Nachfrage aus dem Ort derzeit gleich null ist. "Größtenteils handelt es sich um Leute, die in Luxemburg arbeiten und im Umland zur Miete wohnen." Auch habe es bereits ein oder zwei Anfragen aus dem "Ländchen" gegeben. Genau diese finanzstarke Klientel hat allerdings vielerorts dazu beigetragen, dass die Baulandpreise in Schwindel erregende Höhen gestiegen sind. Darin sehen auch die Mannebacher einen Anlass zur Sorge. Eine in diesem Zusammenhang womöglich entstehende Diskussion über Fremdenfeindlichkeit will Manfred Arnoldi schon im Keim ersticken. "Entscheidend ist doch, dass man auslotet, wie viele Neubürger ein Dorf verkraftet. Dabei spielt die Herkunft absolut keine Rolle." Letztlich gehe es darum, die "dörflichen Strukturen" zu erhalten. Deshalb müsse die Zahl der Neubürger überschaubar sein. Die Größe des neuen Baugebiets werde deshalb unter 20 Grundstücken liegen. "Allerdings wollen wir keine ‚Schlafstätte' für Luxemburg-Pendler errichten." Wunsch: Einfügen in die Dorfgemeinschaft

Anders ausgedrückt: Wer sich in Mannebach häuslich niederlässt, sollte bereit sein, sich in die Dorfgemeinschaft einzufügen. "Das ist bisher meistens geschehen", sagt Arnoldi. Die Notwendigkeit, ein neues Baugebiet zu erschließen, sieht die Gemeinde in erster Linie in der "Verantwortung gegenüber nachwachsenden Generationen". Laut Arnoldi gibt es einige Leute im Ort, "die sich in den kommenden Jahren mit dem Gedanken tragen könnten, in Mannebach zu bauen". Im Hinblick auf die allgemeine Preisentwicklung sei zwar eine Regelung wünschenswert, die jedoch müsse erst noch gefunden werden. Ein Bonus für Einheimische wie beispielsweise im Nachbarort Fisch sei nur schwer realisierbar. "Die Frage ist doch: Wie definiert man einen Einheimischen?" Gelte der Begriff ausschließlich für Leute, die bereits im Ort wohnen, oder auch für solche, die aus der näheren Umgebung, also auch aus Luxemburg, kommen? Letztlich müsse im Einzelfall entschieden werden. "Wohnt beispielsweise einer von zwei Bewerbern für ein Grundstück bereits in Mannebach, sollte er bevorzugt werden." Rückmeldungen aus der Bevölkerung habe es nach dem Ratsbeschluss nur wenige gegeben - "und die waren positiv", wie Ortsbürgermeister Arnoldi berichtet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort