Noch mehr Frauen für die Politik gesucht

Nach der Kommunalwahl im Mai sind insgesamt mehr Frauen in den Kreistag und die Verbandsgemeinderäte im Kreis Trier-Saarburg eingezogen. Das freut die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises. Sie sieht aber auch noch Nachholbedarf.

Hermeskeil/Schweich/Saarburg/Konz. Angela Merkel, Malu Dreyer, Ursula von der Leyen und Claudia Roth. Frauen sind Kanzlerin, Ministerpräsidentin, Verteidigungsministerin oder Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags. Frauen besetzen in der Bundes- und Landespolitik etliche Schaltstellen der Macht.
Im Kreis Trier-Saarburg sieht das anders aus: In den sieben Verbandsgemeinden (VG) im Kreisgebiet regiert mit Christiane Horsch (CDU) nur in Schweich eine Frau als hauptamtliche Bürgermeisterin. Auch die Beigeordneten sind überwiegend männlich. Auf Gemeindeebene gibt es hingegen schon einige ehrenamtliche Ortsbürgermeisterinnen: In der VG Ruwer sind es zum Beispiel sieben von 20, in der VG Hermeskeil zwei von 13.
Daumen hoch für Saarburg


Die Frauenquote in den kommunalen Parlamenten ist eher durchwachsen. Der Kreistag liegt mit 28,26 Prozent Frauenanteil vorne (siehe Grafik). Besonders erfreulich ist die Entwicklung in Saarburg. Dort wurde die Quote von 13,9 auf 25 Prozent gesteigert. Negativ verläuft die Kurve in der VG Hermeskeil. Waren zwischen 2009 und 2014 sechs von 32 VG-Ratsmitgliedern weiblich, sind es nach der Kommunalwahl im Mai nur noch zwei von 28.
Eine schnelle Erklärung dafür, warum die Frauenquote von 21,41 auf 7,14 Prozent abgesackt ist, hat auch Beatrix Becker nicht parat. Sie ist eine der beiden politisch aktiven Frauen im Hermeskeiler VG-Rat und mit großer Freude dabei. Sie bedauere es, dass zwar viele Frauen in den Listen der Parteien aufgestellt gewesen, aber nicht in den VG-Rat gewählt worden seien.
Die SPD-Politikerin ist überzeugt, dass sie auch als einzige Frau in ihrer Fraktion einen wichtigen Beitrag leisten kann. "Wir sind immer ein Team, jeder kann seine Meinung einbringen", sagt sie. Man werde eben manchmal überstimmt, unabhängig vom Geschlecht.
Als Lehrerin unterrichtet sie Sozialkunde. "Ich versuche den jungen Menschen klarzumachen, wie wichtig Politik ist, weil im Prinzip jeder von den Entscheidungen betroffen ist", sagt Becker. "Es kommt bei den Schülern immer gut an, wenn ich aus der Praxis erzähle."
Und einen Tipp für Politik-Neulinge hat sie auch parat: "Mit den Menschen reden und ein offenes Ohr für ihre Anliegen haben!"
Dass künftig mehr Frauen wie Beatrix Becker in die Politik streben, wünscht sich auch Anne Hennen. Die hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte des Kreises arbeitet seit acht Jahren an dem Thema (siehe Extra). Insgesamt gebe es im Kreis eine leichte Steigerung bei den Frauenanteilen in den Kommunalparlamenten. Sie sieht einen großen Unterschied zwischen den größeren Städten - wie Konz, Schweich und Saarburg - und besonders ländlichen Regionen, wie zum Beispiel dem Hochwald. "Je traditioneller ein Dorf geprägt ist, desto schwieriger wird es, Frauen zu finden", sagt Hennen. Hennen sieht zudem Nachholbedarf bei der Vereinbarkeit von Familie und Ehrenamt. Denn gerade in ländlichen Regionen fehle ein Angebot für Kinderbetreuung in Randzeiten. Bei der Frage, ob die Männer nicht auf die Kinder aufpassen könnten, damit die Frauen in den Gremien mitarbeiten können, lacht Hennen. "Das fände ich sehr gut!"Meinung

Ohne Umdenken klappt das nicht
Mehr Frauen in die Räte! Schön wäre es, aber eine Topquote von 28 Prozent im Kreistag ist nicht genug. Das liegt an den Parteien, die nicht genug Frauen mobilisieren. Es liegt aber auch an den Wählern, die lieber bekannte, meist männliche Gesichter statt neuer Frauen wählen. Die Gesellschaft braucht Bürger und Parteien, die sich bewusst für Frauen entscheiden. Und sie braucht Männer, die Frauen unterstützen. Nur so wird das was mit der Quote. c.kremer@volksfreund.deExtra

In den Nachbarkreisen Bernkastel-Wittlich, Eifelkreis und Vullkaneifelkreis ist man auch noch weit von einer ausgeglichenen Verteilung der Sitze zwischen Männern und Frauen entfernt: Im Vulkaneifelkreis liegt der Anteil der Frauen im Kreistag und den sechs Verbandsgemeinderäten bei 15 Prozent (26 von 172 Sitzen). In Bernkastel-Wittlich liegt der Anteil der Frauen im Kreistag sowie den Verbandsgemeinden, der Stadt Wittlich und der Einheitsgemeinde Morbach bei 24,1 Prozent (55 von 228). Im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind in den Räten des Kreistags, der Verbandsgemeinden und der Stadt Bitburg 47 der insgesamt 222 Mandate in Frauenhand, was einer Quote von 21,2 Prozent entspricht. uheExtra

Anne Hennen, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises TrierSaarburg, hat zusammen mit ihren Kolleginnen aus den Nachbarkreisen schon 2011 ein Mentoring-Projekt für Frauen entwickelt. Damit sollten mehr Frauen für Kommunalparlamente gewonnen werden. Im Rahmen des Projekts haben sie ein Netzwerk geschaffen, in dem politisch interessierte Frauen - unabhängig von der Parteizugehörigkeit - Kontakte knüpfen und Informationen bekommen können. Unter anderem haben die Gleichstellungsbeauftragten eine 30-seitige Broschüre mit dem Titel "Handbuch - Informationen für Neueinsteigerinnen in die Kommunalpolitik" verfasst. Die Broschüre ist ein kleiner Schnellkurs für Kommunalpolitik. Auf der Internetseite des Kreises unter der Adresse <%LINK auto="true" href="http://www.trier-saarburg.de" class="more" text="www.trier-saarburg.de"%> kann sie als pdf-Dokument heruntergeladen werden. cmk