"Nötig sind Offenheit und Zurückhaltung"

Saarburg · Im Rahmen der Interkulturellen Woche Saarburg haben drei deutsche Frauen über ihre Erlebnisse im Ausland referiert. Moderator Horst Steffen vom Arbeitskreis Integration in der Verbandsgemeinde Saarburg begrüßte 20 Gäste im Publikum.

Saarburg. Es gab dieses Jahr nur eine Veranstaltung im Rahmen der bundesweiten Interkulturellen Woche in Saarburg, aber die hatte es in sich. "Heimat im Gepäck" präsentierte sich zum ersten Mal in einer neuen Art und Weise: Während in den vergangenen Jahren vor allem Ausländerinnen und Ausländer über ihre Erfahrungen in und mit Deutschland berichtet hatten, ging es diesmal um drei deutsche Frauen, die lange Zeit im Ausland gelebt haben: Claudia Junker in Russland, Susanne Kersting-Kuhn in Bolivien und Monika Schwabbauer in Taiwan und China.
Moderator Horst Steffen vom Arbeitskreis Integration in der Verbandsgemeinde Saarburg begrüßte 20 Gäste im Publikum. Er befragte die Referentinnen nach den Unterschieden zwischen den Verhaltensweisen und Mentalitäten von Deutschen und den Menschen aus den fremden Ländern. Während Junker und Schwabbauer von der größeren Offenheit und Lockerheit der Russen und Taiwanesen schwärmten, berichtete Frau Kersting-Kuhn von den Widrigkeiten der "bolivianischen Uhrzeit"
Deutsche Tugenden im Gespräch


Ihre einheimischen Gesprächspartner kamen regelmäßig und zum Teil erheblich zu spät zu gemeinsamen Treffen. Aber auch sie lernte in Bolivien, dass nicht alles perfekt organisiert sein müsse, um zu gelingen. Deutsche würden im Ausland vielfach als pünktlich, effizient, durchorganisiert und "extrem direkt" gelten.
In der Diskussion wurde aber auch deutlich, dass dies Klischees seien, die eben nicht für alle Deutsche zuträfen. Aus dem Publikum kam die Frage nach den Eigenschaften, die man heute im Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen brauche. Toleranz, das Akzeptieren ohne zu bewerten und Sprachkenntnisse wurden hier ebenso genannt wie das Wissen um die verschiedenen Mentalitäten in anderen Ländern.
Vor allem gelte es, nicht immer Dinge besser zu wissen. "Offenheit und Zurückhaltung sind wichtige interkulturelle Kompetenzen", sagte Kuhn.
Gemeinsam kritisierten die Referentinnen die deutsche Politik, die sich zu stark gegenüber Einwanderungswilligen abschotte. Auf die ständige Forderung an die Adresse der Migranten in Deutschland nach Integration angesprochen berichtete Susanne Kersting-Kuhn von der deutschen Gemeinde in Bolivien, die nun schon in der zweiten und dritten Generation nicht integriert sei.
Abschließend wurden die unterschiedlichen Sichtweisen von Heimat deutlich. Heimat, das sind für Junker drei Städte, mit denen sie prägende Erlebnisse verbindet. Kuhn hingegen benannte keinen speziellen Ort. Heimat sei für sie vor allem dort, wo die für sie wichtigen Menschen leben würden. Für Schwabbauer kann es nur eine Heimat geben. Die Gegend und die Region, wo sie aufgewachsen sei und deren Dialekt sie spreche: den Kreis Trier-Saarburg und in erster Linie Beurig. red

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