Nullnummer: Polizei zählt an der falschen Stelle - Diskussion über Zukunft des Radaktionstags Saarpedal

Saarburg · Wie es mit Saarpedal weitergeht, will die Saar-Obermosel-Touristik nach den Sommerferien mit den Gemeinden an der Saar und den Mitveranstaltern diskutieren. Klar ist bislang nur, dass die Erhebung der Teilnehmerzahlen in Teilen fragwürdig ist.

 Zahlen allein sind nicht entscheidend: Freie Straßen für Radfahrer reichen nicht aus, um große Massen zum Aktionstag Saarpedal zu locken. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Zahlen allein sind nicht entscheidend: Freie Straßen für Radfahrer reichen nicht aus, um große Massen zum Aktionstag Saarpedal zu locken. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Saarburg. Eine für Veranstalter und Journalisten wichtige Frage ist immer die nach der Zahl der Teilnehmer an einer Großveranstaltung. Wenn keine Tickets verkauft werden, ist die Zahl oft nur zu schätzen. Oft zählt die Polizei in Stichproben, wie viele Besucher dann etwa an einem verkaufsoffenen Sonntag oder eben Saarpedal unterwegs waren. 15 000 sollen es beim diesjährigen Radelspaß zwischen Konz und Merzig gewesen sein. 2014 wurde die Teilnehmerzahl von der Polizei auf 25 000 Besucher geschätzt.
Wie die Besucherzahlen ermittelt werden, erklärt Markus Kohl, Leiter der Polizeiinspektion Saarburg: "An der Brücke in Konz und an dem Abzweig B 419/B 51 in Saarburg, werden um 10 und 14 Uhr 15 Minuten lang alle Verkehrsteilnehmer gezählt. Dieser Wert wird dann auf eine Stunde hochgerechnet und fließt nach einem Schlüssel in die Gesamtzahl ein."Erfassung abseits der Strecke


So weit die Theorie - in der Praxis ist es dann so, dass vereinzelt null Besucher gezählt werden, weil ein Punkt, an dem die Daten erhoben werden, überhaupt nicht an der für Saarpedal ausgewiesenen Strecke liegt. "Weshalb wir etwa Besucher am Kreuzungspunkt der B 407/B 51 zählen sollen, obwohl die Strecke dort seit Jahren nicht mehr langläuft, ist mir auch rätselhaft", sagt Kohl. Die Zählpunkte seien vor vielen Jahren festgelegt worden. Wer das gemacht habe und welche Kriterien für die Entscheidung ausschlaggebend waren, ließe sich auch nicht mehr rekonstruieren, sagt Kohl.
In diesem Jahr sei es so gewesen, dass man sich bei der ersten Presseanfrage auf der Saarburger Wache auf eine "offizielle Zahl" von 15 000 Besuchern verständigt habe, auch weil laut Kohl die diensthabenden Polizisten den Eindruck gehabt hätten, dass weniger los gewesen sei als im Vorjahr. Kohls persönlicher Eindruck auf der Strecke war, dass viel los war und an allen Aktionspunkten viele Menschen unterwegs waren.
Die Geschäftsführerin der Saar-Obermosel-Touristik, Stefanie Koch, ist dann doch erstaunt, wie die Besucherzahlen ermittelt werden. "Dass hier zum Teil von der Polizei an Punkten gezählt wird, die gar auf der Route liegen, überrascht mich doch", sagt die Organisatorin der Großveranstaltung auf TV-Anfrage. Auch sie habe unterwegs den Eindruck gehabt, dass es voll war.
Auf die Frage, wie es mit Saarpedal bei sinkenden Teilnehmerzahlen weitergeht, will Koch keine definitive Antwort geben: "Sicher ist, dass die Zahl der Teilnehmer nicht darüber entscheidet, wie es mit Saarpedal weitergeht", sagt Koch. Gespräche über die Zukunft würden mit den Kommunen und Kreisen erst nach den Sommerferien geführt werden.Meinung

Konzept überarbeiten
Eine Bundesstraße, die einen Tag im Jahr nur für Radler an einem Tag offen ist? Das war 1993 ein tragfähiges Konzept. Doch 22 Jahre später geht dieses Konzept nicht mehr richtig auf, auch wenn sich auf der Strecke viele Vereine bemühen, dem Aktionstag Leben einzuhauchen. Es ist sicher richtig, die von der Polizei ermittelten Zahlen nicht in den Mittelpunkt der Debatte um die Zukunft der Veranstaltung zu stellen. Trotzdem sollte man sich Gedanken machen, wie es weitergehen kann. Andere Regionen nutzen solche Tage längst, um für sich und ihre Produkte zu werben. Das hat den Charme, dass die Menschen aus der Region etwas kennenlernen, was sie teils vorher nicht kannten. Zudem werden Touristen gezielt angelockt, denn sie können neben Radfahren auch etwas erleben, was sie aus ihrer Heimat nicht kennen. Ein überarbeitetes Konzept könnte auch Raum für sportliche Angebote bieten. Warum nicht Mountainbiker an so einem Tag mal auf eine Waldtour locken, oder Inline-Skatern die Möglichkeit bieten, unter Anleitung, geschützt mit Helm und Protektoren die Berge runterzurasen? saarburg@volksfreund.deExtra

Den Radaktionstag Saarpedal gibt es seit 1993. Er zählt damit zu den ältesten in Rheinland-Pfalz. Anfangs haben sich 120 000 Radler auf ihr Fahrrad gesetzt, um die rund 40 Kilometer entlang der Saar ohne Autos zu genießen. Die wenigsten Teilnehmer wurden 2013 gezählt. Bei strömendem Regen machten sich damals nur rund 6000 Radler auf den Weg nach Merzig. itz

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