Verkehr Nur ein Tunnel hilft der Stadt

Konz · Fünf Jahre lang hat ein Planungsbüro den Verkehr in Konz erforscht. Die wichtigste Erkenntnis daraus ist denkbar einfach: Die Stadt bekommt den Verkehr nur aus der Innenstadt, wenn viel Geld ausgegeben wird.

 Stau in der Schillerstraße: ein Engpass für den Verkehr mitten in Konz. TV-Foto: Friedemann Vetter

Stau in der Schillerstraße: ein Engpass für den Verkehr mitten in Konz. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Konz Ein Ingenieurbüro hat den Verkehr in Konz im Auftrag der Stadt Konz und des Landesbetriebs Mobilität analysiert. Dafür hat das Büro in fünf Jahren 13 Zählungen veranlasst, 22 000 Autofahrer befragt und etliche Planvarianten durchgespielt. Größte Aktion war eine Zählung im Jahr 2012 ("Boxenstopp für die Verkehrsstatistik", TV vom 15. Juni 2012). Die Planer haben Problempunkte ausgemacht, Verkehrszahlen errechnet und Szenarien mit möglichen Lösungen erstellt. In der jüngsten Sitzung des städtischen Bauausschusses haben sie die Ergebnisse präsentiert. Diese machen deutlich, dass Konz eine "Transitstadt" (Bürgermeister Karl-Heinz Frieden) ist. Die Menschen durchqueren sie vom Saartal und den Stadtteilen aus in Richtung Trier und Luxemburg. Laut der Studie sind 33 Prozent der Fahrzeuge in Konz Durchgangsverkehr. Größte Herausforderung für die Planer sind die Gleise und die Saar, die die Stadt zerteilen. Damit bestätigt die Untersuchung, was die meisten Konzer geahnt haben.

Problempunkte Der Geschäftsführer des Ingenieurbüros V-Kon, Markus Werhan, bringt das Problem auf den Punkt: "Wir müssen die Konzer von der einen auf die andere Seite bringen - über die Saar oder die Bahngleise." Sein Mitarbeiter Nico Schmitt stellt die wichtigsten Ergebnisse dem Bauausschuss vor. Schwachstellen der Verkehrsinfrastruktur macht er an der Konzer Brücke (21 400 Autos täglich) sowie in der Grana- und Schillerstraße (bis zu 17 140 Fahrzeuge) aus. Auch am Möbel-Martin-Kreisel sei in Stoßzeiten viel los, allerdings seien die Wartezeiten kürzer als an den anderen Stellen. Viel Verkehr gibt's auch in der Wiltinger Straße (16 200 Fahrzeuge) und in der Michael-Scherer-Straße (15 500 Autos). Die Abzweigung Wiltinger Straße/Niedermenniger Straße sei nur morgens und mittags überlastet, sagen die Planer.

B 51 neu Das Planungsbüro hat verschiedene Szenarien und Verkehrsprognosen durchgerechnet. Mögliche Auswirkungen der geplanten Autobahnmaut oder des Moselaufstiegs hat es nicht berücksichtigt. Aber ein erster Planfall tritt noch in diesem Jahr ein: die Fertigstellung der Könener Ortsumgehung.
Mehr als 10 000 Fahrzeuge fahren laut Verkehrsprognose künftig auf der B 51 neu. Der Donut-Kreisel und die Saarbrücke würden um 20 Prozent entlastet. Allerdings wären bei einer angenommenen Steigerung des Verkehrs um fünf Prozent immer noch rund 20 000 Fahrzeuge in der Innenstadt unterwegs. Das Fazit der Planer: "Der Bau der Ortsumgehung hat kaum Einfluss auf die Schiller- und die Granastraße."

Neue Tangente Eine Lösung, die alle Verkehrsprobleme in Konz auf einen Schlag wegfegt, gibt es nicht. Allerdings könnte sich der Bau einer neuen Bahnüberquerung von der K 134 (Domänenstraße) zur Straße Luxemburger Damm auf alle Knotenpunkte auswirken. Das könnte eine Brücke oder ein Tunnel sein. So würde die Schillerstraße entlastet. Bis zu 9000 Fahrzeuge täglich könnten auf die neue Straße verlagert werden. Das Fazit von Planer Schmitt: "Das hätte eine große Verkehrswirksamkeit."

Ring Das Verkehrsbüro zieht auch ein Ringsystem mit Einbahnstraßen in Betracht, um den Verkehr in der Granastraße und am Donut-Kreisel am Kopf der Saarbrücke zu reduzieren. Auf dem Ring führen laut V-Kon zwar bis zu 12 500 Autos. Die Auswirkungen wären trotzdem nur punktuell.

Rückbau im Westen Einig sind sich die Planer und Benedikt Bauch vom Landesbetrieb Mobilität, dass der Rückbau der L 138 zwischen Wasserliesch und Könen für die westliche Saarseite zu empfehlen ist. Zwei Szenarien simulieren, dass die Straße zwischen Konzerbrück und Wasserliesch geschlossen wird. 4000 Fahrzeuge würden sich laut den Prognosen von der "obsoleten Straße" (Bauch) auf die B 419 verlagern. Die Saarbrücke würde von 5000 Fahrzeugen entlastet.

Genug Platz Mehr Verkehr wird künftig auch durch den Möbel-Martin-Kreisel rollen. Doch da sehen weder die Planer noch der LBM ein Problem: Es sei genug Platz da, die Kapazität des Kreisels auszubauen, lautet der einmütige Tenor im Bauausschuss.

Diskussion Als es um die neue Brücke geht, will Bernd Henter (CDU) wissen, was sie kostet. Bürgermeister Frieden reagiert leicht gereizt: "Eine Diskussion über die Kosten bringt nichts zu diesem Zeitpunkt." Trotzdem hakt Henter später nach: "Wir haben 2012 den Auftrag für die Studie vergeben, jetzt ist 2017. Und dass wir eine Tangente brauchen, wussten wir schon damals. Statt auf die Ergebnisse zu warten, hätten wir besser einen Zuschussantrag in Mainz gestellt für eine Brücke oder einen Tunnel." Man müsse jetzt Nägel mit Köpfen machen.
LBM-Vertreter Bauch erläutert den Wert der Untersuchung: "Wir wissen jetzt genau, wo die Tangente hin muss. Und die Zahlen, die für sie sprechen, haben wir jetzt schwarz auf weiß." Und: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine mögliche Verbindung von der B 51 zur K 134 als Landesstraße klassifiziert werde, sei groß.
Wilhelm Weitzel (SPD) will wissen, ob an der Wiltinger Straße/Niedermenniger Straße ein kleiner Kreisel gebaut werden könnte. Bauch: "Morgens knackt es dort eine halbe Stunde, den Rest des Tags klappt es. Ein kleiner Kreisel würde dort aber hinpassen."
Karl-Hans Riehm (CDU) spricht die innerörtlichen Sperrungen an, die zum Teil großen Ärger unter den Konzer Bürgern verursachen - zum Beispiel die Dauerbaustellen an der Karthäuser Hauptstraße, an der K 134 und die geplante Sanierung der Saarstraße. Riehm meint: "Das wird noch eine Katastrophe in den nächsten Jahren."KommentarMeinung

Diskussion ums Geld zeichnet sich früh ab
Die Verkehrsstudie untermauert, was schon längst bekannt war: Die Gleise und die Saar trennen die Stadt Konz. Deshalb lässt sich am Verkehrsaufkommen in der Innenstadt ohne den Bau eines neuen Tunnels oder einer Brücke nichts ändern. Denn Autos können die Schienen so nur über die Schillerbrücke und die Karthäuser Bahnbrücke überwinden. In den Stoßzeiten rollen deshalb so lange weiterhin Blechlawinen durch die Schiller- und Granastraße, bis sich Bund, Land, Kreis oder Kommune opfern und in eine neue Tangente investieren. Deprimierend dabei ist, dass diese Lösung wohl weder kurz- noch mittelfristig herbeizuführen ist. Egal welche Ebene letztlich verantwortlich ist, keiner will dafür Geld ausgeben. Schon jetzt deuten sich Grabenkämpfe an. Da wird keine Ebene freiwillig vorstürmen und das Projekt aus der Portokasse bezahlen. Ein Trost bleibt: Immerhin haben die Konzer jetzt schwarz auf weiß, dass es für die Verkehrsprobleme in der Saar-Mosel-Stadt keine einfache Lösung gibt. c.kremer@volksfreund.de

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