"Nur wer das Ziel kennt, findet den Weg"

Saarburg · Auf einer Podiumsdiskussion sind gestern die Perspektiven für die Zukunft der Bildungseinrichtung des Kreises Trier-Saarburg diskutiert worden. Dabei wurde deutlich, dass Netzwerke und enge Kooperationen mit weiteren Akteuren der Region wichtige Faktoren für eine funktionierende Volkshochschule (VHS) sind.

Saarburg. "Die Probleme der Volkshochschule Saarburg lassen sich wie folgt skizzieren: Die Zahl der Teilnehmer an den Kursen sinkt, deshalb werden Ermäßigungen oder Fahrtkostenzuschüsse gestrichen", sagt Anette Barth, Leiterin der VHS Saarburg, bei der Eröffnung der Zukunftskonferenz. Rund 20 Zuhörer sind gestern in die Kulturgießerei gekommen, um zu diskutieren, wie dieser Teufelskreis durchbrochen werden könnte.Gesellschaftlicher Auftrag


Anregungen, wie mit dem Thema umzugehen ist, liefert Martin Dust. Der Referatsleiter für Erwachsenenbildung im niedersächsischen Wissenschaftsministerium stellt in seinem Impulsreferat Modelle vor, wie eine VHS sich ausrichten kann, um auch künftig ein attraktiver Bildungsanbieter zu sein. "Die große Herausforderung besteht darin, Antworten auf den gesellschaftlichen Wandel zu finden." In diesem Zusammenhang kritisiert der Bildungsreferent, dass ökonomische Fragen bei der Zusammenstellung von Bildungsprogrammen eine immer größere Rolle spielen. Die VHS erfülle einen klaren gesellschaftlichen Auftrag, so müsse sie versuchen, junge Zielgruppen an die Einrichtung heranzuführen oder im Bereich der Gesundheitsbildung enger mit den Krankenkassen zusammenarbeiten oder mit den Arbeitsämtern enger kooperieren, um etwa im Bereich von Alphabetisierungsmaßnahmen zusätzlich Fördergelder zu bekommen.
Eine Einschätzung, die auch Franz-Josef Barzen, Leiter der Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit in Saarburg, teilt. So habe seine Behörde etwa im vergangenen Jahr 92 Qualifizierungsmaßnahmen der VHS Saarburg gefördert. Barzen räumt aber ein, dass eine gezielte Kooperation oft daran scheitere, dass der Bildungsträger geforderte Zertifikate oft nicht nachweisen könne. Für Saarburg sieht er aber Potenzial: "Wer in Luxemburg arbeiten möchte - etwa im Einzelhandel oder im Bereich der Pflege - muss französisch sprechen."
Rudolf Hahn, Leiter der VHS Trier, warnt aber auch: "Volkshochschule kann nicht alles. Sie muss klare Schwerpunkte definieren, um sich ein individuelles Profil zu geben." Genauso wichtig sei es aber auch, Wege zu finden, wie sich bestimmte Angebote finanzieren lassen. So erhalte die VHS Trier in diesem Jahr Drittmittel von circa 450 000 Euro. "Wir müssen uns besser vernetzen und mit externen Partnern stärker kooperieren", fordert Hahn.
Eine Position, die auch Colin Mc Convey, Schülersprecher am Gymnasium Saarburg, teilt: "Die VHS hat in meiner Generation ein Imageproblem. Meine Mitschüler glauben zu 95 Prozent, das sei eine Schule für ihre Oma." Aber die VHS könne auch in den Schulen mit ihrem Angebot auftreten - etwa in den Bereichen Methodentraining oder Berufsberatung. Neue Lernplattformen für den Unterricht - etwa Moodle - beurteilt Mc Convey skeptisch. "Im Schulunterricht gibt es dafür noch zu wenige Regeln, und ob sie für den Volkshochschulbereich funktionieren, bezweifele ich."
Dusts Fazit nach drei Stunden Diskussion ist ein Zitat des chinesischen Philosophen Lao-Tse: "Nur wer das Ziel kennt, findet den Weg." Für den niedersächsischen Bildungsexperten ist das Fazit klar: "Volkshochschulen müssen gut sein. Was das im Einzelnen bedeutet, müssen sie aber definieren und mit ihren Partnern aushandeln."Extra

Als erste Volkshochschule wird die Humboldt-Akademie in Berlin bezeichnet, in der ab 1879 wissenschaftliche Ergebnisse vermittelt wurden. Einfluss auf die Entwicklung der VHS hatte die dänische Heimvolkshochschule Grundtvigscher Prägung. Nikolai Frederik Severin Grundtvig gilt als der Begründer der ersten (Heim-)Volkshochschule im Jahre 1844. Man versteht heute Erwachsenenbildung als organisierte Form des lebenslangen Lernens. itz

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