"Oh, wie ist das schön…"

SCHWEICH. Teuflinnen, Engel, Clowns, Unkostümierte - all' diejenigen, die Karneval lieben, ließen sich am Fastnachtsamstag von witzigen Büttenrednern, grazilen und grobmotorischen Tänzern sowie guten Musikern in der Galasitzung in der Bodenländchenhalle unterhalten.

 Wenig grazil und deshalb immer gerne gesehen: das Männerballett aus den eigenen Reihen des Schweicher Karnevalvereins.Foto: Katja Krämer

Wenig grazil und deshalb immer gerne gesehen: das Männerballett aus den eigenen Reihen des Schweicher Karnevalvereins.Foto: Katja Krämer

Erziehungsurlaub, das hört sich nach Freizeit, Spielen und einer schönen Zeit im Leben an, dachte sich "ein emanzipierter Ehemann" (Sascha Schmitt). Doch die Realität entpuppte sich als eine andere, und wie anders sie ist, daran ließ der Büttenredner des SKV das närrische Publikum in der nicht ganz voll besetzen Bodenländchenhalle teilhaben. Ans Narrenpult wagte sich auch der zehnjährige Uwe Kremer. Er nutzte die Galasitzung, um mal richtig Dampf über Eltern und Lehrer abzulassen. "Wie enn Aalen", freute sich Sitzungspräsident Helmut Winnebeck über den Nachwuchs, der souverän Witze am laufenden Band servierte. Uwes leichtes Lampenfieber vertrieben hat "die Freude, dass ich die Leute zum Lachen bringen kann".Herzschmerz-Melodien und Tanzästhetik

Aller guten Dinge sind drei, auch in der Bütt: Mit ihrer Rechenaufgabe brachten Erwin Meisberger, Doris Schlöder und Karin Weber die Karnevalisten zum Schmunzeln. Danach war Schluss mit den Vorträgen über alltägliche Ärgernisse und Kuriositäten und die Bühne gehörte den Tänzern und Musikern. Für mallorquinische Gefühle sorgte Dieter Thörnich, als er Schlager mit viel Herzschmerz ins Mikrofon hauchte. Ansonsten schlüpfte er an diesem Abend in die Rolle des Animateurs. Als Clown verkleidet, stimmte er so oft "Oh, wie ist das schön ..." an, bis der Ohrwurm zum Selbstläufer als Lob für gelungene Vorträge wurde. Nicht nur von Karneval, sondern auch am Marterpfahl gefesselt erlebte SKV-Vorsitzender Michael Schröder die Stimmungslieder, gespielt vom Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Schweich. Junge Akteurinnen, originell verkleidet von der Ägypterin bis hin zur Chinesin, und die Showtanzgruppe der Juniorengarde nahmen das Publikum mit auf eine Reise um die Welt. Unter den kritischen Augen ihrer Majestäten, Prinzessin Ursula I. von der helfenden Zunft und Jörg III. von Bit und Byte, eroberten die Stadtprinzen-, die Juniorengarde und Solo-Mariechen Katja Zander die Bühne. Wenig grazil, und gerade deshalb so gerne gesehen, präsentierte sich das Männerballett des SKV als Cheerleader. Trotz des einen oder anderen rundlichen Bauchs oder der strammen Waden hatten die Herren keine Hemmungen, bauchfrei und im knackigen Mini über die Bühne zu tanzen, zu springen oder Rad zu schlagen. Für ein paar Minuten entledigte sich auch der Elferrat der Kappen und führte ein Tänzchen auf. Um pure Ästhetik ging es, als das Tanzpaar des SKV, Marc Bitter und Vanda Heinen, beschwingt über die Bühne zu gleiten schien. Mit flotten Tanzschritten, akrobatischen Einlagen, einem begeisternden Synchronismus und einem Dauerlächeln in den Gesichtern hatten sie die Gunst der Narren vom ersten Tanzschritt an gewonnen. Wenn es im SKV darum geht, eine kesse Sohle aufs Parkett zu legen, dann hört man immer wieder zwei Namen: Marika Klassen und Jenny Schlöder. "Nach Karneval ist für uns wieder vor Karneval" sagen die beiden SKV-Trainerinnen für Garde- und Showtanz. Beide haben Spaß an der Bewegung, an der Choreographie, an der Kostümierung und natürlich an der Fastnacht. Zweimal die Woche wird das ganze Jahr über geprobt. "Das Einstudieren des Tanzes mit den Männern hat mehr Nerven gekostet", sagt Marika Klassen schmunzelnd. Beide haben festgestellt: "Frauen können schwierigere Schritte machen, und Männer wollen mehr Pausen."

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