Ohne Netz auf dem Todesrad

HERMESKEIL. "Nicht überall werden wir so herzlich empfangen wie in Hermeskeil", sagt Zirkusdirektor Georg Frank. Mit dem "Arena" gastiert er bis Montag in Hermeskeil und bietet Zirkus zum Mitfühlen, jenseits von Glitter und Weltsensationen.

 Henry Francello und seine Friesenhengste gehören zu den Höhepunkten im Programm des Zirkus "Arena". Der von Familie Frank geführte Traditionsbetrieb bleibt noch bis Montag in Hermeskeil.Foto: Joachim Johanny

Henry Francello und seine Friesenhengste gehören zu den Höhepunkten im Programm des Zirkus "Arena". Der von Familie Frank geführte Traditionsbetrieb bleibt noch bis Montag in Hermeskeil.Foto: Joachim Johanny

Kein Zirkus der Superlative, sondern ein "echter" Zirkus möchte das Ensemble der Familie Frank sein. Solide Zirkuskunst anstatt abgehobener Hochglanznummern. Drahtseilakrobatik ohne Sicherheitsnetze, Tiere hautnah erleben, sich in die Kindheit zurückversetzen lassen - die zahlreichen Besucher der festlichen Premiere am Donnerstag bestätigten mit ihrer Begeisterung, dass diese Ansprüche erfüllt werden."Wir versuchen, unseren Besuchern etwas ganz Besonderes mitzugeben", betont Georg Frank. Jongleure, Drahtseilkünstler und Clowns ermöglichen eine Zeitreise: So sah ein Zirkus auch vor 100 Jahren aus. Doch damals hatte er noch keine Konkurrenz durch MTV, Pokemon und die Playstation 2.Dennoch: Besonders die Kinder kommen auf ihre Kosten. Mit offenen Mündern und strahlenden Augen verfolgen sie die Kunststücke der dreißig Akteure und haben das Freizeitangebot der technisierten Wohlstandsgesellschaft zwei Stunden lang völlig vergessen. In dem kleinen liebevoll ausgestatteten Zirkuszelt - im Jargon "Chapiteau" genannt - galoppieren temporeich Friesenhengste durch die Manege, Clowns bringen die Menschen zum Lachen."Das ist besser als die Glotze", sagt der Zirkusdirektor mit Leib und Seele. Und er scheint einem kleinen Mädchen aus der Seele zu sprechen, dass mit weit aufgerissenen Augen den Feuerschlucker beobachtet oder mitfiebert, wenn Messer haarscharf an der Akteurin im Glitzerkostüm vorbeifliegen. Vor allem Kinder können sich mit den Akrobaten identifizieren, schauen begeistert unter das mit Sternen übersäte Zirkuswelt, zittern mit, wenn eine junge Frau auf einem Seil freihändig durch die Lüfte schaukelt.Letzte Vorstellung am Montag

Auch die erwachsenen Besucher staunen, wenn Natascha Frank in einer goldenen Kugel verschwindet, Dromedare in die Manage laufen und ein Fakir Samuraischwerter durch die Kugel sticht, in der sich die Artistin räkelt. Der Puls schlägt schneller, wenn sich die Gebrüder Frankello in elf Metern Höhe unter dem Trommelwirbel der Live-Band auf das Todesrad - ohne Auffangnetz - schwingen.Heute um 15 und 18 Uhr, am Sonntag um 11 und 15 Uhr und am Montag um 15 Uhr präsentiert die Familie Frank ihre Zirkus-Kunst in Hermeskeil am Platz an der Saarstraße beim Hotel Tivoli. Nach dem Gastspiel in Hermeskeil schlägt das Familienunternehmen seine Zelte in Birkenfeld auf.Zirkusdirektor Georg Frank tritt selbst als Clown auf. Und wie das bei Clowns so ist: Er sagt vieles mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zirkus ist seine Welt und die Welt seiner Familie, doch oft ist es auch ein Kampf ums Überleben. "Dieses Stückchen Kultur muss erhalten bleiben", sagt Frank. Die strahlenden Kinderaugen und der Applaus geben ihm Recht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort