Ordensleitung der Franziskaner nimmt Schließung nicht zurück - Menschen bitten Papst um Hilfe für Hermeskeiler Kloster

Hermeskeil · Binnen vier Monaten haben 6567 Menschen Listen und Petitionen für den Erhalt des Hermeskeiler Franziskanerklosters unterschrieben. Dessen für Herbst 2016 angekündigte Schließung können sie nicht mehr verhindern. Das hat die Ordensleitung in München noch einmal deutlich gemacht. Vielleicht wird aber dennoch auch künftig Leben im "Klösterchen" sein.

 Mitglieder der Klostergemeinde Hermeskeil vor ihrem Klösterchen: Für den Erhalt setzen sich nicht nur sie, sondern auch Stadt und Verbandsgemeinde ein. TV-Foto: Ursula Schmieder

Mitglieder der Klostergemeinde Hermeskeil vor ihrem Klösterchen: Für den Erhalt setzen sich nicht nur sie, sondern auch Stadt und Verbandsgemeinde ein. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Hermeskeil. Dass sich die Türen des Hermeskeiler Franziskanerklosters im Herbst 2016 schließen, ist wohl unwiderruflich beschlossen. "Die Entscheidung ist gefallen und veröffentlicht." So lautet die Antwort von Provinzialminister Cornelius Bohl auf eine aktuelle Anfrage unserer Zeitung, die bereits mehrfach über das Thema berichtet hat. Bohl steht den Franziskanern in Deutschland vor. Es ist die erste öffentliche Äußerung, seit die Ordensleitung im Mai ankündigte, dass das Kloster mit seinen aktuell vier dort lebenden Brüdern keine Zukunft mehr hat.
Allerdings macht Bohl gegenüber dem TV auch Aussagen, die aus Hermeskeiler Sicht zumindest als kleiner Hoffnungsschimmer zu werten sind. Denn der Ordensobere sagt: "Natürlich stellt sich die Frage, was nach der Schließung mit dem Gebäude und der Kirche geschieht. Es ist auch uns ein Anliegen, dass dort nach Möglichkeit auch in Zukunft ein geistlicher Ort bestehen bleibt. Auch wenn das Kloster in der bisherigen Form als Kloster endet, kann ja vielleicht etwas Neues entstehen."
Dafür gebe es erste Überlegungen, die Bohl aber selbst als "sehr vage" bezeichnet. "Was das genau heißen könnte und ob das gelingt, ist noch völlig offen. Daher möchte ich auch keine Hoffnungen wecken, die dann wieder enttäuscht werden könnten", sagt der Provinzialminister.
Dass sich die Ordensleitung mit einer möglichen alternativen Nutzung - in welcher Form und Trägerschaft auch immer - befasst, dürfte ein Mitverdienst der Klostergemeinde sein. Seit Mai haben ihre Mitglieder laut jüngster Zählung 5247 Unterschriften gesammelt. Hinzu kamen 1320 Unterzeichner bei einer von Sandra Serwene-Hackmann initiierten Online-Petition. Außerdem wandte sich nicht nur die Klostergemeinde schriftlich an den Orden mit der Bitte, die Entscheidung zu überdenken.
Auch Stadt und Verbandsgemeinde brachten einstimmig Resolutionen auf den Weg. Darüber hinaus schrieben etliche Bürger die Ordensleitung persönlich an. Laut Karolin Frey erhielten sie darauf aber nur bedauernde Standardbriefe. Sogar an das Bistum Trier und an den Papst wandten sich die Menschen in ihrer Not. Mit einer derartigen Betroffenheit hatte in München, dem Hauptsitz der Franziskaner, keiner gerechnet.
"Ich weiß und erlebe selbst, welche Reaktionen die Entscheidung unserer Provinzleitung ausgelöst hat", räumt Bohl gegenüber dem TV offen ein. Dechant Clemens Grünebach würde etwaige Bemühungen des Ordens in jedem Fall unterstützen, wie er versichert: "Das wäre eine tolle Sache, die wir von der Pfarreiengemeinschaft und vom Dekanat mittragen würden."
Er würde sich freuen, wenn der Orden "mit der Bitte um Hilfe in welcher Form auch immer" auf die Pfarreiengemeinschaft zukäme, so Grünebach.
Auch Stadtbürgermeister Mathias Queck signalisiert Unterstützung - "und zwar nicht nur ideell, sondern auch finanziell". Sollten die Überlegungen konkreter werden, würde das ihn, den Rat und viele Menschen vor Ort sehr freuen. Beim Kloster handele es sich um "ein voll funktionsfähiges Haus, dessen Infrastruktur eine intakte Klostergemeinde" nutze.Extra

Für viele Menschen im Hochwald gehört das Hermeskeiler "Klösterchen" seit frühester Kindheit zu ihrem Leben. Von der Lebendigkeit der Gemeinschaft, darunter viele junge Familien, zeugen gut besuchte tägliche Gottesdienste, das seit Jahrzehnten musikalisch begleitende Klosterensemble und vielfältiges ehrenamtliches Engagement. Beispiele dafür sind: Bibel- und Taizé-Gebetskreise, Konzerte, die Missionsgruppe "Helping Hands" oder selbst organisierte Kindergottesdienstkreise. Schon 1922 wirkten Brüder des Franziskanerordens in Hermeskeil, wo sie 1930 ein eigenes Klostergebäude errichteten. Das Hermeskeiler Klösterchen ist inzwischen das einzige übrig gebliebene Franziskanerkloster in Rheinland-Pfalz und im Saarland. urs

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