Ordensschwestern sagen leise Auf Wiedersehen

Kell am See · Mehr als 70 Kinder der Kita St. Michael, deren Eltern und das Team der Erzieherinnen haben sich am Freitagnachmittag von "ihren" Ordensfrauen verabschiedet. Die Schwestern Maria-Regina, Notburga-Elisabeth und Anna-Gertraud verlassen Kell.

 Kinder der Kita verabschieden sich von den Schwestern Anna-Gertraud, Maria-Regina und Notburga-Elisabeth (von links). TV-Foto: Tobias Thieme

Kinder der Kita verabschieden sich von den Schwestern Anna-Gertraud, Maria-Regina und Notburga-Elisabeth (von links). TV-Foto: Tobias Thieme

Kell am See. Die Oblatinnen sagen leise ade. 55 Jahre lang waren die Ordensschwestern in Kell am See und haben als Leiterinnen der Kita St. Michael die Kleinen unter ihre Fittiche genommen. Allein Schwester Maria-Regina war 31 Jahre in Kell. Die drei Nonnen folgen nun dem Ruf aus ihrem Ordenskloster im österreichischen Linz, in das sie zurückkehren.
Die Kinder haben in den vergangenen Wochen kräftig geprobt, denn jede Gruppe verabschiedete sich mit einem eigenen kleinen Stück. Etwa mit einem Schneckentanz, bei dem sie kleine Schneckenhäuser auf dem Rücken tragen. Oder dem Rosentanz, einer Choreografie, bei der die Kleinen mit den langstieligen Blumen winken."Die Zeit in Kell, die ist vergangen, was Neues wird angefangen, (…) ganz Kell wird euch vermissen, zum Abschied wir euch grüßen": So schallt es aus mehr als 70 Kinderkehlen.
Die Oblatinnen werden etwas Neues beginnen. Von Mitte September an werden sie sich in Österreich um Jugendliche in einem Internat kümmern. "Ich bin immer offen für Neues, aber der Abschied fällt schon schwer. Hier ist eine enge Gemeinschaft gewachsen", sagt Schwester Maria-Regina. Sie sagt das leise, der ganze Rummel scheint ihr etwas unangenehm zu sein. Aber das Überraschungsprogramm der Kinder hat sie begeistert. "Die Kinder haben sich so intensiv auf diesen Tag vorbereitet", ist sie überzeugt. Zum Abschluss der Vorführung überreicht jedes Kind eine Rose. Die Schwestern revanchieren sich mit einem kleinen Päckchen und einem Kreuz für jedes Kind. "Das hänge ich aber in meinem Zimmer so hoch, dass meine Schwester nicht drankommt", sagt der sechsjährige Leon und grinst.
Nach den Vorführungen trudeln auch die Eltern im Kindergarten ein, um sich bei einem Glas Sekt oder Orangensaft bei den im ganzen Ort beliebten Schwestern für ihre Arbeit zu bedanken. Das tun sie mit einem kleinen Theaterstück, dessen Puppen - die den Schwestern verblüffend ähnlich sehen - als Erinnerungsstück mit nach Österreich gehen werden. "Wir wollen sie so in Erinnerung behalten, wie sie sind. Die drei sind nicht aus der Welt, es geht ja nur nach Österreich", sagt die Sprecherin des Elternbeirates Elisabeth Lempges. "Sie waren so warmherzig, hatten selten einen schlechten Tag und für alle ein offenes Ohr." Man spürt, dass das sehr aufrichtig gemeint ist. Und dann rollt doch noch eine Träne. Für viele Eltern, die selbst schon in Obhut der Schwestern waren, ist das ein sehr emotionaler Tag.
Anfang August wird Ulrike Neubauer neue Leiterin des Kindergartens, wie Elke Wilger von der Kita sagte. Neubauer hat 20 Jahre lang für die Kita gGmbH Koblenz Führungsaufgaben übernommen. Der Orden der Oblatinnen des Heiligen Franz von Sales wurde 1866 von Pater Louis Brisson und Leonie Aviat in Troyes in Frankreich gegründet. Dort befindet sich das Mutterhaus der Ordensgemeinschaft. Weltweit gibt es etwa 350 Schwestern. Ihre Hauptaufgabe ist die Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Sie leiten daher vor allem Internate, Schulen und Kindergärten. Der Ordensname leitet sich vom lateinischen "oblatus" - übersetzt "dargebracht" oder (Gott) "geweiht" - ab. Auch die "Oblate", die als Hostie in katholischen Gottesdiensten verwendet wird, stammt von diesem Wort ab. ax

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