Organist in sechs Wochen

TAWERN. Zu Hause ist Thomas Koltes tagsüber eher selten anzutreffen. Im kirchlichen wie im weltlichen Bereich ist der 21-Jährige ein gefragter Mann. Obwohl immer auf dem Sprung, ist ihm doch eines wichtig: die Nähe zu seinem Heimatort Tawern.

Hoch über den Köpfen der Gläubigen fühlt sich Thomas Koltes in seinem Element. Auch wenn man ihn nicht sieht, zu überhören ist er kaum. Der 21-Jährige ist angehender Kirchenmusiker, und hin und wieder spielt er auch in seinem Heimatort die Orgel. Er sei eine Art "Spätberufener", sagt Koltes augenzwinkernd. Erst im Alter von 15 Jahren habe er die Musik für sich entdeckt. "Bis dahin konnte ich kaum Noten lesen." Doch dann sei alles quasi hoppla-hopp gegangen. Zu seinem ersten Einsatz kam er bereits sechs Wochen, nachdem er erstmals auf einer Orgelbank gesessen hatte. "Unser Organist in Tawern war erkrankt, und ich wurde gefragt, ob ich den Job übernehmen könne." Den Gottesdienst am folgenden Sonntagmorgen habe er schließlich mehr oder weniger gut "über die Bühne gebracht". Seither sind rund sechs Jahre vergangen. Inzwischen macht Thomas Koltes eine Ausbildung zum Kirchenmusiker an der Bischöflichen Kirchenmusikschule in Trier. Im Herbst steht die Prüfung an. Seit rund drei Jahren ist der 21-Jährige Leiter des Kirchenchors Taben-Rodt, seit dem vergangenen Jahr auch Chorleiter und Organist in Serrig. Im Hauptberuf arbeitet der gelernte Schreiner derzeit als Hausmeister in einer Jugendhilfeeinrichtung in Taben-Rodt. Wer glaubt, mit all dem habe der junge Tawerner genug zu tun, der irrt. Intensiv kümmert sich Thomas Koltes um die Jugendgruppe des Ortes. Genauer: Seit vier Jahren ist er ihr Vorsitzender. Koltes berichtet, das Angebot für Jugendliche ab 16 Jahren sei in Tawern bis vor fünf Jahren eher dürftig gewesen. Es habe über Jahre hinweg keinen festen Treffpunkt gegeben. "Wir gingen der Gemeinde so lange auf die Nerven, bis wir schließlich einen Raum im Kellerbereich einer Bankfiliale bekamen." Den hätten die jungen Leute selbst auf Vordermann gebracht, und seither sei auch die Jugendgruppe aufgelebt. Thomas Koltes sitzt im Pfarrgemeinderat und ist Mitglied in der Tawerner Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes. Auch im Karnevalverein ist er aktiv. Da ist es schon etwas verwunderlich, dass sogar für eine Freundin noch Zeit zu bleiben scheint. Obwohl meistens unterwegs, ist dem viel beschäftigten jungen Mann doch eines sehr wichtig: die Nähe zu seinem Heimatort Tawern - "In erster Linie wegen meiner Freunde und der Vereine. Ich würde nie freiwillig hier weg gehen."

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