Ort der Ruhe und inneren Einkehr

KANZEM. Allen voran gingen die Kinder mit Pauken und Schellen. Zuerst betraten sie den Garten der Jugend, ehe sie durch den Garten der Reife in den Garten des Abschied-Nehmens gelangten. Mit einer feierlichen Prozession weihten die Kanzemer ihren Philosophischen Friedhofsgarten ein, der gleichzeitig das Pilotprojekt des Landes Rheinland-Pfalz zu einer neuen Friedhofskultur ist.

"Ich hoffe, dass dies ein Ort für alle Kanzemer und Nicht-Kanzemer werden wird", sagte Ortsbürgermeister Günter Frentzen bei der Begrüßung der etwa einhundert Eröffnungsgäste, unter ihnen Vertreter aus Politik und Verwaltung. "Ein Ort, an dem man zur Ruhe kommt und Frieden sucht, zuallererst bei sich selbst." Der Friedhofsgarten sei "ein Werk von sehr, sehr vielen", sagte Frentzen. Alle Vereine des Ortes und zahlreiche Bürger hätten sich finanziell oder mit tatkräftiger Unterstützung an dem Projekt beteiligt. Die Idee für den Garten sei im Jahr 2000 entstanden bei einem Rundgang des Umwelt- und Kulturausschusses, erläuterte Frentzen. Damals habe man beschlossen, die ungenutzte Erweiterungsfläche des Friedhofs mit seinem kleinen Bachlauf neu zu gestalten. Schnell habe sich ein Arbeitskreis Lebensgarten gebildet, und schon ein Jahr später hätten die Arbeiten begonnen. Die lang gezogene Fläche ist in vier Abschnitte unterteilt, die jeweils einen der vier Abschnitte des menschlichen Daseins symbolisieren sollen. Dem Garten der Jugend mit seinen gewundenen Wegen und Rundbrücken sowie seiner bunten Blumenpracht folgt der Garten der Reife, in dem ein rechteckiger Pavillon steht. Für dessen 360 Glasfenster können die Kanzemer Bürger Patenschaften übernehmen. An den Garten der Reife schließt sich der Garten des Abschied Nehmens an, der durch einen breiten Wasserlauf und eine schlichtere Bepflanzung geprägt ist. Den Abschluss der Anlage bildet der Paradiesgarten, in dem sich der Bach in einem kleinen Wasserfall hinunter zur Saar plätschert. Geplant hat den Garten Rosa Vollmuth, die in Kanzem ein Büro für Gebäudesanierung betreibt. In ihre Planungen seien die Ideen vieler Menschen eingeflossen, erklärte Vollmuth. Der Garten des Lebens passe auch "gut in das Gesamtkonzept des Ortes", dessen Bürger schon mehrere öffentliche Grünanlagen mit gestaltet hätten. Nach Auskunft von Ortsbürgermeister Frentzen wird der Friedhofsgarten insgesamt etwa 170 000 Euro kosten, wovon 111 300 aus Landesmitteln zur Dorferneuerung kommen. Den Restbetrag versuche die Gemeinde durch Eigenleistungen abzudecken, erklärte Frentzen. So seien etwa 90 Prozent der Pflanzen von Bürgern gestiftet worden. Auf die Gemeinde kämen so nur geringe Restkosten zu. Die Eröffnungsfeier gestaltete neben der Kindergruppe der musikalischen Früherziehung und dem Männergesangsverein Cäcilia auch der Kunsterzieher Bruno Plum, der Gedichte und Sentenzen des griechischen Philosophen Heraklit vortrug. Nach der Segnung des Gartens durch Pfarrerin Kirsten Galla und Pastor Peter Tillmann hatten die Gäste bei einem kleinen Umtrunk im Garten der Reife Gelegenheit, über Weisheiten zu philosophieren oder einfach nur ein wenig zu plaudern.

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