Paschel muss die ganze Rechnung zahlen

Paschel · Erstmals hat die Ortsgemeinde Paschel einen Doppelhaushalt beschlossen. Im noch schuldenfreien 239-Einwohner-Dorf soll für 350 000 Euro die Brunnenstraße mit Stützmauer saniert werden. Ein Zuschussantrag wurde von Mainz abgelehnt. Begründung: Schuldenfreie Orte können das selber schultern.

 Ziegelsteine fallen bereits heraus: Ortsbürgermeister Erich Thiel weist auf die dringende Sanierung der Stützmauer aus den 1960er Jahren in der Brunnenstraße hin. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Ziegelsteine fallen bereits heraus: Ortsbürgermeister Erich Thiel weist auf die dringende Sanierung der Stützmauer aus den 1960er Jahren in der Brunnenstraße hin. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Paschel. Erich Thiel ist sauer. Der Ortsbürgermeister des 239-Seelen-Dorfes Paschel hat mit seinem Ortsgemeinderat einen Doppelhaushalt für 2013 und 2014 beschlossen, in dem die Sanierung der Brunnenstraße mit Stützmauer die weitaus größte Investition darstellt. "Wir haben für dieses 350 000-Euro-Projekt einen Zuschussantrag aus dem Investitionsstock der Landesregierung gestellt", erklärt der Ortschef dem TV. Doch zügig kam die Absage aus Mainz. Was Thiel ärgert, ist die Begründung, bei guter Finanzlage sei die Alleinfinanzierung zumutbar. "Wir werden also bestraft für unsere sparsame Haushaltsführung", schimpft Thiel.
Mit einem Zuschuss sollten auch die Anliegerbeiträge beim Ausbau der innerörtlichen Brunnenstraße auf ein erträgliches Maß gesenkt werden. In Paschel gilt der wiederkehrende Beitrag, das heißt: Im Ort beteiligen sich nicht nur die direkten Anlieger der Straße, sondern alle Besitzer eines bebauten oder bebaubaren Grundstücks anteilsmäßig an den Kosten, die bei Ausbauprojekten anfallen.
Was besonders ins Auge sticht, ist der Zustand der Stützmauer an der Brunnenstraße. Die Risse haben beängstigende Ausmaße erreicht. Teilweise steht die Mauer aus den 1960er Jahren schief und geht "auf Wanderschaft" in Richtung der Wiese dahinter.
Sie soll, gemeinsam mit 165 Metern Brunnenstraße und einseitigem Gehweg, saniert werden. Der Pascheler Ortsgemeinderat gibt jedoch bei der Zuschussanfrage so schnell nicht auf. "Wir werden es für 2014 erneut versuchen", verspricht Thiel, der nicht einsieht, warum die Rücklage des Ortes von 200 000 Euro geopfert und vielleicht erstmals Schulden gemacht werden sollen. Wenn sich aber der Zustand der Mauer im nächsten Winter dramatisch verschlechtert, will Paschel beim Kreis den vorzeitigen Baubeginn beantragen.
Ein zweites Ärgernis ist für Erich Thiel der Zustand des Jugendraumes, der für 5000 Euro saniert werden muss: "Die jungen Leute gehen einfach nicht pfleglich mit dem Raum um." Die Jugend soll auch für die Sanierung herangezogen werden. An die Eltern geht der Appell, doch besser ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen und dem Nachwuchs ins Gewissen zu reden, damit der Jugendraum länger benutzbar bleibt. Weitere 5000 Euro fließen in kleinere Reparaturen und Anstricharbeiten im Bürgerhaus. Für 2000 Euro soll der Kinderspielplatz auf Vordermann gebracht werden. Hier müssen an den Spielgeräten Holzteile entweder gestrichen oder durch Stahlteile ersetzt werden. Auch hier erwartet der Ortschef die Hilfe von Mitbürgern.Extra

Unter den 13 Orten der Verbandsgemeinde Kell gibt es nach Auskunft von Bürgermeister Werner Angsten vier Dörfer, die ohne Schulden wirtschaften. Neben Paschel sind Baldringen, Heddert und Zerf schuldenfrei. Rote Zahlen schreiben die Gemeinden Greimerath, Hentern, Kell, Lampaden, Mandern, Schillingen, Schömerich, Vierherrenborn und Waldweiler. doth

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