Paula

So, es ist wieder so weit. Mein Martin hat sich heute Morgen in seine Ausgehkluft geworfen: Sicherheitsschuhe, Bommelmütze, Blaumann.

Er hat eine wichtige Mission. Er geht den Weihnachtsbaum aussuchen. Man könnte meinen, da kommt was Ordentliches raus, wenn er sich so in Schale wirft. Aber weit gefehlt! Ich erwarte heute mal wieder ein grünes Drama. Entweder das Bäumchen ist zu klein und windschief oder die Ausmaße sprengen den Platz neben der Schrankwand bei weitem. Wird wohl auch nicht mehr anders - so ist er halt, mein Martin. Ich habe schon mal an ein anderes Modell gedacht, ein künstliches: aufrecht, wohlgeformt, und man kann ihn herrichten, wie man möchte. Die meiste Zeit des Jahres schlummert er still vor sich hin, und dann beschert er uns für einige Wochen im Jahr pures Glück, Besinnlichkeit und Freude. Und daran ändert sich auch nichts, denn das gute Aussehen, die Frische und die ansprechende Form bleiben, wenn die Jahre gehen. Das habe ich auch meiner Freundin erzählt. Die hat schallend gelacht und meinte: "Das ist die Idee, da tausche ich meinen gleich mit ein. Ist eh viel zu dick und faul geworden!" "Wie jetzt, faul?", dachte ich noch. "Und außerdem ist doch dein Mann heute mit meinem im Wald." Und dann dämmerte es mir. Und dann haben wir beide gelacht. So laut, dass unsere Männer im zwei Kilometer entfernten Weihnachtsbaumstück das wohl noch gehört haben müssten. Durch die Bommelmützen hindurch. Diese und weitere Kolumnen finden Sie im Internet unter www.volksfreund.de/kolumne

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