Per pedes auf römischen Spuren

Abgesehen vom Saar-Hunsrück-Steig ist der Ausoniusweg die bekannteste Mehrtageswanderstrecke im Hunsrück. Was die Nachfrage angeht, kann sie sich mit dem Saar-Hunsrück-Steig bei weitem nicht messen. Doch immerhin sind auf der 118 Kilometer langen Strecke, die nach einem römischen Gelehrten benannt ist, im Jahr mehr als 1000 Menschen unterwegs.

Hahn/Morbach. Wer im Hunsrück wandert, kann auf ausgedehnten Touren Natur pur und ursprüngliche Landschaften genießen. Doch der Hunsrück ist auch eine Kulturlandschaft. Wer dies beim Wandern erfahren will, kann auf den Spuren eines berühmten römischen Gelehrten und Staatsbeamten reisen. Gemeint ist der Gelehrte Ausonius, der im vierten Jahrhundert nach Christus im Gefolge des Kaisers Valentinian I. von Bingen nach Trier unterwegs war (siehe Extra). Seit 15 Jahren entführt der Ausoniusweg Touristen in die römische Antike, vorbei am Limesturm bei Dill im Rhein-Hunsrück-Kreis und dem Archäologiepark Belginum nach Trier (siehe Grafik).

Eine Zeit lang war er der bekannteste Wanderweg der Region, blickt Jörn Winkhaus, Geschäftsführer der Hunsrück-Touristik GmbH, zurück. Wie viele Wanderer auf der alten römischen Fernstraße jährlich unterwegs sind, kann der Touristiker nicht genau sagen. Fest steht, dass die fünf- bis sechstägige Route bei der Hunsrück-Touristik GmbH in den vergangenen zehn Jahren genau 279 Mal für 1010 Personen inklusive Gepäcktransfer, Wanderkarte und Halbpension gebucht wurde. Fachleute gehen davon aus, dass maximal zehn Prozent der Wanderer pauschal buchen. In der Regel kümmern sich die Wanderer auf eigene Faust um Quartiere. Schätzungsweise sind von Bingen nach Trier jährlich 1000 Wanderer unterwegs. Kein Vergleich zum Saar-Hunsrück-Steig, auf dem sich inzwischen pro Jahr rund 100 000 Menschen tummeln. Am Premiumweg sind übrigens ebenfalls nur Schätzungen möglich. Das soll sich ändern. Ab September werden dort laut Achim Laub vom Projektbüro Saar-Hunsrück-Steig Infrarotzähler angebracht. Die Differenz in der Nachfrage zeigt, was mit dem richtigen Produkt und hoher Qualität möglich ist, sagt Winkhaus. Der Saar-Hunsrück-Steig könne als bester deutscher Wanderweg ganz anders vermarktet werden.

Dennoch gibt es gute Gründe, am Ausoniusweg festzuhalten. Von den Wanderern erhält Winkhaus viel positive Resonanz. Nicht jeder könne und wolle auf einem Premiumweg unterwegs sein. Natürlich gebe es auch Schwachstellen. Gastronomische Betriebe gibt es in der Regel nur an den Etappenzielen. Zudem war bislang außer dem Limesturm bei Dill und dem Archäologiepark Belginum auf der Strecke nicht viel Römerzeitliches zu sehen.

Und warum macht man aus dem Ausoniusweg keinen Prädikatsweg? Laut Winkhaus fehlt die ständige Abwechslung im Landschaftsbild, die für einen Premiumweg erforderlich sei. Es gibt Punktabzüge wegen langer Asphaltstrecken. Inzwischen ist die Strecke allerdings Bestandteil des grenzüberschreitenden touristischen Projekts der "Straße der Römer". Für den Ausoniusweg macht sich das derzeit durch zehn zusätzliche Info-Tafeln in drei Sprachen bemerkbar.

In Gräfendhron erfahren die Wanderer so beispielsweise einiges über die römischen Techniken des Brückenbaus. Doch es gibt reizvollere Themen, etwa das Liebesleben der Römer. Am so genannten Bissula-Pfad (Dill) können sich Wanderer unter anderem über Bissula, die große Liebe des Ausonius, informieren. Extra Ausonius: Decimus Magnus Ausonius (310 bis 392 nach Christus) war ein berühmter Gelehrter und Rhetoriker. Kaiser Valentinian I. berief ihn wahrscheinlich 365 als Lehrer für dessen Sohn Gratian an seinen Hof nach Trier, Ausonius reiste auf einer Römerstraße von Bingen nach Trier. Seine Reiseeindrücke schrieb er in dem Werk "Mosella" nieder. Infos: Weitere Infos und Buchungen bei der Hunsrück-Touristik, Gebäude 663, 54483 Hahn-Flughafen, Telefon 06543/507700. Bei der Regionalagentur und den Tourist-Informationen in der Region ist eine kostenlose Info-Broschüre erhältlich. In der Morbacher Tourist-Information gibt es zudem das Büchlein "Die Ausoniusstraße" von Berthold (drei Euro). (iro)

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