Persönlichkeit gesucht

MEHRING. Der Weinbau und die Fluss-Landschaft sind das Markenzeichen der Region. Um beides attraktiv zu halten, sind viele Anstrengungen nötig.

 Leidenschaftliche Kämpferinnen für die Region: Winzerin Sandra Berweiler (links) und Gastronomin Claudia Krause.Foto: Clemens Beckmann

Leidenschaftliche Kämpferinnen für die Region: Winzerin Sandra Berweiler (links) und Gastronomin Claudia Krause.Foto: Clemens Beckmann

"Wer soll es machen?" Immer wieder warf Moderator Gerald Keßler diese Frage in die Runde. Eine schlüssige Antwort bekam er nicht. Das war aber auch nicht zu erwarten, denn schließlich ging es um die Frage, welche Person oder Organisation die Fäden zieht, damit die Wein- und Kulturlandschaft Mosel eine Zukunft hat.Die Diskussion, zu der die Konrad-Adenauer-Stiftung eingeladen hatte, stieß auf große Resonanz. Mehr als 100 Wein- und Kulturfreunde fanden den Weg ins Hotel Weiler in Mehring - weitaus mehr als erwartet.Christoph Böhr, Mitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung und CDU-Fraktionsvorsitzender im rheinland-pfälzischen Landtag, sprach von einem "überlebenswichtigen Thema". Landtagskollege Dieter Schmitt verwies darauf, dass die Region nur eine Zukunftschance habe, wenn Weinbau, Gastronomie und Tourismus eine Einheit bilden.Die Bestandsaufnahme von Gerd Knebel, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel-Saar-Ruwer, beinhaltete positive und negative Aspekte. So hat die Rebanbaufläche an Mosel, Saar und Ruwer seit 1992 um 3000 Hektar abgenommen, die Zahl der Betriebe (Haupt- und Nebenerwerb) sank seit 1997 von 8468 auf 6130. Vor der Zukunft müsse einem auch bange sein, weil Nachwuchs fehle.Andererseits zeigte sich Knebel optimistisch, dass deutscher Weißwein spätestens 2020 zum Kultgetränk wird. "Wir brauchen aber auch Kultpreise", fügte Knebel an. "Wenn genug Geld verdient wird, müssen wir uns keine Sorgen um den Erhalt der Kulturlandschaft machen." Knebel zielte auch auf die Vielschichtigkeit des Rieslings ab. "Die Terroir-Diskussion müsste für uns ein gefundenes Fressen sein", sagte er mit Blick auf die vielen weltberühmten Lagen.Es folgten die Ausführungen und Visionen von Martin Fontanari, Geschäftsführer des Europäischen Tourismus Instituts. Er war es, der eine "charismatische Persönlichkeit, einen Kopf, der lenkt und steuert", forderte und damit die "Wer-Frage" von Moderator Gerald Keßler auslöste."Der Wein wird nicht genug inszeniert", sagte der Touristiker. Der Gast vermisse zudem Unterhaltungsangebote und Attraktionen. Abhilfe könne eine multimediale Weinwelt schaffen, in der der Gast einen ganzen Tag Abwechslung finde. Fontanari sieht auch Trier "völlig unter Wert verkauft. Die Stadt könnte auf Dauer Kulturhauptstadt sein".Fontanari will mehr Großveranstaltungen

Die vier Großveranstaltungen (Brot und Spiele, Wein & Gourmet-Festival, Antikenfestspiele, Moselfestwochen) seien zu wenig. Fontanari: "30 solcher Events wären möglich". Erschwerend komme dazu, dass die Veranstaltungen auch noch von vier verschiedenen Stellen gemanagt werden. "Irgendwann braucht die Region einen Marketingverband, der das regelt", sagte Fontanari. Wen könnte er er sich an der Spitze vorstellen? Hermann Lewen zum Beispiel, den Intendanten der Moselfestwochen.Es waren die Frauen, die Emotionen einbrachten. "Ich habe Angst, dass in 20 Jahren vom Weinbau nicht mehr viel zu sehen sein wird", sagte Gebietsweinkönigin Kristina Simon. Es gebe zu viel Bier und zu wenige richtige Weinfeste.Sandra Berweiler, Vorsitzende der Leiwener Jungwinzer, zeigte die Alternativen. "Resignation oder Inspiration, aufhören oder weiter machen. Vielleicht brauchen wir nur ein bisschen mehr Mut und Idealismus."Claudia Krause, Gastronomin aus Manderscheid, forderte "die Leidenschaft zu Wein und Heimat." In ihrer "Alten Molkerei" stehen die Produkte aus der Region obenan. Die Maxime: "Klasse statt Masse."

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