Perspektiven für Eltern und Erzieher

Hermeskeil/Kell am See · Neue Perspektiven in der Eltern- und Familienarbeit regionaler Kindertagesstätten: Mit diesem Thema haben sich die Erzieherinnen im Raum Hermeskeil/Kell bei ihrer diesjährigen Vollversammlung befasst.

 Das macht Jona Binkle Spaß: Der Dreijährige hat sich im Werkraum der Kita Gusenburg einen Hammer geschnappt. Seine Mutter Tina, die im Hermeskeiler Adolf-Kolping-Kindergarten als Erzieherin arbeitet, holt ihn ab. TV-Foto: Ursula Schmieder

Das macht Jona Binkle Spaß: Der Dreijährige hat sich im Werkraum der Kita Gusenburg einen Hammer geschnappt. Seine Mutter Tina, die im Hermeskeiler Adolf-Kolping-Kindergarten als Erzieherin arbeitet, holt ihn ab. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermeskeil/Kell am See. Die Situation von Familien bringen zwei Sätze auf den Punkt. Entweder seien sie "arm an finanziellen Mitteln oder arm an Zeit-Ressourcen", sagt Erzieherin Karen Alt. Im November wechselte sie von der Kindertagesstätte (Kita) Beuren als Projektkoordinatorin zum Hafen, dem Hochwälder Familiennetzwerk (siehe Extra), das der Kreis Trier-Saarburg im Rahmen des Landesprogramms "Kita!Plus" fördert. Alt hält es für wichtig, Eltern über Betreuungsangebote außerhalb von Kita-Öffnungszeiten zu informieren und Möglichkeiten zu schaffen, sich zu begegnen und auszutauschen.
Grenzen der Leistungsfähigkeit


Etliche Häuser bieten das schon an oder gehen wie die Hermeskeiler Kita Adolf Kolping mit ihrem Umsonstladen neue Wege. Andere hinken hinterher, weil die Zeit fehlt, wie bei der Vollversammlung der Erzieherinnen im Raum Hermeskeil/Kell im Mehrgenerationenhaus Johanneshaus deutlich wurde. Seit auch Einjährige betreut würden, gerieten Erzieher, die mehr denn je mit Eltern vertrauensvoll kooperieren müssen, an Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit, erklärte Bärbel Köhl (Kita Gusenburg/Grimburg) vom Leitungsteam. Gleichzeitig habe sich Familie gewandelt: "Es gibt viel zu organisieren und zu planen, man muss sich jeden Tag neu erfinden, um Familie auf die Beine zu stellen." Daher gelte es, Erzieher zu entlasten. So etwa mit externen Beratungs- oder Bildungsangeboten. Darin liege der Mehrwert von Familienzentren (siehe Extra). Eltern sehen sich nur allzu oft vor mitunter kaum zu meisternde Herausforderungen gestellt. So etwa, wenn ihre Kita wegen Ferien oder einer Fortbildung geschlossen ist oder ihr Kind erkrankt. Für Sandra Walter, Mutter und Erzieherin, ist es daher wichtig, dass sie sich zusammenschließen, sich helfen und unterstützen. Elternengagement könne aber auch wertvoll sein für Neubürger, weiß sie als Vertreterin des Elternausschusses der Kita Reinsfeld. Dort gebe es Treffen, ein Eltern-Café, bei dem alle ins Gespräch kommen könnten.
Erzieher könnten so etwas wegen ihres engen Zeitfensters nicht leisten, sagt Sabine Zender vom Elternbeirat Schillingen. Die primäre Aufgabe sei ja die, Kinder zu betreuen, so dass nur bedingt Hilfe angeboten werden könne. Dabei könnten schon Infos über teils vielfältig angebotene Ernährungs-, Gesundheits-, Bewegungs- oder auch musikalische Angebote hilfreich sein. Erzieher seien ja keine ausgebildeten Therapeuten, seien bei Problemen wie Erziehungsfragen aber oft als solche gefordert, sagt Lucia Feider (Rosa Flesch, Hermeskeil): "Wir sind nun einmal die erste Anlaufstelle für Eltern." Viele seien unsicher, wen sie um Rat fragen könnten. Daher sei es wichtig, als Kita weiterzuhelfen. Zumal es mehr Bedarf gebe, seit in Familien auch Großeltern oft berufstätig seien. Von einem guten Familienzentrum wünscht sie sich, "Jung und Alt zusammenzubringen - und Spaß zu haben am Miteinander."
Extra

Familiennetzwerk Hafen: Noch ist die im November durchgestartete konfessionsübergreifende Hafen-Initiative in der Phase der Ideen-Entwicklung. Laut Koordinatorin Karen Alt treffen sich aktuell Vertreter und Elternbeiräte der Kitas im Raum Hermeskeil. Da nun auch der Kreis finanziell beteiligt ist, sind nicht nur wie anfangs die Kitas in kirchlicher Trägerschaft der gemeinnützigen Trierer Kita gGmbH mit im Boot. Zu den Vertretern der Kita Beuren und der Hermeskeiler Häuser Adolf Kolping und Rosa Flesch hat sich nun auch die Villa Kunterbunt in kommunaler Trägerschaft gesellt. Ein erstes Projekt ist schon ins Leben gerufen, ein Krabbeltreff ab März in der Kita Adolf Kolping. Familienzentren wie der Hafen verstehen sich als gut vernetzte Anlaufstellen mit landkreisweit kooperierenden Institutionen. Mit dabei sind etwa Jugend-, Gesundheits- oder Sozialamt, Kommunen, kirchliche und karitative Einrichtungen, Beratungsstellen, Schulen, Therapeuten oder Ärzte. urs

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