Pfarrer überlebt Genickschuss und unmenschlichste Qualen

Greimerath · In Würdigung seiner Verdienste um die Gemeinde und in Erinnerung an seine Leidenszeit erhält Pfarrer Josef Reuland eine Gedenktafel. Sie soll als bleibende Mahnung an seinen Widerstand gegen die Untaten der Nationalsozialisten erinnern.

Greimerath. Mit den Klängen des örtlichen Musikvereins und in Anwesenheit vieler Bürger und Gemeindemitglieder aus Greimerath ist nach einem Festgottesdienst ein Gedenkstein mit einer Plakette zu Ehren des ehemaligen Pfarrers Josef Reuland eingesegnet worden. Chronist Josef Leineweber brachte den Anwesenden die Leidensgeschichte Reulands näher.
Von Juni 1931 bis Dezember 1954 führte Reuland die Greimerather Gemeinde als Pfarrer. "Seine Amtszeit war gekennzeichnet vom Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg", berichtete Leineweber. Damals habe in Greimerath nationalsozialistisches Gedankengut kaum fruchtbaren Boden finden können.
Einen Schuldigen dafür hätten die Parteigrößen aus Saarburg und Trier bald gefunden: "Sie machten Pfarrer Reuland als ihren eigentlichen Widersacher aus. Neben seinem segensreichen priesterlichen Wirken engagierte der sich nämlich zu intensiv für seine Gemeinde."
Die Nationalsozialisten ließen Reuland am 2. Februar 1942 unter einem Vorwand schließlich verhaften. "Die Greimerather erboste das sehr und sie versuchten, das Gestapo-Fahrzeug zu stoppen und ihren Pfarrer zu befreien", erzählte der Chronist. Nach zwei Tagen sei Reuland wieder freigekommen, dann jedoch in einer heimlichen Aktion erneut am 23. Juli 1942 verhaftet und vor den Volksgerichtshof unter dem Vorsitzenden Roland Freisler gestellt worden.
Der engagierte Pfarrer wurde zu sieben Jahren Zuchthaus unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt.
"Die Grausamkeiten, die Reuland als politischer Gefangener in strenger Einzelhaft und der klaren Untersagung jeglicher priesterlicher Tätigkeiten jahrelang erfuhr, bestärkten ihn aber nur in seinem Glauben und Gottvertrauen", ist sich Leineweber sicher. Bereits stark erkrankt musste sich Reuland den Gefangenen des Bochumer Gefängnisses anschließen, das vor den herannahenden Amerikanern geräumt werden sollte. "Als er der Marschkolonne nicht mehr folgen konnte, erhielt er von einem Wärter einen Genickschuss. Der Wärter schrieb in seinem Rapport: auf der Flucht erschossen. Reuland überlebte aber den Schuss und fand nach der Befreiung durch die Amerikaner Hilfe und ärztliche Versorgung", sagte der Referent.
Als ein von unmenschlichen Qualen gezeichneter Mann habe er es später wieder geschafft, seinen Anvertrauten in der schwierigen Zeit nach Krieg und Nationalsozialismus ein zuverlässiger Hirte und Helfer zu sein und nötigen Halt zu bieten. "Pfarrer Reuland verließ im Dezember 1954 unsere Gemeinde und wurde Pfarrer in der kleineren Pfarrei Sinz. Dort starb er 1958 und wurde seinem Wunsch gemäß unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Greimerath beigesetzt.
Ortsbürgermeister Edmund Schmitt dankte nun in einem Festakt allen Helfern die die Ausstellung des Gedenksteins vorantrieben und der Sparkasse als Spender der Plakette. "Pfarrer Josef Reuland war ein Opfer des Nationalsozialismus.
In Würdigung seiner Verdienste um unsere Gemeinde, im Gedenken an seine Leidenszeit und als bleibende Mahnung, sich jeglichem Unrecht zu widersetzen, errichten daher Kirchen- und Zivilgemeinde zu Recht diese Gedenktafel", sagte er. Pastor Kai Georg Quirin segnete den Gedenkstein ein. hm

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