Kriminalität Pfleger im Saarland soll fünf Patienten getötet haben – Ermittlungen begannen in Saarburg

Saarburg · Ein saarländischer Pfleger steht im Verdacht, fünf Patienten getötet zu haben. Die Ermittlungen gegen den Mann haben vor drei Jahren in Saarburg begonnen. Dort hat er sich als Notarzt im Krankenhaus ausgegeben.

 Die Zufahrt zum Haupteingang der «SHG Kliniken Völklingen». Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken ermittelt gegen einen 27-jährigen Krankenpfleger wegen fünffachen Mordes und zweifachen Mordversuchs. Er soll Patienten nicht verordnete Notfallmedikamente gegeben habe, um diese in Lebensgefahr zu bringen. Anschließend habe er versucht, sie zu reanimieren. Foto: Dirk Guldner/dpa

Die Zufahrt zum Haupteingang der «SHG Kliniken Völklingen». Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken ermittelt gegen einen 27-jährigen Krankenpfleger wegen fünffachen Mordes und zweifachen Mordversuchs. Er soll Patienten nicht verordnete Notfallmedikamente gegeben habe, um diese in Lebensgefahr zu bringen. Anschließend habe er versucht, sie zu reanimieren. Foto: Dirk Guldner/dpa

Foto: dpa/Dirk Guldner

Ein Pfleger aus dem Saarland steht im Verdacht, fünf Patienten getötet zu haben. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken ermittelt gegen den 27-Jährigen. Die mutmaßlichen Taten sollen sich zwischen März 2015 und März 2016 ereignet haben, teilte die Behörde am Freitag mit. Im Laufe der Ermittlungen, die seit Juni 2016 laufen, wurden insgesamt sieben verstorbene Patienten exhumiert und obduziert. Bei sechs verstorbenen Patienten seien Wirkstoffe gefunden worden, die ärztlich nicht verordnet und aufgrund ihrer Wirkweise geeignet gewesen seien, den Tod herbeizuführen, so die Staatsanwaltschaft.

Auf die Spur gekommen sind die Ermittler dem Mann, nachdem er sich im Juni 2016 zwei Mal als falscher Notarzt im Saarburger Krankenhaus eingeschlichen hatte. Er gab an, Notarzt zu sein und eine Patientin in die Uni-Klinik ins saarländische Homburg verlegen zu wollen. Als dann der Mann einen Abend später erneut in Arztmontur auf der Station erschien, um die offensichtlich nicht existierende Patientin abzuholen, wurden Pfleger und Ärzte des Saarburger Krankenhauses misstrauisch. Sie baten den vermeintlichen Notarzt, im Schwesternzimmer zu warten. Man werde nach der Patientin schauen, sagten sie ihm.

Tatsächlich aber erkundigten sie sich bei der Uni-Klinik in Homburg, ob man dort einen Notarzt damit beauftragt habe, eine Frau auf der Saarburger Intensivstation abzuholen. Als das verneint wurde, wurde die Polizei in Saarburg informiert. „Durch das umsichtige Verhalten der Kollegen der Intensivstation und der sehr guten Zusammenarbeit mit der Saarburger Polizeidienststelle sowie der Uniklinik Homburg wurde die Person in Gewahrsam genommen", sagte eine Krankenhaussprecherin damals unserer Zeitung. Der Mann war nicht im Saarburger Krankenhaus beschäftigt. Warum er im Saarburger Krankenhaus aufgetaucht war, ist unklar. Bereits damals gab es Vorermittlungen gegen ihn.

Inzwischen sitzt er laut Staatsanwaltschaft aufgrund eines Urteils des Amtsgerichts Saarbrücken in anderer Sache - wegen Betrugs - in dreijähriger Strafhaft im Gefängnis der saarländischen Landeshauptstadt.

Die Saarland Heilstätten GmbH (SHG) zeigte sich in einer Stellungnahme erschüttert. Der Beschuldigte sei vom 1.1.2015 bis 30.4.2016 als Pfleger in der operativen Intensivstation der Klinik beschäftigt gewesen. Vorausgegangen sei eine fristlose Kündigung am 30.3.2016 wegen «illoyalen Verhaltens» gegenüber dem Arbeitgeber, teilte ein Sprecher mit. Der Pfleger habe eine Klage dagegen eingereicht, dann sei das Arbeitsverhältnis mit einem gerichtlichen Vergleich beendet worden.«Nach Mitteilungen von Kolleginnen und Kollegen an die Stationsleitung ging es auch um das Verhalten gegenüber Patientinnen und Patienten im Zusammenhang mit Reanimationen», erklärte der Kliniksprecher. Eine medizinische Überprüfung der geschilderten Auffälligkeiten anhand von Patientenakten habe für die Kliniken jedoch keinen Verdacht ergeben.

Der 27-Jährige war nach Auskunft der Staatsanwalt Saarbrücken zuvor in Kliniken in Wiesbaden und Frankfurt beschäftigt gewesen. Die zuständigen Ermittlungsbehörden in Hessen würden über die neuen Erkenntnisse informiert. Es gebe vorerst keine konkreten Hinweise auf ähnliche Taten in Wiesbaden und Frankfurt - das dortige Wirken des Beschuldigten müsse aber geprüft werden.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiesbaden sagte am Freitag, ein entsprechender Hinweis der Kollegen in Saarbrücken sei an die Polizei zur Prüfung weitergeleitet worden. Weitere Details nannte er nicht.

Laut Saarbrücker Staatsanwaltschaft hat sich der Beschuldigte

bislang nicht zu den Vorwürfen eingelassen. Es bestehe der Verdacht, dass der Beschuldigte jeweils in der Absicht handelte, bei den Patienten einen reanimationspflichtigen Zustand herbeizuführen, um anschließend selbst Reanimationsmaßnahmen durchführen zu können.

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