Pilgerfahrt zum norwegischen Punkrock

SAARBURG. (red) Ein seltenes Bild im Jugendtreff Saarburg. Acht Jugendliche, größtenteils in engen Jeansjacken, stehen fröhlich und ein bisschen unruhig am Tresen. Sie warten darauf, endlich in den Bus steigen zu können, der sie nach Luxemburg bringen soll – ins Atelier, wo an diesem Abend die norwegische Punkrock-Band Turbonegro spielt.

Die Teilnehmer, die sich zuvor bei Bernd Bredin, Jugendsozialarbeiter und an diesem Abend auch Fahrer des Busses, angemeldet hatten, sind um die 16 Jahre alt und allesamt Mitglieder des Fanclubs der Band, der "Turbojugend". Hätte der Jugendraum nicht günstig einen Bus bei einem Saarburger Autohaus mieten können, hätten die Fans kaum eine Gelegenheit gehabt, zum Konzert zu kommen. Das Bahnticket nach Luxemburg kostet immerhin über 20 Euro, und die Fahrt dauert mehr als zwei Stunden. Trotz Schnee in der Luft und Eis auf den Straßen starteten die Musikfans nahezu planmäßig. Die Hinfahrt zog sich scheinbar ewig hin, selbst die knappe Viertelstunde Parkplatzsuche war eine Qual. "Doch wir kamen rechtzeitig gegen halb acht an und stürmten direkt ins Atelier, tranken noch ein Bier und erwarteten die Show", merkt einer der Teilnehmer an. Nach mehr als zwei Stunden und "unerträglichem Beine-in-den-Bauch-Stehen" gingen die Lichter aus, die Techniker verließen die Bühne, und sechs bekannte Umrisse erschienen auf den Brettern. "Die Verspätung war vergessen, und eigentlich auch sonst alles, wir hingen nur noch an den Lippen von Hank van Helvete, dem Sänger und Frontmann der Gruppe." Sie eröffnete mehr als kraftvoll mit dem Hit ihrer neuen Platte, "All my friends are dead". Eng umschlungen stand man vor der Bühne, Arm in Arm mit irgendjemandem aus einer anderen "Turbojugend", und ließ sich vollkommen mitreißen von der großartigen Show. Während das Tanzen immer anstrengender wurde und die aufgedrehten Zuhörer das Gefühl hatten, schon ungefähr zehnmal durch den ganzen Raum geschubst und gestoßen worden zu sein, spielten "die Jungs" genau das, was man hören wollte: viele Hits von älteren Platten wie "Apocalypse Dudes" und "Ass Cobra", doch auch die Singles der neueren "Skandiavian Leather" und "Partyanimals". Die "Party" bestand nicht nur aus der guten Songauswahl, sondern auch aus der berühmten Show von "Turbonegro": geplantes Einbeziehen des Publikums, Outfits, die geschickt zwischen alberner Verkleidung, stilvollem Kostüm und altem Punk-Dress lagen, herzlich-verrückte Ansagen, in denen verkündet wurde, Luxemburg habe "Turbonegro" die Einnahmen der letzten Platten gestohlen, und vor allem die geniale Inszenierung des Sologitarristen Euroboy, der bei "Prince of the rodeo" auf den Händen des Publikums stand und die Boxen erklomm. Die Verspätung wurde durch zwei lange, gute Zugaben wieder gutgemacht, zu deren Eröffnung die Musiker die Hymne "Age of Pamparius" spielten, auf die wohl jeder im Raum sehnsüchtig gewartet hatte.

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