Platz für 40 Flüchtlinge gesucht

Kell am See · Bei der Frage nach der Unterbringung von Flüchtlingen konzentriert sich im Hochwald alles auf die geplante Erstaufnahmestelle für Asylbewerber in Hermeskeil. Aber das Thema berührt auch die Verbandsgemeinde Kell am See. Dort leben zurzeit 40 Flüchtlinge. Etwa genauso viele sollen dieses Jahr noch hinzukommen. Doch die Suche nach Wohnungen für diese Menschen ist schwierig.

 Einer von derzeit 40 Asylbewerbern in der Verbandsgemeinde Kell. Hanna Reda steht am Dorfbrunnen in Lampaden. Mit seiner Familie wohnt er in einem Haus mitten im Ort. TV-Foto: Axel Munsteiner

Einer von derzeit 40 Asylbewerbern in der Verbandsgemeinde Kell. Hanna Reda steht am Dorfbrunnen in Lampaden. Mit seiner Familie wohnt er in einem Haus mitten im Ort. TV-Foto: Axel Munsteiner

Kell am See. Hanna Reda hat Glück gehabt. Der 34-Jährige ist zusammen mit seiner Frau und drei kleinen Kindern aus Ägypten nach Deutschland geflohen. In Lampaden hat die Familie eine Bleibe gefunden. Sie wohnt mitten im Ort im Erdgeschoss des Hauses von Bernd Hermesdorf, dem früheren Jugendpfleger der VG Hermeskeil und aktuellem Mitglied des Keller Verbandsgemeinderats.
Nach Auskunft des Kreises Trier-Saarburg, der für die Zuweisung von Flüchtlingen zuständig ist, leben aktuell 40 Asylbewerber in der VG Kell. Sie verteilen sich auf die vier Orte Lampaden, Waldweiler, Zerf und Greimerath. Im letztgenannten Dorf sind Flüchtlinge im früheren Pfarrhaus untergebracht.
Laut Pressesprecher Thomas Müller ist davon auszugehen, dass im Lauf des Jahres 2015 im gesamten Kreis zwischen 500 und 540 Flüchtlinge neu aufgenommen werden. "Davon würden rechnerisch knapp 40 Asylbewerber auf die VG Kell entfallen. Eine Zuteilung erfolgt aber nur, wenn entsprechender Wohnraum zur Verfügung steht."
Wie im gesamten Landkreis, aber auch weit darüber hinaus, ist die Suche nach Unterkünften jedoch ein großes Problem in der VG Kell.TV-Serie Flüchtlinge in der Region


Die Verwaltung ruft in ihrem Amtsblatt zwar jede Woche "alle Vermieter" dazu auf, sich bei ihr zu melden, weil Wohnungen für Asylbewerber benötigt werden.
"Leider ist das Echo aber ziemlich gering", sagt Andreas Roth, der zuständige Sachbearbeiter. Dabei stellt VG-Chef Martin Alten (CDU) klar: "Es steht außer Frage, dass den Menschen geholfen werden muss. Es wäre die völlig falsche Einstellung, wenn wir sagen würde, dass der Kreis die Flüchtlinge verteilen soll, dies aber nicht bei uns tun soll." Die VG könne aber keinen Hauseigentümer zwingen, Wohnungen zur Verfügung zu stellen.
Auffallend ist, dass aktuell keine Asylbewerber im Hauptort Kell leben. Dazu sagt Ortschef Markus Lehnen (CDU): "Die Gemeinde hat selbst keine freien Wohnungen. Es gibt momentan in Kell auch kaum private Mietwohnungen, die frei wären."
Grundsätzlich betont Lehnen, dass er der Aufnahme von neuen Asylbewerbern offen gegenüber stehen würde: "Wir dürfen uns nicht in Deutschland über Kriege wie in Syrien beschweren und dann daheim die Schotten dicht machen." Angesichts der allgemeinen Wohnungsnot stellt sich die Frage, ob der Kreis möglicherweise auch in Kell Container für Flüchtlinge aufstellen will.
Konkret in der Planung sei dies derzeit nur in den Mittelzentren des Kreises mit Ausnahme von Hermeskeil - konkret also in Konz, Saarburg und Schweich, beantwortet Müller eine entsprechende TV-Anfrage.
Er fügt aber hinzu: "Sollten diese zusätzlichen Plätze nicht ausreichen, wären weitere mobile Wohneinheiten in größeren Ortsgemeinden denkbar - auch in der VG Kell." Dies müsste dann aber vorher mit den betreffenden Kommunen abgestimmt werden.
Bisher habe er noch keine solche Anfrage erhalten, sagt Lehnen. Eine Container-Lösung außerhalb des Orts, etwa im Gewerbegebiet, hält Lehnen aber nicht für sinnvoll. "Die Flüchtlinge sollten im Dorf wohnen und nicht auf die grüne Wiese abgeschoben werden", sagt er.
Der Kreis besitzt mit dem Kreisjugendhaus am Keller Stausee selbst eine große Immobilie, die erst kürzlich für knapp 500 000 Euro saniert und konzeptionell als Bildungswerkstatt neu ausgerichtet wurde.
Unserer Zeitung sagt Thomas Müller, dass es "derzeit keine Überlegungen gibt, das Kreisjugendhaus als Unterkunft für Asylbewerber zu nutzen."Extra

Die Pfarreiengemeinschaft Schillingen, in der alle Orte der VG Kell sowie Reinsfeld zusammengeschlossen sind, veranstaltet am Donnerstag, 26. März, ab 19 Uhr einen Informationsabend im Pfarrheim Mandern. Andreas Flämig von der Ökumenischen Beratungsstelle für Flüchtlinge des Caritasverbands Trier berichtet dort über die Situation von Flüchtlingen und Asylbewerbern sowie über das Projekt "Da-Sein-Willkommenspaten". Laut Dekanatsreferent Detlef Willems soll an diesem Abend auch überlegt werden, wie in der VG Kell ein Unterstützungsnetzwerk für Flüchtlinge gebildet werden kann. "Von daher sind insbesondere auch all jene eingeladen, die sich schon haupt- oder ehrenamtlich engagieren beziehungsweise über ein Engagement nachdenken", sagt Willems. ax

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