Pleitefirma entlässt Mitarbeiter

Konz/Bochum · Der Ärger um die Firma Betam, die die Trasse für die Könener Ortsumgehung bauen sollte, geht weiter. Freitag wurde das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet. Und laut Insolvenzverwaltung hatte die Firma wohl schon Zahlungsprobleme, bevor ihr Angebot für die B 51 neu in Trier geprüft wurde.

Konz/Bochum. Der Landesbetrieb Mobilität Trier (LBM) hat der insolventen Bochumer Baufirma Betam den Auftrag für den Bau der Trasse für die Könener Ortsumgehung entzogen. Eine Neuausschreibung ist für Herbst geplant (der TV berichtete). Ähnlich haben es andere Auftraggeber in ganz Deutschland gemacht.
Eine Woche später reagierte die Insolvenzverwaltung: "Der Geschäftsbetrieb des Straßenbauunternehmens kann nicht fortgeführt werden", schreibt Thomas Schulz, Pressesprecher der Insolvenzverwalter von der Essener Kanzlei Görg, in einer Pressemitteilung. "Rund 270 Beschäftigte müssen ab dem 7. August 2015 freigestellt und noch im August 2015 gekündigt werden."
Mehr als 200 Kündigungen


Diesen Schritt begründet Insolvenzverwalter Rolf Weidmann mit den "gekündigten und verlustreichen Aufträgen" und damit, dass etwa 200 Mitarbeiter von sich aus gekündigt hätten. Deren Fachwissen fehle jetzt.
Während des Insolvenzverfahrens, das laut Weidmann am heutigen Freitag eröffnet wird, will er "den diversen Anzeichen nachgehen, dass das Unternehmen bereits im Herbst 2014 unter existenzbedrohenden Verlusten litt und mit erheblichen Liquiditätsproblemen zu kämpfen hatte". Für die Könener Ortsumgehung bedeutet das: Die Firma hatte wohl schon finanzielle Probleme, als sie ihr Angebot für die B 51 neu unterbreitet hat. Das haben 2014 offenbar weder der LBM in Trier noch das Bundesverkehrsministerium registriert. Denn der stellvertretende Trierer LBM-Chef, Hans-Michael Bartnick, beantwortete kürzlich eine TV-Anfrage zur Vergabe des zehn Millionen Euro teuren Auftrags an Betam: "Bei der hier vorliegenden Gesamtauftragssumme musste die Vergabe dem Bundesverkehrsministerium zur Prüfung vorgelegt werden. Das war so zum Jahreswechsel. Vom Bund gab es eine eindeutige Zustimmung zur Vergabe. Dort laufen übrigens sämtliche Bieterfäden zusammen." Wenn es zu diesem Zeitpunkt Zweifel an der Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit gegeben hätte, wäre der Auftrag laut Barnick nicht an Betam vergeben worden.
Insolvenzverwalter Weidmann will exakt prüfen, wann das Unternehmen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens hätte stellen müssen. Anschließend könnten gegebenenfalls Schadenersatzansprüche im Interesse der Gläubiger geltend gemacht werden. Davon sind auch Menschen aus der Region betroffen. "Für mich ist das sehr ärgerlich", sagt zum Beispiel Winfried Dahm, Chef des Gasthauses Crames in Trier-Biewer. Die Firma schuldet ihm 3450 Euro für die Übernachtungen ihrer Mitarbeiter. Dahm rechnet nicht damit, dass er sein Geld bekommt. Deshalb wolle er bei der Staatsanwaltschaft Bochum einen Betrug anzeigen.
Insolvenzverwalter Weidmann wird seine Unterlagen ebenfalls den Bochumer Ermittlern geben. Ob wegen einer möglichen Insolvenzverschleppung ermittelt wird, entscheidet sich wohl im September.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort