Politiker ringen um Beschluss für Biogasanlage

Hermeskeil/Reinsfeld · Der Verbandsgemeinderat Hermeskeil will die Modernisierungspläne der Reinsfelder Zeus-Biogasanlage unterstützen. Allerdings besteht er auf die vom Betreiber selbst vorgeschlagene vertragliche Beschränkung hinsichtlich Leistung und Bestückung. Der Rat plädiert zudem für den Einbau einer Geruchsschleuse.

Hermeskeil/Reinsfeld. Noch ist der Weg nicht endgültig frei für eine Modernisierung der Reinsfelder Biogasanlage an der B 52 (siehe Hintergrund) - doch eine Hürde wurde genommen. Der Verbandsgemeinderat Hermeskeil hat sich mit einer Gegenstimme für eine vertragliche Vereinbarung ausgesprochen.
Kern sind eine Begrenzung der Leistung und der Bestückungsmenge sowie der Einbau einer automatisierten Geruchsschleuse. Eine 2007 geplante größere Erweiterung hatte der Rat wie berichtet abschlägig beschieden (siehe Hintergrund). Die Idee für den Vertrag, den ein Experte ausarbeiten soll, stammt vom Betreiber, der Zeus GmbH. Geschäftsführer Hans-Peter Enders erhoffte sich vom Rat daher auch nur ein Votum, nämlich, ob generell zugestimmt wird. Neben der Selbstbeschränkung auf 740 statt bisher im Flächennutzungsplan genehmigter 500 Kilowatt Einspeiseleistung sicherte er die Verwertung von täglich maximal 50 Tonnen Speise- oder Lebensmittelresten zu: "Wir werden weder mehr annehmen noch verarbeiten als bisher."
Pflicht zur Entsorgung


Zum Einbau der Fahrzeugschleuse betonte Enders, dass die Anlage nahe Höfchen bundesweit die einzige mit zwei Schleusen sei. Die Vereinbarungen sollen laut Enders so formuliert werden, dass sie auch nach einem etwaigen Eigentümerwechsel gültig bleiben. Die Zustimmung des Gremiums war nötig, weil beide Blockheizkraftwerke (BHKW) neue Motoren erhalten sollen und die Leistungssteigerung eine Anpassung des Flächennutzungsplans erfordert.
Die Gemüter erhitzt hatte Enders Hinweis, in der Anlage würden auch noch haltbare Lebensmittel entsorgt. Dafür werde es im Rat keine Zustimmung gebeten, kommentierte Uwe Rossmann (SPD). Auch die BfB werde einem solchen Geschäftsgebaren nicht zustimmen, pflichtete Hermann-Josef Bier bei.
Zeus-Gesellschafter Stefan Marx versicherte jedoch, dass es sich dabei um Ware handele, die Hersteller beispielsweise wegen Qualitätsmängeln aus den Regalen nehmen müssten. Sie verarbeiteten nur, was zur Entsorgung freigegeben sei, verwies Enders auf vorherige Abgaben an soziale Einrichtungen wie Tafeln. Zeus sei verpflichtet, die Ware zu entsorgen. Hartmut Heck (CDU) schreckte vor allem das Bild einer "Riesenrestlebensmittelfabrik". Nach einer Änderung des Flächennutzungsplans werde nicht mehr der Rat Einfluss auf Größe und Umfang der Anlage nehmen können, sondern die Standortgemeinde Reinsfeld.
Ortsbürgermeister Rainer Spies bot daraufhin auch eine Vereinbarung mit der Gemeinde an. Die Anlage sei sinnvoller als solche, die mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben würden: "Und sie stinkt nicht mehr als eine mit Silage betriebene Biogasanlage." Vor allem aber sei sie veraltet und müsse dringend - auch mit Blick auf ihre Effizienz und den schonenden Umgang mit Ressourcen - modernisiert werden.
"Keiner hat etwas gegen Effizienzsteigerung", versicherte Josef Barthen (FWG). Da einige Orte jedoch über Gebühr belastet würden, wolle der Rat die Entscheidung nicht aus der Hand geben. Bürgermeister Michael Hülpes bestätigte Klagen über "gewisse nachteilige Auswirkungen". Zu dem Vorschlag von Otmar Muno (BfB), eine Bürgerversammlung einzuberufen, verwies er auf die gültige Betriebsgenehmigung. Hintergrund: Vor vier Jahren verhinderte der Verbandsgemeinderat eine Erweiterung der Biogasanlage. Betreiber Zeus und die Trierer Stadtwerke (SWT) planten ein Fünf-Millionen-Euro-Pilotprojekt. Biogas sollte zu Erdgas aufbereitet und ins öffentliche Netz eingespeist werden. Der Rat verweigerte die entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans der VG. Zwei Anlagen ganz in der Nähe haben bessere Startbedingungen. Die am Reinsfelder Birkenhof derzeit von Landwirt Jürgen Schirra gebaute Anlage genießt wie die von Landwirt Gerhard Eiden am Hermeskeiler Stadtrand geplante Anlage als "privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich" Sonderrechte: Eine Änderung des Flächennutzungsplans ist nicht erforderlich. Die für 2,5 Millionen Euro errichtete Reinsfelder Anlage an der B 52 ging 2004 ans Netz. Ihre Leistung von 500 Kilowattstunden deckt rein rechnerisch den jährlichen Strombedarf von mehr als 1000 Haushalten. Die Energie wird in zwei je 1000 Kubikmeter fassenden Gärbehältern gewonnen, die täglich mit etwa 30 Tonnen Speise- und Lebensmittelresten bestückt werden. Zwei weitere Behälter dienen als Lager. urs

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