Politiker ringen um Entscheidung Ob das Hermeskeiler Freibad öffnet, klärt sich nächsten Dienstag

Hermeskeil · Soll das Freibad in Hermeskeil diesen Sommer öffnen oder nicht? Im Ausschuss der Verbandsgemeinde sprachen einige Politiker von einer der schwersten Entscheidungen ihrer Amtszeit, ließen aber doch Tendenzen erkennen. Nächste Woche wollen sie sich festlegen.

 Blick ins Freibad Hermeskeil: Ob dort im Sommer Schwimmen möglich sein wird, wollen die Verantwortlichen nächste Woche entscheiden.  Foto: Archiv/Christa Weber

Blick ins Freibad Hermeskeil: Ob dort im Sommer Schwimmen möglich sein wird, wollen die Verantwortlichen nächste Woche entscheiden. Foto: Archiv/Christa Weber

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Fast zwei Stunden haben die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil das Für und Wider einer Öffnung ihres Freibads diskutiert. Mit dem Ergebnis, dass sie noch Bedenkzeit brauchen.

Alle Fraktionen betonten am Mittwochabend, wie schwer ihnen die Entscheidung falle. Bürgermeister Hartmut Heck (CDU) sprach von einem „Ritt auf der Rasierklinge“. Das Thema habe ihm schon schlaflose Nächte bereitet. Er gehe zwar „ergebnisoffen“ in die Diskussion. Für ihn stehe jedoch fest: „Einen Freibadbesuch, wie wir ihn gewohnt sind, wird es unter den aktuellen Umständen nicht geben.“

In einer Präsentation erläuterte Heck detailliert, welche Auflagen das vom Land im Rahmen der achten Corona-Bekämpfungsverordnung erarbeitete Hygienekonzept für Freibäder umfasst. Dabei ging der Bürgermeister auf die Punkte ein, die aus seiner Sicht die größten Probleme darstellten. Um Schlangen am Eingang zu vermeiden und Kontaktdaten zu ermitteln, werde beispielsweise ein System zur Online-Anmeldung und möglichst auch zur Online-Bezahlung nahegelegt. „So etwas bei uns einzurichten, verursacht natürlich auch Kosten“, sagte Heck. Christoph König (Bürger für Bürger) sah „Ärger und Stress“ programmiert. Es sei zu befürchten, dass manche Gäste trotz Anmeldung nicht kämen und das Bad eventuell halb leer sei.

Das Konzept mache viele Vorgaben, lasse deren Umsetzung jedoch an einigen Stellen offen, beklagte Heck. Als Beispiel nannte er die Duschen. „Erlauben wir die Nutzung, müssen wir ständig desinfizieren. Denn die Duschen funktionieren per Druckknopf.“ Lasse man sie aus, lande viel nicht abgeduschte Sonnencreme im Becken, was eine stärkere Behandlung des Wassers erfordere.

Als „größten Knackpunkt“ sieht der VG-Chef das Abstandsgebot, das überall einzuhalten sei. Die Verwaltung habe berechnet, dass maximal 440 Badegäste aufs Gelände gelassen werden könnten. In den Becken dürften sich gleichzeitig nur 104 Schwimmer aufhalten. „Wie aber kontrolliert man, ob zu viele im Wasser sind? Und wer muss dann raus? Das kann man dem Personal eigentlich nicht zumuten.“ Für ihn sei die einzige Option, sagte Heck, insgesamt nur 104 Besucher ins Bad zu lassen.

Denkbar seien zwei Bade-Schichten von je dreieinhalb Stunden, um doch mehr Gästen den Besuch zu ermöglichen. Dies führe aber zu dem Problem, dass bei „Schichtwechsel“ alle zurselben Zeit Richtung Ausgang strömten, weil sie die Zeit voll auskosten wollten. Der Personalbedarf steige enorm, allein durch zusätzliche Sicherheitskräfte zum Überwachen der Abstandsregeln. Für vier Wochen Betrieb schätzt die Verwaltung laut Heck die Mehrkosten auf etwa 100 000 Euro. „Und es bleibt die Frage, ob die Badegäste unter diesen Bedingungen überhaupt kommen“, warnte der VG-Chef. Zudem sei rechtlich unklar, wer die Verantwortung trage, sollte sich ein Gast wegen nicht eingehaltener Abstände im Bad mit dem Coronavirus infizieren.

Wie viele Kommunen im Kreis Trier-Saarburg ihre Freibäder öffnen werden, sei derzeit völlig offen, sagte Heck. Kordel solle geschlossen bleiben, Saarburg und Kell wolle man öffnen, für Mertesdorf und Schweich stünden die Entscheidungen noch aus. VG-Büroleiter Werner Haubrich mahnte, man könne nicht mehr allzu lang abwarten. Eine Öffnung brauche zwei bis drei Wochen Vorbereitung, Material und Personal müssten organisiert werden. Für Hermeskeil sei  der 6. Juli, erster Sommerferientag, ein möglicher Termin.

Die Ausschussmitglieder konnen sich in der Folge auf keine Linie einigen. René Treitz (SPD) erklärte, er habe in elf Jahren Gremienarbeit selten eine so schwere Entscheidung zu treffen gehabt. Er habe zwar die Familie im Blick, die vielleicht nicht in den Urlaub fahren könnten und denen das Bad großen Nutzen biete. Dennoch würde die SPD „unter den gegebenen Umständen“ von einer Freibadöffnung Abstand nehmen. Der VG-Beigeordnete Hermann Bernardy (SPD)  gab zu bedenken, „ob Spaß und Gaudi unter diesen Bedingungen überhaupt möglich sind“. Ihm sei es – Stand heute – zu riskant, sagte Paul Port (Grüne). Er bat allerdings darum, zu ermitteln, welche Kosten durch das Geschlossenhalten des Bads seit Anfang Mai gespart wurden. Diese müsse man den Mehrkosten durch die Hygieneauflagen gegenüberstellen.

Stefan Ding (CDU) sagte, er sehe es „nicht so pessimistisch“. Die Verwaltung sollte prüfen, was sich bei Regelungen und Aufwand noch optimieren lasse: „Weniger Badespaß in eingeschränktem Betrieb mag trotzdem mehr Spaß sein als zu Hause auf der Terrasse.“ Christoph König (BfB) fand: „Wir sollten es zumindest versuchen.“

Der Ausschuss einigte sich darauf, bis nächste Woche die geforderten Kostendetails und möglichst Erfahrungsberichte aus bereits geöffneten Bädern zusammen zu tragen. Am Dienstag, 9. Juni, soll dann die Entscheidung für Hermeskeil fallen.

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