Polizei im Bahnhof? Mainz winkt ab

Es ist eine Idee, die von der Mehrheit des Konzer Stadtrats getragen wird: Die geplante, zweite Trierer Polizeiinpektion soll im Bahnhof Karthaus untergebracht werden. Doch das Innenministerium favorisiert den Standort in Trier.

 Der Bahnhof Karthaus gehört zu den Konzer Schandflecken. Die angedachte Lösung, Trierer Beamte dort unterzubringen, wird vom Trierer Polizeipräsidium und vom Innenministerium nicht unterstützt.TV-Foto: Archiv/Anke Pipke

Der Bahnhof Karthaus gehört zu den Konzer Schandflecken. Die angedachte Lösung, Trierer Beamte dort unterzubringen, wird vom Trierer Polizeipräsidium und vom Innenministerium nicht unterstützt.TV-Foto: Archiv/Anke Pipke

Konz/Trier. "Kürenzer Straße" und "Salvianstraße": So lauten die beiden Adressen der Trierer Polizeiinspektionen (PI) spätestens ab 2014. Das hat vor wenigen Tagen Polizeipräsident Lothar Schömann verkündet (der TV berichtete).

Viel lieber hätte manch ein Konzer allerdings gehört, dass eine der Adressen die Albanstraße in Konz-Karthaus gewesen wäre. Denn so ganz aufgegeben haben einige Stadtratsmitglieder und Stadtbürgermeister Karl-Heinz Frieden ihre Idee nicht, dass die zweite Trierer PI Einzug im sanierungsbedürftigen Bahnhof Karthaus halten könnte. Sie hegen den Gedanken, seitdem Spekulationen bekannt wurden, die Stadt Konz werde dem Zuständigkeitsbereich der Trierer Polizei-Beamten zugeschlagen. Und wenn sie schon Konz betreuen können, so könnten die Polizisten auch einen ihrer Standorte in der Saar-Mosel-Stadt aufbauen - so die Theorie.

Innenministerium lehnt Vorschlag ab



Christdemokraten, Freie Wähler und Liberale tragen den Vorschlag mit. Ihre Argumente: Durch eine Polizeipräsenz im Karthäuser Bahnhof würden gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Das marode Gebäude bekäme eine neue Nutzung, die Polizei-Präsenz in Karthaus würde erhöht und die derzeitige Polizeiwache zu einer rund um die Uhr besetzten PI aufgestockt. Von Karthaus aus wären die Beamten bei Einsätzen auch flugs in Trier.

Der Haken: Schon im August vergangenen Jahres hat Reinhard Rothgeber, Pressesprecher des Trierer Polizeipräsidiums, auf TV-Anfrage mitgeteilt: "Im Bahnhof Konz-Karthaus eine zweite PI einzurichten, kommt nicht ernsthaft in Betracht." Und aktuell kommt nochmal die Bestätigung aus dem Innenministerium: "Von Konz war nie ernsthaft die Rede", sagt Pressesprecher Eric Schäfer im Gespräch mit dem TV. Geschlagen geben wollen sich die Konzer aber immer noch nicht. Es sei an der Zeit, dass die Landtagsabgeordneten aus Konz bei der Landesregierung in Mainz Werbung für die Bahnhofs-Idee machen müssten, sagte Bürgermeister Karl-Heinz Frieden in der jüngsten Sitzung des Stadtrats.

Diese Aufforderung rief bei Alfons Maximini (SPD) nur ein Kopfschütteln hervor. "Sicher nicht", so sein spontaner Kommentar. "Die Idee hatte nie einen realistischen Hintergrund", kritisiert er im TV-Gespräch. Es gebe keine konkrete Planung, keine Skizzen. "Da ist wenig Futter dran." Vielmehr müsse abgewartet werden, was die Machbarkeitsstudie zu Veränderungen im Karthäuser Bahnhofsumfeld ergebe.

Sein Landtagskollege Bernd Henter (CDU) will da aktiver sein. Er wolle Druck aufs Land ausüben und das Innenministerium nochmals auffordern, über die Sache zu entscheiden. "Wir halten die Idee für eine sinnvolle Sache", sagt Henter. Außerdem vergehe bis zum geplanten Umzug des Polizeipräsidiums 2014 noch etwas Zeit. Bis dahin könnte sich noch vieles ergeben. In einem ersten Schritt soll - nach Vorstellung Henters - festgelegt werden, ob Konz in Zukunft zur PI Trier gehören soll.

Derzeit werde die Frage der neuen Zuschnitte diskutiert, lautet das Fazit einer TV-Anfrage beim Innenministerium. Etwas Spruchreifes sei in ein paar Monaten zu erwarten, sagt Pressereferentin Christina Hahn. Dann sei vermutlich auch absehbar, welche Auswirkungen eine Veränderung unter Umständen auf die PI in Saarburg haben könnte. Derzeit gehört die Stadt wie die Verbandsgemeinde Konz zu dem Zuständigkeitsbereich der Saarburger.

Meinung

Es ist viel Fantasie gefragt

Mal abgesehen davon, wie realistisch die Idee erscheinen mag: Es dürfte kaum einen Konzer geben, der die Polizei nicht gerne im Karthäuser Bahnhof sähe. Dann wäre Konz um einen Schandfleck ärmer, und die PI vermittelte den Bürgern ein höheres Sicherheitsgefühl. Das sind Argumente, die überzeugen - zumindest die Konzer. Aber aus Sicht der Polizei dürfte es etwas problematisch sein, einen von zwei Stützpunkten genau an den Rand des Zuständigkeitsbereichs zu legen. Sie würden sich damit quasi die Hälfte ihres Aktionsradius abschneiden. Auch verständlich, dass da die Antwort an die Konzer negativ ausfällt. Es scheint also, als ob sich die Konzer neue Ideen für den Bahnhof einfallen lassen müssen. Es bedarf einer Menge Fantasie, sich dort etwas anderes als einen Abriss vorzustellen. Ein Segen wäre ein Investor mit Liebe zu alten Steinen. a.pipke@volksfreund.de

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