Prämien für private Bauherren

Hermeskeil · Die Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil will ab Sommer Privatleuten einen Zuschuss geben, wenn sie in den Ortskernen alte Häuser sanieren oder die Lücken mit Neubauten schließen. Diesem geplanten Fördertopf zur Dorfinnenentwicklung haben neun Ortsgemeinderäte schon zugestimmt. In drei Dörfern stehen die Entscheidungen noch aus. Widerstand kommt bisher nur aus Grimburg.

Hermeskeil. Drei Ortsgemeinderäte in der VG Hermeskeil müssen das Thema zwar noch beraten. Doch schon jetzt steht fest: Beim Kampf gegen ausblutende Dorfkerne zeichnet sich eine breite Zustimmung für die Pläne der Hermeskeiler VG-Verwaltung ab. Sie denkt über Prämien für Privatleute nach, die in den Orten leerstehende Häuser sanieren wollen oder marode Gebäude abreißen, damit dort neues Bauland mitten im Dorf entsteht.
Die Hermeskeiler VG orientiert sich bei ihrem geplanten Förderprogramm am Vorbild der VG Wallmerod (siehe Extra). Mit Bescheid gibt es aber auch ein Beispiel direkt vor der Haustür. Die 400-Einwohnergemeinde gibt aus ihrer eigenen Tasche privaten Bauherren maximal 5000 Euro, wenn sie alte Häuser auf Vordermann bringen, um dort zu wohnen. So haben es etwa Alexander und Natalie Michels in der Hermeskeiler Straße gemacht.
Ab Sommer soll nun ein VG-weiter Zuschusstopf eingerichtet werden. Eine Mehrheit der 13 Kommunen, die auch die erforderliche Einwohnermehrheit repräsentiert, hat sich bereits dafür ausgesprochen. Die Räte von Bescheid, Beuren, Geisfeld, der Stadt Hermeskeil, Hinzert-Pölert, Naurath, Neuhütten, Reinsfeld und Züsch haben sich in den zurückliegenden Wochen in ihren Sitzungen damit einverstanden erklärt, dass die VG die gemeindliche Selbstverwaltungsaufgabe "Förderung der Dorfinnenentwicklung" übernimmt. Die Beschlüsse fielen in aller Regel einstimmig.
Nur Grimburg ist dagegen


Nur in Grimburg hat sich der Rat - ebenso einmütig - bisher dagegen entschieden. Die Grimburger befürchten, mit dem Delegieren dieser Selbstverwaltungsaufgabe ein Stück weit die Freiheit aufzugeben, "eigene Projekte zu kreieren". Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber kritisierte zudem die offensichtlich geplanten "Transferleistungen", mit denen die VG gleiche soziale Verhältnisse in den Ortsgemeinden schaffen wolle. Er halte das für bedenklich.
In Damflos, Gusenburg und Rascheid stehen die Entscheidungen noch aus. Allerdings rechnet VG-Büroleiter Werner Haubrich, dass auch in diesen drei Orten die Räte das Vorhaben unterstützen werden. Laut Haubrich wird das Förderprogramm aber erst dann auf den Weg gebracht, wenn sämtliche Kommunen darüber abgestimmt haben. Denn, so Haubrich: "Wir wollen alle mit ins Boot nehmen."
Erst danach werden die übergeordneten Gremien der VG beraten und die genauen Eckdaten für das Förderprogramm festlegen. Haubrich geht davon aus, dass sich der VG-Rat in seiner Sitzung am 20. Juni damit befassen wird. Sollte das der Fall sein, könnte das Programm zum 1. Juli in Kraft treten. Ab dann könnten auch Förderanträge an die VG gestellt werden. Wer wegen eines konkreten Objektes aber schon vorher Klarheit braucht, kann sich an Haubrich oder seine Kollegin Iris Schleimer wenden. Sollten die voraussichtlichen Bedingungen gegeben sein, könnte laut Haubrich unter Umständen einem "vorzeitigen Maßnahmebeginn" zugestimmt werden.
Das vordringliche Ziel des Programms lautet, Missstände und Schandflecken in den Zentren der zwölf Dörfer und der Stadt zu beseitigen. Die Ortskerne, wo es viele leerstehende Häuser gibt, sollen so wiederbelebt werden. Dabei legt jede Kommune selbst die Grenzen fest, die als Dorfmitte zählen.
30 000 Euro bereitgestellt


Für das geplante Förderprogramm Dorfinnenentwicklung hat die VG Hermeskeil im aktuellen Haushalt 2013 vorsorglich 30 000 Euro eingestellt. Einen Zuschuss soll erhalten, wer ein altes Haus saniert oder umbaut, ein marodes abreißt und dort neu baut oder eine bestehende Baulücke schließt. Angedacht ist ein mittlerer vierstelliger Euro-Betrag.
Die Höhe wird im Ermessen des Haupt- und Finanzausschusses und des VG-Rates liegen. Diese beiden Gremien legen auch fest, wie viel Privatleute mindestens investieren müssen, um in den Genuss eines Zuschusses zu kommen. Weitere Bedingungen werden beispielsweise das Alter und der Zustand des Hauses sein oder wie lange es schon leer steht. Antragsberechtigt sind nur Privatleute. Sie können sich an ihre Gemeinde oder die VG wenden. Das gilt auch für Orte, die wie Grimburg gegen das Übertragen der Selbstverwaltungsaufgabe an die VG stimmten.Extra

Vorbild des Hermeskeiler Förderprogramms ist das Modellprojekt "Leben im Dorf - Leben mitten drin" in der Verbandsgemeinde Wallmerod (Westerwaldkreis). Seit 2004 hat die VG Wallmerod nach Auskunft von Sachbearbeiter Manfred Hehl mit ihrem Programm 145 Projekte zur Wiederbelebung alter Häuser oder zum Schließen von Baulücken gefördert. Allein im Jahr 2012 wurden 23 Vorhaben bewilligt. Die bisher gezahlten Zuschüsse mit einer Gesamthöhe von 387 000 Euro erhielten zu 80 Prozent junge Familien mit ein oder zwei Kindern. Die bisherige Wertschöpfung beziffert Wallmerod auf insgesamt 22,1 Millionen Euro. urs

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