Premiere mit schwerer Kost

Im Hochwald wird haushaltstechnisch ein neues Zeitalter eingeleitet. Der Verbandsgemeinderat Kell am See verabschiedet am Donnerstag, 29. Januar (17 Uhr, Bürgerhaus Paschel) den ersten doppischen Etat in der Region. Der TV hat vorab einen Blick in das Zahlenwerk 2009 geworfen.

Kell am See. "Ob altes oder neues System: Wir haben nicht mehr Geld in der Tasche. Nur die Grundlagen haben sich geändert." Auf diese Feststellung legt Bürgermeister Werner Angsten (CDU) im Vorfeld der Sitzung des Keller VG-Rats besonderen Wert. Dem Gremium wird morgen der erste Etat vorgelegt, der nach den Prinzipien der doppelten Buchführung in Konten (Doppik) aufgestellt wurde. "Die Doppik bringt mehr Transparenz", ist Angsten überzeugt.

Die Doppik bringt mehr Transparenz



Wurden bislang in der Kameralistik nur die Einnahmen und Ausgaben, also der reine Geldverbrauch, gegenübergestellt, so liegt beim neuen Rechnungswesen der Fokus auch auf dem Ressourcenaufkommen und -verbrauch. Zudem wird durch die Doppik deutlicher, welcher "Rattenschwanz" an Folgekosten bei einer Anschaffung auf die Kommunen in späteren Jahren zukommt.

Für die meisten Ratsmitglieder dürfte die Premiere dennoch nicht gleichbedeutend mit einem leichteren Durchblick sein. Das liegt auch daran, dass der dicke Papierstoß mit den Zahlen für 2009 buchstäblich schwere Kost ist.

Dabei wird in Paschel "nur" der Haushaltsplan verabschiedet, nicht aber die Eröffnungsbilanz der VG aufgestellt. Zwar wird dafür seit zwei Jahren das komplette Vermögen der Kommune - also vom Rathaus bis zum Feuerwehrhelm - einzeln erfasst und bewertet.

Weil in diese Aufstellung aber auch das Rechnungsergebnis 2008 einfließt und dieses wegen offener Posten noch nicht vorliegt, wird die Eröffnungsbilanz dem VG-Rat erst später vorgelegt. "Bis Ende November muss das geschehen sein", so Angsten.

Doch nun zu den wichtigsten Eckdaten des Haushaltsplans 2009: Inklusive Investitionen soll in der VG Kell ein Finanzvolumen von 4,8 Millionen Euro bewegt werden, wobei sich Ein- und Auszahlungen die Waage halten. Der Etat ist also ausgeglichen. "Das ist aber nur eine Momentaufnahme", betont Angsten.

680 000 Euro für neue Projekte



Denn die alten Defizite aus früheren Jahren verlassen die VG nicht, sie müssen aber erst ab 2010 im Etat wieder ausgewiesen werden.

Für neue Projekte sollen circa 680 000 Euro ausgegeben werden, die fast komplett über Kredite finanziert werden müssen. Wichtigste Anschaffung ist ein Löschfahrzeug für die Keller Feuerwehr, und Investitionen in die Schulen in Schillingen und Zerf sind geplant. Bei der Umlage, die die Ortsgemeinden an die VG zahlen müssen, schlägt die Verwaltung eine Senkung um knapp einen Punkt auf 42,55 Prozent vor.

Alternativ dazu werden dem Rat aber auch Berechnungsmodelle mit 43,5 und 45 Prozent vorgestellt. Mit diesen Mehreinnahmen könnte die VG ihre Belastungen durch alte Fehlbeträge herunterfahren. Interessant ist der Blick auf die Steuerkraftzahlen: In zwölf von 13 Dörfern hat sich die Einnahmesituation verbessert. Die Ausnahme ist Mandern, wo sich die Auswirkungen der Konjunk-turkrise in aller Deutlichkeit zeigen. Am Standort des Automobilzulieferers "Thyssen Krupp Beilstein" wird ein drastischer Rückgang der Gewerbesteuer von 2,5 Millionen Euro (2008) auf 735 000 Euro erwartet. Zwar fängt das Steuer-Plus in den anderen Dörfern einiges ab. Unterm Strich fehlen der VG aber bei einem Hebesatz von 42,55 Prozent im Vergleich zu 2008 fast 640 000 Euro an Umlagemasse. EXTRA Doppik: Doppik ist die Abkürzung für "Doppelte Buchführung in Kontenform". Der Haushalt von Kommunen im Land Rheinland-Pfalz muss nun nach kaufmännischen Gesichtspunkten erstellt werden und arbeitet mit Erträgen und Aufwendungen. Kommunen müssen eine Eröffnungsbilanz aufstellen, in der ihr Vermögen erfasst und bewertet wird. Abnutzbare Vermögen müssen flächendeckend abgeschrieben werden, Erhaltungsaufwand und Pensionsverpflichtungen in die Planungen einbezogen werden. (alf)

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