Premiere: Weinkönigin aus dem Hochwald

KASEL/OSBURG. Das hat es in der langen Tradition des Ruwerweinfestes noch nie gegeben: Erstmals in der 39-jährigen Geschichte der Veranstaltung kommt eine Weinkönigin nicht aus einer Weinbau-Gemeinde, sondern aus dem vorderen Hochwald.

Die 21-jährige Julia Bonert aus Osburg wird am 12. Juni in Kasel während des Festaktes "Auf der Lann" zur neuen Wein-Repräsentantin für das Ruwertal gekrönt. Als Prinzessin wird ihr während der zweijährigen Amtszeit Anne Wollscheid, ebenfalls aus Osburg, zur Seite stehen. In diesem Jahr wird das Ruwerweinfest von der Spielgemeinschaft Ruwertal organisiert. Die Verantwortlichen des Ruwer-Riesling e.V. haben die neue Hoheit ausgewählt und sehen keine Dramatik bezüglich ihres Herkunftsortes. Vorsitzender Bernward Keiper: "Die Herkunft der Weinkönigin ist eigentlich nicht von großer Bedeutung. Sie sollte aber Lust und Freude am Verkosten von Weinen haben und ihn präsentieren können." Zur Erinnerung: Was sich in diesem Jahr zum 39. Male jährt, hat seinen Ursprung im Juni 1966. Die Ruwertaler Winzerkapelle feierte ihr zehnjähriges Bestehen auf dem Festplatz an der Ruwer. Bei der Veranstaltung, die gleichzeitig als Weinfest deklariert war, wurde Martha Scherf als erste Ruwer-Weinkönigin gekrönt. Durch den großen Zuspruch und den Erfolg der Premiere ermuntert, kam es im folgenden Jahr zur zweiten Auflage. Im Winter 1967 gründeten die Vereine mit der Ortsgemeinde zwecks weiterer Planung der Veranstaltung eine Kulturgemeinschaft. Was anfänglich als Kaseler Weinfest begann, fand bereits 1968 eine Umbenennung. "Ruwerweinfest" sollte die Veranstaltung in den nächsten Jahrzehnten heißen. Im Lauf der Jahre gewann diese Idee immer mehr Anhänger in den umliegenden Weinbau treibenden Gemeinden. Das Fest, auch wenn es mittlerweile nicht mehr in einem Zelt stattfindet, hat sich immer mehr zu einer beliebten Werbeveranstaltung für den Wein gemausert. So will sich jetzt mit Julia Bonert auch eine Osburgerin für die edlen Tropfen der Ruwerwinzer einsetzen. Es gibt mehrere Bezüge zwischen der jungen Industriekauffrau, dem Ort Osburg und dem Ruwerwein, auch wenn es unwahrschenlich klingt. Tatsächlich bewirtschaftete ein Winzer auf einer Gemarkung zwischen Osburg und Riveris bis in die 50er-Jahre einen Weinberg mit 15 000 Rebstöcken. Der Wein wurde allerdings unter dem "Großgattungs-Lagennamen" von Waldrach verkauft. Doch damit ist die Betrachtung der Osburger Weinbau-Geschichte und die Verbindung von Julia Bonert zum Wein noch nicht beendet. "Meine Oma stammt aus einer Waldracher Winzerfamilie. Mein Großonkel war Kellermeister und mein Vater hatte vor seiner jetzigen Tätigkeit den Beruf des Weinküfers gelernt," erzählt die Trompeterin im Osburger Orchester "Rock for Joy". Selbst hat die angehende Weinkönigin auch schon im Weinberg mitgeholfen. Um das Ganze zu komplettieren: Die Mutter von Prinzessin Anne stammt ebenfalls aus einer Winzerfamilie (Mehring) und war dort in den Jahren 1980/81 Weinkönigin. Julia Bonert: "Ich bin von der Qualität des Ruwerweines überzeugt und liebe die herrliche Landschaft. Für beides lohnt es sich, als Weinkönigin zu werben."

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