Produktion läuft trotz Höllenhitze

HERMESKEIL/KELL AM SEE. Temperaturen zwischen 33 und 38 Grad sind in Verbindung mit der Mittelmeer- küste und klimatisierten Hotelzimmern eine feine Sache. Jeder, der in der Gluthitze körperlich arbeiten muss, sieht die Sache ganz anders. Die Arbeitgeber im Hochwald reagieren, um ihre Beschäftigten vor Gesundheitsschäden zu schützen.

Die Ozonwerte nähern sich der kritischen Grenze von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft und überschreiten sie sogar. Auch der Hochwald, sonst eine Zuflucht für Hitzegeplagte aus dem Trierer Kessel, bietet in diesen Tagen keine Abkühlung mehr. Man soll viel trinken, sich nicht zu lange der Sonne aussetzen und körperliche Anstrengung vermeiden - ein guter Tipp für Urlauber, doch was macht ein Dachdecker? Gerhard Dellwo führt in Waldweiler einen Vier-Mann-Betrieb. "Wir nehmen dieses Problem ernst", sagt der erfahrene Handwerker im TV -Gespräch. Die Hitze zwinge ihn zu einer Verlagerung der Arbeitszeiten nach vorne: "Wir fangen um sechs Uhr an und versuchen, bis spätestens 14 Uhr fertig zu sein. Danach geht nämlich wirklich nichts mehr." Das tropische Klima habe keine Auswirkungen auf die Auftragslage. Früh anfangen und früh wieder aufhören

"Glücklicherweise arbeiten wir momentan mit Ziegeln. Dacheindeckungen mit Schiefer wären ein echtes Problem. Auf einem derart heißen Dach würde es kein Mensch aushalten." Früh anfangen und früh wieder aufhören - diesem Prinzip folgt momentan auch das Raketenartillerielehrbataillon in der Hermeskeiler Hochwaldkaserne. "Wir haben den Dienstbeginn auf fünf Uhr vorverlegt", sagt Major Lutz Altekrüger, der den Kommandeur Roderich Kiesewetter momentan vertritt. Das bedeutet zwar, dass der Weckruf für die Soldaten mitten in der Nacht ertönt. "Dafür ist dann aber auch bis 14 Uhr Schluss, und die Jungs können ins Freibad gehen." Diese Änderung betreffe nicht nur die Rekruten in der körperlich anspruchsvollen Grundausbildung, sondern das gesamte Bataillon. "Das erhöhte Risiko gilt schließlich für alle." Nicht jeder Unternehmer kann der Hitze durch eine solche Vorverlegung des Arbeitstages entgehen. Die 900 Mitarbeiter des Hans-Bilstein-Werks in Mandern, der größten Produktionsstätte des Thyssen-Krupp-Konzerns, arbeiten in drei Schichten. "Daran können wir natürlich nichts ändern", sagt Personalleiter Thorsten Schwippert. "Aber wir achten sehr genau darauf, dass in unseren Hallen keine gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen entstehen." Der Wirkungskreis der Krupp Bilstein GmbH umfasst die gesamte Welt - zumindest die Teile davon, in denen Autos bewegt werden. Jeder, der schon einmal ein solches gefahren hat, verließ sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf ein Bilstein-Produkt, den Stoßdämpfer. Speziell in dieser Woche hat der Konzern an sieben Stellen des Manderner Werks Gallonen mit gekühltem Wasser aufstellen lassen, die den Mitarbeitern kostenlos zur Verfügung stehen. "Außerdem messen wir regelmäßig die Raumtemperaturen. Unser Beauftragter für Arbeitssicherheit achtet genau auf vertretbare Bedingungen." Die Siegenia-Aubi KG produziert Fensterbeschläge in Hermeskeil und Reinsfeld. "Wir haben momentan sehr viel zu tun", erklärt Fertigungsleiter Rolf-Bodo Brombacher. Auch hier wird in drei Schichten gearbeitet. Keine zusätzliche Hitzeentwicklung

"Der Vorteil unserer Produktion liegt darin, dass es keine zusätzliche Hitzeentwicklung gibt." Auch Siegenia-Aubi kontrolliert und reguliert, wenn nötig, die Raumtemperatur. "Der Betrieb muss laufen", betont Brombacher. "Unsere Kunden interessieren sich nicht für die Temperaturen am Produktionsort." Das Hauptabsatzgebiet der KG ist Osteuropa.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort