Projekt Kirche im Nationalpark kurz vor Start

Neuhütten-Muhl · Es geht voran mit dem Projekt Kirche im Nationalpark. Unter diesem Motto wollen Kirchenvertreter und ehrenamtliche Helfer spirituelle und kulturelle Angebote rund um das Schutzgebiet aufbauen. Herzstück des Projekts soll die Muhler Kapelle werden. Das Bistum Trier entscheidet am 5. Juli, ob es die Initiative finanziert.

Projekt Kirche im Nationalpark kurz vor Start
Foto: Christa Weber (cweb) ("TV-Upload Weber"

Neuhütten-Muhl. Der Neuhüttener Ortsteil Muhl und seine Kapelle sollen zum Ausgangspunkt für ein im Bistum Trier bislang einmaliges Projekt werden: Kirche im Nationalpark. Unter diesem Titel soll Muhl sich zum Zentrum für kulturelle und spirituelle Angebote entwickeln, die im Zusammenhang mit dem vor einem Jahr eröffneten Schutzgebiet im Hunsrück und Hochwald stehen.
Ende 2015 hat sich der Förderverein Dorf und Kirche im Nationalpark gegründet, der das Projekt ehrenamtlich unterstützen will (der TV berichtete am 24. Januar). Damals gab es eine unverbindliche Zusage des Bistums, dass man das Projekt für förderwürdig halte. Inzwischen haben das Dekanat Birkenfeld und die Pfarrei St. Franziskus Hermeskeil ihren Antrag so weit ausgearbeitet, dass sie auf eine baldige Zusage hoffen. Über die weitere Vorgehensweise informierte einer der Projektleiter, der Hermeskeiler Dechant Clemens Grünebach, bei der Mitgliederversammlung des Fördervereins im Muhler Bürgerhaus.
Am 5. Juli werde das Projekt der Leitungskonferenz des Bistums präsentiert, verkündete Grünebach. "Ich hoffe, dass wir dann den Zuschlag erhalten." Das Bistum solle für eine "Anschubfinanzierung" sorgen, rund 93 000 Euro würden für den anvisierten Projektzeitraum bis 2020 benötigt, erklärte Grünebach. Das Hauptziel sei, dass die Kirche die Menschen in dem immer wichtiger werdenden Lebensbereich Freizeit erreiche und ihnen Angebote zur "Ich-Findung in der Natur" mache.
Ökumenisches Projekt


Geplant seien etwa religiös-spirituelle Wanderungen mit Start und Ziel in Muhl. Die Kapelle, das einzige Gotteshaus im Nationalpark, solle zum "Identifikationspunkt" werden und Veranstaltungsort auch für kulturelle Angebote wie Konzerte oder Ausstellungen sein.
Um die Zielgruppe zu erweitern, werde das Projekt "ökumenisch angelegt", sagte Grünebach. Es hätten bereits mehrere evangelische Kirchenkreise ihre Kooperationsbereitschaft signalisiert. Unbedingt erforderlich sei dazu die Renovierung der Muhler Kapelle. Dach und Heizung würden erneuert, bei Innenanstrich und Gestaltung der Außenanlagen setze man auf die Hilfe des Vereins. Statt der bisherigen Kirchenbänke würden für 15 000 Euro Stühle geordert, "damit wir bei Veranstaltungen flexibler sind". Das Projekt, warnte der Dechant vor Missverständnissen, richte sich aber nicht "an den klassischen Kirchgänger". Es gehe nicht darum, "dass wir künftig jede Woche eine Messe in Muhl haben". Dafür reichten die "Ressourcen" nicht. Man wolle "Kirche wiederbeleben" - und zwar in der gesamten Nationalparkregion.
Eine weitere Idee ist die Einrichtung eines Schöpfungspfads nach Brücken oder Abentheuer (Kreis Birkenfeld), der "mit Wanderführer oder auf eigene Faust erwandert werden kann". Es gebe bereits Kandidaten, die sich für diese "schöpfungstheologischen Wanderungen" schulen lassen wollten. Laut Grünebach will man aber auch auf die Nationalparkführer zugehen.
Ziel sei es, mit diesen Angeboten jährlich 750 Menschen im Alter zwischen 16 und 75 Jahren zu erreichen. Muhl ist schon jetzt Startpunkt für die Rangertouren durch den Nationalpark. Laut Bernd Schmitt, Vorsitzender des Fördervereins, wurden inzwischen 500 Teilnehmer gezählt.
Gebe das Bistum grünes Licht, könne das Projekt im September oder Oktober starten. Bis dahin gelte es, weitere Partner zu finden, sagte Grünebach. Für eine "intensive Öffentlichkeitsarbeit" inklusive eigener Internetseite und Logo seien 31 800 Euro veranschlagt. Zwei Personen sollten sich zusätzlich um das Einwerben von Geld-, Sach- und Zeitspenden kümmern. "Damit wollen wir zehn Prozent der jährlichen Projektkosten decken." Zusätzlich hoffe man auf "20 Ehrenamtliche, die sich verbindlich engagieren" - ein Einsatz, der laut Pfarrer auch die "Dorfgemeinschaft beflügeln" könne.
Die Unterstützung des Nationalparkamtes ist den Muhlern gewiss. "Von uns gibt es ein klares Ja", sagte Amtsleiter Harald Egidi, der Gast bei der Versammlung war. Mit dem Schöpfungspfad ließen sich die Themen Natur und Schöpfung "ideal verbinden". Auch bei den Bildungsangeboten für Kinder sehe er Möglichkeiten, statt wie bisher die Naturwissenschaften auch den Religionsunterricht stärker einzubeziehen.

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