Medizinische Versorgung Kleine Dosen, die Leben retten

Hermeskeil · Sie sind nur zwölf Zentimeter groß, stehen im Kühlschrank und enthalten lebenswichtige Informationen: 500 SOS-Rettungsdosen werden ab sofort in der Verbandsgemeinde Hermeskeil verteilt.

 Im Mehrgenerationenhaus (MGH) in Hermeskeil haben MGH-Leiter Christoph Eiffler, Allgemeinmediziner Dr. Egon Müller, Projektleiter Georg Steppuhn und Bürgermeister Michael Hülpes (von links) die neue Rettungsdose vorgestellt.

Im Mehrgenerationenhaus (MGH) in Hermeskeil haben MGH-Leiter Christoph Eiffler, Allgemeinmediziner Dr. Egon Müller, Projektleiter Georg Steppuhn und Bürgermeister Michael Hülpes (von links) die neue Rettungsdose vorgestellt.

Foto: Christa Weber

Es gibt Situationen, da entscheiden nur wenige Minuten über Leben oder Tod. Ersthelfer stehen häufig vor dem Problem, dass sie kaum ansprechbare Patienten vorfinden, aber doch Fragen klären müssen. Gibt es Vorerkrankungen, Allergien oder gar Medikamente, die der Betroffene nicht verträgt? Wer soll im Notfall informiert werden?

In der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil werden die Helfer in solchen Situationen bald im Kühlschrank fündig. Denn dort soll künftig eine Rettungsdose stehen, die relevante gesundheitliche Details zum jeweiligen Bewohner liefert. „Je schneller ein Helfer Informationen bekommt, desto schneller kann er handeln“, sagt der Züscher Georg Steppuhn. Er hatte die Idee, das Projekt Rettungsdose rund um Hermeskeil zu starten. Um das Projekt in seiner Heimatregion umzusetzen, habe er aber einen „Vater“, einen verlässlichen Partner, gebraucht. Den fand er in Christoph Eiffler, dem Leiter des MGH.

Auf dessen Initiative hin wurden Gespräche mit den örtlichen Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr geführt. „Die Dose wurde als sehr sinnvoll eingeschätzt, auch von ärztlicher Seite“, sagt Eiffler. Das bestätigt der Hermeskeiler Allgemeinmediziner Dr. Egon Müller: „Es ist ein genial einfaches System. Jeder hat ja einen Kühlschrank im Haus.“ Aus seiner rund 30-jährigen Tätigkeit als Hausarzt wisse er, dass immer wieder Personen von Rettungskräften gefunden würden, die sich selbst nicht mitteilen könnten. Der Inhalt der Rettungsdose könne wichtige Orientierung bieten.

In die Dose steckt der Besitzer ein ausgefülltes Datenblatt. Darauf notiert er wichtige persönliche Daten, die eigene Blutgruppe, Erkrankungen, Allergien und Adressen von Hausarzt, Pflegedienst und Personen, die im Notfall zu kontaktieren sind. Er kann auch angeben, wo er seine Medikamente aufbewahrt. Die Dose wird im Kühlschrank deponiert und dieser mit einem SOS-Dosen-Aufkleber gekennzeichnet. Ein zweiter Aufkleber gehört an die Innenseite der Haustür. So wissen Helfer beim Betreten der Wohnung gleich Bescheid, wo sie Informationen finden.

Die Idee stamme ursprünglich aus Irland, sagt Initiator Steppuhn. Ein Urlauber habe sie von dort zum Lions-Club im hessischen Hanau mitgebracht, der die Dose samt Inhalt entworfen und markenrechtlich habe schützen lassen. Ähnliche Projekte gab es in der Region im vergangenen Jahr in Morbach und im Raum Bitburg. Die ersten 500 Dosen für die VG Hermeskeil, die ab sofort unter anderem im MGH kostenlos verteilt werden (siehe Info), spendet der Lions-Club Hermeskeil Hochwald.

Ein Unterstützer der Aktion ist auch Bürgermeister Michael Hülpes: „Wir haben in der VG viele Single-Haushalte, wo der Partner gestorben ist und die Leute möglichst lange noch allein in ihrem Zuhause leben möchten.“ Zwar sollten Rettungsdienste innerhalb von zehn Minuten vor Ort sein, dies funktioniere aber nicht immer, sagt Hülpes. „Diese Dose mit wichtigen Infos kann die Zeit verkürzen, bis effektiv Hilfe geleistet wird.“ Auch für die Hermeskeiler Feuerwehrleute sei dies hilfreich. Als Vorsitzender des Ortsvereins Hochwald des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) kündigt Hülpes an: „Wir sponsern die nächsten 500 Dosen. Und auch darüber hinaus sollten wir schauen, dass die Leute sie kostenlos bekommen.“

Hauptzielgruppe seien alleinlebende ältere Menschen, sagt Christoph Eiffler. Aber auch für Jüngere könne der kleine Lebensretter sinnvoll sein, etwa bei chronischen Krankheiten, schweren Allergien oder Diabetes.

Nicht nur Singles erhielten die Dose, man könne mehrere Datenblätter darin deponieren, sagt Eiffler: „Wenn es hektisch wird, können Angehörige wichtige Details vielleicht nicht vermitteln. Für sie ist die Dose dann eine Entlastung.“ Verteilt würden die 500 Erst-Exemplare vorwiegend im VG-Gebiet, weil dort die Rettungsorganisationen informiert seien: „Die Dose nützt ja nur etwas, wenn die Helfer Bescheid wissen.“

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