Serie: Was die Gemeinden 2021 anpacken Neues Bauland und ein Luxusproblem

Bescheid · Bescheid wächst und das kleine Dorf erwartet weitere Einnahmen aus der Windkraft, die sinnvoll investiert werden sollen.

(doth) Ein kleiner Ort will größer werden. Bei den Apfelbaumfeldern ist der Flurname des Bescheider Neubaugebietes, mit dem sich das Dorf um 18 Parzellen erweitert. Für Ortsbürgermeisterin Nastja Raabe ist die Vermarktung jetzt die wichtigste Aufgabe in 2021: „Vier Baustellen sind schon vergeben, 14 noch zu haben.“

Die Notwendigkeit sieht sie so: „Wir wünschen uns, dass gerade die jungen Familien unter den 400 Einwohnern nicht wegziehen, sondern hier bauen.“ Bescheid habe noch eine gesunde Altersstruktur mit vielen jungen Menschen. Und innerorts sei kaum Potenzial den Traum vom eigenen Heim zu erfüllen.

Es lockt eine schöne, unverbaubare Aussicht, ein reges Vereinsleben, wenn auch nicht gerade in Corona-Zeiten und Glasfaseranschluss fürs Internet bis ins Haus - alles für erwartete 86 Euro pro Quadratmeter Bauland.

Aus der Windkraft könnte ein neuer Geldsegen ins schuldenfreie Bescheid fließen. Vier weitere Windräder und drei, die durch größere ersetzt werden sollen (Repowering), stehen auf Gemeindegrund, müssen jedoch erst das Genehmigungsverfahren der Kreisverwaltung bestehen. „Corona verzögert das alles“, bedauert Raabe.

Wenn Geld aus der neuen Windkraft da ist, sollte es ihrer Ansicht nach wieder in nachhaltige Projekte gesteckt werden, etwa in CO2-neutrale Wärmegewinnung. Allerdings muss ein Teil der Einnahmen an den Solidarfonds der Verbandsgemeinde Hermeskeil abgeführt werden, denn nicht in allen Dörfern ist Windkraft möglich.

Sorge bereitet der Dorfchefin die Stützmauer in der Schulstraße, die an einer Stelle schon ausgebrochen ist: „Das können wir nicht mit Eigenleistung flicken, das muss ordentlich saniert werden.“ Und ordentlich heißt eben geschätzte 80 000 Euro.

Was ebenso wichtig wird, ist die Überarbeitung des Dorfentwicklungskonzeptes. Ideen aus der Dorfmoderation, die vom Büro Stadtgespräch aus Kaiserslautern geleitet wurde, sollen mit eingearbeitet werden. „Wir wollen vor allem die Dorfbegrünung im Blick behalten, denn einige Obstbäume haben schon ein gewisses Alter erreicht“, sagt Raabe.

Gefragt nach den Auswirkungen der Pandemie sagt sie: „Ich hoffe, dass das gesunde Engagement der Vereine erhalten bleibt und vielleicht sogar neue Ideen umgesetzt werden.“ So schnell wie möglich sollten die Aktivitäten von Musik- und Sportverein, Heimatverein, der Feuerwehr mit Förderverein und des Jugendclubs wieder aufgenommen werden dürfen.

Was durch die schwere Zeit hilft, sei die in Bescheid traditionell familiär geprägte Struktur. Jeder helfe jedem.

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