Prominenter Einheizer

TRIER. Grün statt gelb: Für einen Wechsel des Koalitionspartners auf Landesebene hat sich der grüne Bundesfraktionsvize Jürgen Trittin ausgesprochen. "Die FDP muss raus aus der Regierung", forderte der Ex-Bundesumweltminister bei einem Wahlkampf-Auftritt in Trier.

Donnerstagabend, kurz vor 19 Uhr in der Studentenkneipe "Astarix": Es ist rappelvoll. Die letzten Ankömmlinge drängen sich an der Haupteingangstür, viele müssen stehen, einige sitzen sogar auf dem Boden. Die Atmosphäre erinnert an eine studentische Vollversammlung, wäre da nicht ein gutes Dutzend Mitfünfziger, das den Altersdurchschnitt hebt. Für Jürgen Trittin ist es der letzte Auftritt an diesem Tag. Im Hunsrück hat der 51-Jährige zuvor ein Biowärme-Zentrum besucht, an der Mosel mit Unternehmern über ökologische Modernisierung diskutiert. Anderthalb Tage ist der prominente Gast aus Berlin in Rheinland-Pfalz unterwegs, um die regionalen Grünen im Wahlkampf zu unterstützen und der in Umfragen bei sechs Prozent "eingependelten" Landespartei Schützenhilfe zu leisten. Trittin werde "dem politischen Gegner kräftig einheizen", heißt es denn auch vollmundig in der Ankündigung.Attacken gegen die "Kuschel-Koalition"

Der in Anzug mit Krawatte erschienene Ex-Minister hält Wort. Eine gute Stunde lang attackiert Trittin die rot-schwarze Berliner "Kuschel-Koalition" , polemisiert gegen das rot-gelbe Bündnis in Mainz, wo die "Weinköniginnen knutschenden Brüderles künftig nicht mehr das Sagen haben" dürften. Ministerpräsident Beck? - "Hat große Ähnlichkeit mit einer Mopsfledermaus vom Flughafen Hahn!" Die rheinland-pfälzische CDU? - "Da ist nur noch Mitleid angebracht. In Berlin drückt selbst die Union Beck die Daumen." Die Liberalen? - "Regieren in Rheinland-Pfalz seit Ewigkeiten und haben eines der am meisten verschuldeten Bundesländer hinterlassen." Die Linkspartei? - "Jede Stimme, die außerhalb des Parlaments landet, stärkt nur die FDP." Und die Liberalen sollen laut Trittin ja schließlich "raus aus dieser Landesregierung". Warum aber soll jemand in Rheinland-Pfalz die Grünen wählen? "Dieses Land", sagt der Bundesfraktionsvize, "bedarf ökologischen Sachverstands - damit nicht mehr nur aus der Sicht der BASF-Marketingabteilung argumentiert wird, wie dies Umweltministerin Conrad tut." Um 100 Millionen Euro jährlich wollen die rheinland-pfälzischen Grünen Familien mit Kindern entlasten. In puncto Ganztagseinrichtungen gebe es Nachholbedarf, sagt Trittin: "Da ist Rheinland-Pfalz weit vom Stand einiger ostdeutscher Bundesländer entfernt. Das ist eine Schande." Am Ende erntet der ehemalige Umweltminister viel Applaus, und der lokale Landtagsabgeordnete Reiner Marz bedankt sich beim "lieben Jürgen für den Auftrieb". "Steht am Wahlsonntag nicht zu spät auf", ermahnt Marz noch das überwiegend studentische Publikum. "In dieser Nacht werden nämlich die Uhren auf Sommerzeit vorgestellt. Wenn ihr das vergesst und erst um 16 Uhr frühstückt, sind die Wahllokale anschließend zu." Da kann sich auch der prominente Gast aus Berlin ein Grinsen nicht verkneifen.

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