Propstey-Gruppe pilgert auf dem Jakobsweg

Taben-Rodt · Ein Jahr lang hat sich eine kleine Gruppe aus der Jugendhilfeeinrichtung Propstey St. Josef in Taben-Rodt in Gesprächsrunden und mit Tagespilgertouren auf eine Pilgerwoche vorbereitet. Das gemeinsame Ziel: vom 18. bis 24. Juli auf der Via Baltikum, einem Teil des Jakobswegs an der Ostsee, pilgern.

 Die Jugendlichen aus der Propstey Taben-Rodt sind auf dem Jakobsweg in Richtung Rostock unterwegs. Foto: privat

Die Jugendlichen aus der Propstey Taben-Rodt sind auf dem Jakobsweg in Richtung Rostock unterwegs. Foto: privat

Foto: (h_sab )

Taben-Rodt. "Gemeinsam planen, gemeinsam losgehen und gemeinsam ankommen", unter dieser Prämisse stand das Vorhaben einer neunköpfigen Gruppe aus der Jugendhilfeeinrichtung Propstey St. Josef in Taben-Rodt. "Es war ein ehrgeiziges Vorhaben", sagt Rebecca Montes, die Abteilungsleiterin Jugendhilfe der Propstey St. Josef in Taben-Rodt. Immerhin sollten von Wolgast bis Rostock in fünf Tagen 115 km zu Fuß bewältigt werden. "Skeptisch waren wir schon etwas", sagt Montes. "Denn die erste Tagesetappe am Sonntag war mit 22 Kilometern angesetzt."

Aber, das sei schon vorweggenommen, alle sechs Jugendlichen der Propstey im Alter von zwölf bis 16 Jahren und auch ihre drei erwachsenen Begleiter präsentierten sich stolz am letzten Pilgertag unter dem Ortseingangsschild Rostock. Geschafft! Müde, Muskelkater, Blasen an den Füßen: 115 Kilometer zurückgelegt! Auch der kleine fünf Monate alte Paul, der Sohn von Christiane Herrig, verantwortlich für die religionspädagogischen Inhalte, war ebenfalls dabei. "Es war schon toll", sagt Herrig, "wie alle sich bemüht haben, meinen Sohn mal getragen, mal im geländegängigen Kinderwagen geschoben und dann wieder Rücksicht genommen haben, wenn er seine Ruhe brauchte!"

Dass alle das Ziel erreichen, danach sah es allerdings nach der ersten Tagesetappe nicht aus. Fünf Stunden Dauerregen. Über Kopfsteinpflaster, Schotterwege, hohes Gras, über matschige Waldwege. Trotz Regenschutz alles durchnässt. Kein prickelndes Gefühl, mit den ersten Blasen an den Füßen am nächsten Morgen wieder die zum Teil noch nasse Kleidung anzuziehen. Der Senior der Gruppe, Reinhard Köster, war nachher stolz: "Ich war überrascht, was der Einzelne zu leisten in der Lage ist, wenn alle das Ziel erreichen wollen, sich gegenseitig unterstützen und motivieren. Auch wenn wir Erwachsenen schon die Hauptmotivationsarbeit zu schultern hatten!"

Jeden Abend gab es eine kleine Reflexionsrunde. Wichtigste Aussage auch der Jugendlichen: "Toll, dass ich das geschafft habe!" Die Hauptfragen der jungen Leute tagsüber: "Wie weit ist es noch? Wann sind wir da?" Und die meist gehörteste Aussage: "Ich kann nicht mehr, ich schaffe es nicht!" Umso wichtiger dann die Freude am Abend. Jetzt sind alle wieder zurück, stolz, voller schöner Eindrücke und wichtigen Lebenserfahrungen.
"Auf der Rennbahn des Lebens haben die Teilnehmer festgestellt, dass es ein wertvolles Geschenk ist, sich Zeit nehmen zu können", sagt Köster. "Und das haben alle genossen: viel Zeit füreinander zu haben: Zeit zum Reden, Zeit um Konflikte zu lösen, aber auch Zeit, um schweigend nebeneinander herzugehen, also Zeit zur Muße."
"Das Miteinander verändert sich, wenn nicht die Zeit wie im Arbeitsalltag gegen uns läuft", sagt Rebecca Montes. "Vielleicht können wir diese Erfahrung ein wenig in unseren beruflichen Alltag einfließen lassen. Dann wären wir auf einem guten Weg."

Mehrere Sponsoren haben das Projekt ermöglicht. Zwei der Jugendlichen haben noch nicht genug: Sie haben beim Abschied gefragt, ob sie nächstes Jahr wieder mit dürfen. red

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