Protestaktion mit vielen Plakaten

Zerf · In Zerf formiert sich Widerstand gegen das bevorstehende Aus für die Realschule. Die Bürger haben im Ort an vielen Stellen Plakate aufgehängt, mit denen sie gegen den Anfang der Woche gefällten Beschluss des Kreistags Trier-Saarburg protestieren und den Erhalt der Schule fordern. Ob sich alle Politiker im Zerfer Rat diesem Anliegen anschließen, entscheidet sich am 1. Juli.

 Ein großes Transparent und viele kleine Schilder: Vor dem Zerfer Bürgerhaus protestieren etwa 40 Kinder und Erwachsene gegen die geplante Schließung der Realschule im Ort. TV-Foto: Axel Munsteiner

Ein großes Transparent und viele kleine Schilder: Vor dem Zerfer Bürgerhaus protestieren etwa 40 Kinder und Erwachsene gegen die geplante Schließung der Realschule im Ort. TV-Foto: Axel Munsteiner

Foto: (h_hochw )

Zerf. Wer derzeit mit dem Auto durch Zerf fährt, sieht vor vielen Häusern neu aufgehängte Plakate. Auf ihnen steht zum Beispiel "Unser Dorf soll Zukunft haben. Kämpft für eure Schule!" oder "Kein Graben zwischen Kell und Zerf!" und "Schließungen führen in die Sackgasse". Damit machen die Bürger des Hochwaldorts ihrem Unmut gegen eine Entscheidung des Kreistags Trier-Saarburg Luft. Dieser hatte Anfang der Woche beschlossen, die Realschule (RS) plus Kell/Zerf künftig nicht mehr als sogenannte dislozierte Schule mit Unterricht an zwei Standorten fortzuführen (der TV berichtete am 15. Juni). Stattdessen ist eine Konzentration in Kell geplant, wo ein Neubau entstehen soll. Nach dessen Fertigstellung in drei bis vier Jahren wäre das Aus für die Realschule Zerf besiegelt. Es bliebe dort nur noch die Grundschule, die sich im selben Gebäudekomplex befindet.Viele Bürger sind enttäuscht

Um ihrer Plakataktion mehr Nachdruck zu verleihen, haben sich zwei Tage nach dem Kreistagsbeschluss 40 Zerfer Bürger im Vorfeld einer Gemeinderatssitzung vor dem Bürgerhaus versammelt. Eine Gruppe von et wa einem Dutzend Kindern rollt dabei ein Transparent mit der Aufschrift "Lasst uns unsere Schule!" aus. Auch Margret Altmeyer und Stephan Klasen protestieren mit. Beide gehören dem gemeinsamen Elternbeirat von Grund- und Realschule an. Sie können die Entscheidung des Kreises nicht verstehen: "Zu einem Ort wie Zerf gehört eine Schule einfach dazu. Sie ist wichtig für dessen Attraktivität", sagt Altmeyer. Viele Eltern hätten zudem noch eine ganz andere Befürchtung. "Wenn die Schule jetzt getrennt wird und die Schülerzahlen dann weiter zurückgehen, wird es in Kell vielleicht gar nicht zu einem Neubau kommen", so Altmeyer. Diese Bedenken teilen auch andere Bürger - etwa Samira Dertinger. Sie hat ein Kind im Grundschulalter. "Die Entscheidung, wo ich es später hinschicke, hängt ja auch davon ab, wohin die anderen Kinder aus dem Ort gehen. Ich vermute, dass viele Eltern aus Zerf ihre Kinder eher nach Saarburg statt nach Kell schicken."Klasen ist nicht nur über den Kreis enttäuscht, sondern auch über die Schulleitung der RS plus. Denn sowohl Rektor Bernd Staudt als auch Konrektor Andreas Hochhalter hatten sich dahingehend geäußert, dass sie eine Konzentration in Kell mit einem dortigen Neubau befürworten würden. Dies war auch mit etwa 70 Prozent Zustimmungsquote die Tendenz bei einer von der Schule organisierten Umfrage unter 29 Lehrern, sechs Elternbeiratsmitgliedern und sechs Schülervertretern (der TV berichtete). "Ich hätte mir von der Leitung mehr Engagement gewünscht, dass die Schule in ihrer bisherigen Form fortgeführt wird", sagt Klasen.Zerfer Rat zögert mit Resolution

Stefan Weinacht hat derweil den Zerfer Rat zu einer Resolution für den Erhalt der Schule aufgefordert. "Wenn in Zerf eine so bedeutsame Institution wie die Realschule wegfällt, ist das auch ein Grund weniger für den Fortbestand der Verbandsgemeinde", sagt Weinacht.Dieses formelle Bekenntnis zum Erhalt der Schule hat der Zerfer Rat in seiner aktuellen Sitzung noch nicht gemacht. Seine Position sei bekannt, betont Ortschef Dieter Engelhardt (SPD) später auf TV-Anfrage. Er hat die Pläne und den Beschluss des Kreises mehrfach kritisiert. Das Thema sei aber zu ernst und zu wichtig und die Zeit nach dem Kreistagsbeschluss zu kurz, "um jetzt mit heißer Nadel eine Resolution zu stricken". Er werde diesen Punkt auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung am Mittwoch, 1. Juli, stellen. "Dann werden wir im Rat über eine Resolution diskutieren und hoffentlich zu einem einheitlichen Ergebnis kommen. Es gibt im Rat aber auch Leute, die dann Farbe bekennen müssen", sagt Engelhardt mit Blick auf das Abstimmungsverhalten einiger Zerfer Politiker im VG-Rat Kell vor vier Wochen (siehe Extra). Meinung

Zu spät und zu unentschlossenEins vorab: Aus der Perspektive der Zerfer Bürger ist es absolut verständlich, dass sie wegen des Kreistagsbeschlusses auf die Barrikaden gehen. Der Verlust einer Schule im Ort ist überall eine bittere Pille. Allerdings stellt sich die Frage, warum der Protest erst jetzt kommt. Dass die Überlegungen des Kreises auf eine Konzentration am Standort Kell hinauslaufen, ist seit Monaten bekannt. Der TV hat darüber erstmals im Dezember 2014 berichtet. Merklichen Widerstand gibt es aber erst jetzt, nachdem die Entscheidung gefallen ist. Auffällig ist in diesem Zusammenhang der Kontrast zur Integrierten Gesamtschule (IGS) in Hermeskeil. Als dort bekannt wurde, dass die Einführung der Oberstufe auf der Kippe steht, zog die ganze Schulgemeinschaft - also Schulleitung, Lehrer und Eltern - an einem Strang. Es wurde eine Unterschriftenaktion initiiert. Der VG-Rat gab volle Rückendeckung für das Anliegen der IGS, und auch bei den Kreispolitikern wurden so intensive Überzeugungsarbeit geleistet, dass schließlich das Gros Ja zur Oberstufe sagte. Im Gegensatz dazu steht die Situation an der Realschule Kell/Zerf, wo es in der Schulgemeinschaft offenbar völlig verschiedene Meinungen gibt, an welchen Standorten die Schule fortgeführt werden soll. Diese Uneinigkeit setzte sich dann auch unter den Verbandsgemeinde-Politikern fort und machte es dem Kreistag leicht, die von ihm bevorzugte Variante zu beschließen. Alles in allem kommen die Reaktionen aus Zerf zu spät, und sie sind auch zu unentschlossen. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

In den Reihen des VG-Rats Kell sitzen sechs Politiker aus Zerf. Fünf von ihnen sind gleichzeitig Mitglieder des Ortsgemeinderats. Es sind Dieter Engelhardt und Günter Dexheimer (beide SPD), Leobert Bodem und Rainer Hansen (CDU) sowie Edith Rommelfanger, die im VG-Rat der FWG-Fraktion und im Gemeinderat der Gruppe "Gemeinsam für Zerf" (GFZ) angehört. Sechstes VG-Ratsmitglied aus Zerf ist Erwin Rommelfanger (FWG). In der VG-Ratssitzung am 21. Mai hatte die SPD-Fraktion beantragt, dass sich die VG für den Erhalt der RS plus an den beiden Standorten Kell und Zerf aussprechen solle. Das wurde aber mit großer Mehrheit abgelehnt. Engelhardt und Dexheimer unterstützten den Antrag ihrer Fraktion. Bodem, Hansen und Erwin Rommelfanger lehnten ihn ab. Edith Rommelfanger enthielt sich. In der Diskussion um die Zukunft der Realschule Zerf liegt dem TV eine Stellungnahme von Karl-Heinz Marx vor, der für die GFZ im Zerfer Rat sitzt. Auch er kritisiert die Entscheidung des Kreises und zweifelt daran, dass es überhaupt zu einem Neubau in Kell kommen wird. Marx sagt: "Der Landrat meint, man könnte mit einer Schule in Kell einen Schülerzuwachs aus Hermeskeil verzeichnen. Hier stellt sich mir nur die Frage: Aus welchem Grund sollte jemand von Hermeskeil nach Kell zur Schule gehen?" ax

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