Punkten mit Expertenwissen

Merzkirchen/Trier · Wie macht Stephanie Nabinger Werbung in eigener Sache? Der TV hat die Direktkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen beim Wahlkampf begleitet. Sie überließ dort weitestgehend einem Mediziner das Wort.

Der Raum im Warsberger Hof in Trier ist grün. Plakate, Banner, Wahlkampfbroschüren. Nach Informationsveranstaltungen zu einem Notfallplan bei einem Störfall in Cattenom und zur Tritiumbelastung in Moselfischen hat Stephanie Nabinger, Direktkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen zur dritten Veranstaltung zum Thema Atomkraft geladen. Es ist ihr Thema, nicht erst seit der Katastrophe in Japan. Schließlich kann sie von Merzkirchen, wo sie wohnt, praktisch nach Cattenom gucken.

Nabinger ist bei dieser Wahlkampfveranstaltung keine Frau der vielen Worte. So überlässt sie dem Experten gerne schnell das Mikrofon und setzt sich zu den rund 20 Zuhörern. Der Experte, das ist Professor Dr. Eberhard Greiser, ein Epidemiologe, der sich mit einer 2007 veröffentlichten Studie zu Kinderkrebs in der Nähe von Atomkraftwerken beschäftigt.

Zahlreiche Parteivertreter sind da, um ihm zuzuhören und um sie zu unterstützen. Aber nicht nur. Unter den rund 20 Gästen sind auch "normale" Bürger. "Für mich ist die Veranstaltung aufgrund des Themas spannend", sagt etwa Birgit Wachhorst. "Ich habe Professor Greiser schon einmal im Fernsehen gesehen und finde das Thema total interessant."

"Es hätte voller sein können", sagt Nabinger später. Schließlich habe sie extra Trier als Veranstaltungsort gewählt, um noch mehr Leute anzusprechen. Das Thema ist die sogenannte Kikk-Studie, die 2003 vom Bundesamt für Strahlenschutz in Auftrag gegeben wurde. Erstellt wurde sie vom Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik an der Universität Mainz.

Wesentliche Aufgabe der Studie war es zu klären, ob Krebserkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren in der Umgebung von Atomkraftwerken häufiger auftreten als in größeren Entfernungen. Ergebnis der Studie: Es gibt eine leichte Zunahme. Allerdings hält Greiser die Endlagerung für vielfach gefährlicher als den Routinebetrieb der Kernkraftwerke. "Selbst wenn es den Grünen weniger Argumente gibt", sagt der Mediziner und lacht.

Die veröffentlichten Ergebnisse der Studie sieht Greiser kritisch - so habe man eine geringere Zunahme von Krebserkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren kommuniziert als die Studienergebnisse gezeigt hätten. Demnach wird an diesem Abend nicht nur über Atompolitik diskutiert. Auch über die Unabhängigkeit von Wissenschaft und die Rolle der Politik, dies zu gewährleisten.

Zum Schluss wird Nabinger noch einmal richtig zur Wahlkämpferin: "Dies hier ist ein Antrag auf Neuinterpretation der Kikk-Studie", sagt die 43-Jährige, und hält ein Blatt Papier vor sich. Man könne nicht alles kleinreden und müsse den Untersuchungsradius größer fassen.

"Wenn ich in den Landtag gewählt werde, wird meine erste Aufgabe sein, diesen Antrag einzubringen."Das will Stephanie Nabinger in Mainz für die Region erreichen: Die Energieversorgung so umstrukturieren, dass die Geldströme in die kommunalen Haushalte fließen, indem die Gemeinden, Kommunen und Kreise die Energiegewinnung in die eigene Hand nehmen. Die ländliche, regionale Agrarvermarktung und die familiären Höfe stärken. Statt veralteter Notfallpläne im Falle eines gravierenden Störfalls im Atomkraftwerk Cattenom will sie erreichen, dass ein leistungsstarkes Notfallmanagement eingeführt wird.

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