Räumkommando auf dem "Kaufland"-Dach

HERMESKEIL. Außergewöhnliche Wetterbedingungen verlangen außergewöhnliche Maßnahmen: In einer spektakulären Aktion hat ein Räumkommando des Technischen Hilfswerks (THW) Hermeskeil in der Nacht von Freitag auf Samstag das riesige Flachdach des "Kaufland"-Einkaufszentrums von den Schneemassen befreit.

Große Flutlichtmasten erhellen die Szenerie, während oben auf dem Dach ein großer Trupp in blauen Uniformen schaufelt, was das Zeug hält und die kalte, weiße Fracht sogar in Einkaufswagen an den Dachrand bugsiert, um sie von dort herunterzukippen. Ob Hochwasser oder Hilfe in anderen Krisensituationen in der Region - das THW Hermeskeil hat schon unzählige Male seinen Mann gestanden. "Einen Einsatz dieser Art hatten wir bislang aber noch nie", sagt Helmut Olinger, der Leiter des Ortsverbands. Was war geschehen? Bereits kurz nachdem am Freitag der beispiellose Schnee-Sturm über Hermeskeil hinweggezogen war, klingelte beim THW das Telefon. Am Apparat: der Marktleiter des Hermeskeiler Kaufland-Einkaufszentrums. Der Auftrag: nach den massiven Schneefällen soll das zirka 5000 Quadratmeter große Flachdach des Gebäudes geräumt werden, auf dem die weiße Pracht bis zu 40 Zentimeter hoch liegt. "Um es ganz klar zu sagen: Es hat keinerlei Einsturzgefahr bestanden. Es war eine rein vorbeugende Maßnahme, die der Kauflandmarkt zur Sicherheit seiner Kunden von uns hat durchführen lassen", erläutert Olinger den Grund für die schnelle Reaktion auf das Schnee-Chaos am frühen Nachmittag. Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Katastrophen in Bad Reichenhall oder im polnischen Kattowitz hat die Neckarsulmer Konzernzentrale nämlich eine Weisung an alle Märkte herausgegeben, dass die Dächer der Gebäude geräumt werden müssen, wenn dort mehr als 25 Zentimeter Schnee liegt. "Wir haben deshalb von 18 Uhr bis am Samstag um 6 Uhr morgens Schnee weggeschaufelt", berichtet Olinger, der mit einem 31 Mann starken Trupp im Gewerbegebiet Abtei angerückt war. Um der Schneemassen Herr zu werden, war sogar für das gut ausgerüstete THW ein gewisses Maß an Improvisationskunst gefordert. "Kaufland hat uns zwar selbstverständlich viele Schneeschieber zur Verfügung gestellt. Meine Leute haben aber für Schneeräumen alles genutzt, was man dafür nutzen konnte. Sie haben von daheim Schaufeln mitgebracht und sogar Einkaufswagen aufs Dach heraufgeholt, um damit das Zeug zu transportieren", betont der Hermeskeiler THW-Chef. 2000 Kubikmeter Schnee beförderte das THW auf diese Art und Weise vom Dach auf den Boden, was bedeutet, dass sich an den Wänden des Kaufland-Gebäudes die weiße Pracht an manchen Stellen bis zu vier Meter hoch türmt. Schwierige und anstrengende Einsätze sind die THW'ler zwar gewöhnt. Doch nach getaner Arbeit muss selbst der erfahrene Olinger bekennen: "Wir waren am Ende alle so platt, dass wir kaum noch gehen konnten."

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