Rasend schneller Müll

HERMESKEIL. Volksfeststimmung unter blauem Himmel beim Asphalt-Karneval der Spaßgesellschaft. Das "Zweite Internationale Mülltonnenrennen" begeisterte mit einer Mischung aus Sport, Action und Spaß über 3000 Rennsportfans in der Hochwaldstadt.

Hermeskeil steht völlig auf dem Kopf, der Spaßbarometer befindet sich dauerhaft im knallroten Bereich. "La Ola"-Wellen und frenetische Anfeuerungsrufe begleiten jeden einzelnen Piloten beim Ritt auf seiner Tonne entlang der Rennstrecke. Volksfeststimmung in der "Tonnengasse" auf dem sonnenüberfluteten Parkplatz an der Realschule. "Das ist der größte Sommerspaß, den ich je hatte", jubelt die deutsche Meisterin in der winterolympischen Disziplin Skelton, Kerstin Jürgens, die eigens von Bundestrainer Bernd Lehmann für den "Fun-Wettbewerb" freigestellt wurde. Bäuchlings, wie in ihrer Parade-Disziplin, rast sie auf ihrer Tonne die 340 Meter lange Rennstrecke in Richtung Sägewerk hinunter. "Den Eiskanal fahre ich mit 135 Stundenkilometern hinunter. Hier sind es so um die 55 Sachen", sagt Jürgens, die bei ihrem Ritt knapp unter 34 Sekunden bleibt und schnellste Frau des Wettbewerbs wird. Ein anderer Spitzenathlet setzt zunächst das erste Ausrufezeichen. Daniel Hoch-Kraft, der Anschieber (Bremser) im deutschen Viererbob Deutschland III, wird mit einer Zeit von 32, 82 Sekunden gemessen. "Alle fahren viel schneller als letztes Jahr", sagt Thomas Wintzeck aus Theley, der Vorjahressieger Mario Künzer aus Geisfeld die Daumen drückt. Doch das nützt an diesem Tage wenig, denn die Hermeskeiler Lokalmatadoren haben die schnellsten Rollen der insgesamt 45 Teilnehmer unter den Müllkübeln. Nach vier Läufen qualifizieren sich Benjamin Rost, Matthias Conrad und Christoph Ludwig (alle Hermeskeil) für den entscheidenden Lauf. "Ein gutes Zusammenspiel zwischen Öl und Fett und viel illegales Training", verrät Ludwig sein Erfolgsrezept.Lokalmatadoren setzen sich durch

Zum Finale wird es spannend. "3-2-1 los!" So schickt Starter "Winnie" Ehlen das Trio auf die Piste. Ludwig hat den besten Start erwischt, sichert sich in der "Weichi-Kurve" die so wichtige Innenbahn und gibt die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab. Am Ende gewinnt er mit einer Traumzeit von 32,26 Sekunden das "Zweite Internationale Mülltonnenrennen" vor Benjamin Rost (32,87 Sekunden) und Matthias Conrad (33,40 Sekunden) - und stellt damit auch einen Streckenrekord auf. Etwas langsamere, dafür umso kreativere Gefährten rollen beim Showrennen über die Startlinie. "So etwas Verrücktes habe ich selbst bei uns noch nie gesehen", schwärmt US-Amerikaner Josef Tailbaum, als das "trojanische Schaukelpferd" von Heiko Harig vorfährt. Zwölf Mülltonnen hat Harig innerhalb einer Woche auf einen VW-Golf, als drei Meter hohes "trojanisches Schaukelpferd" aufgebaut. Die zwei original Kloschlüsseln aus dem katholischen Pfarramt haben Markus Weicherding und Daniel Justinger in zwei Mülltonnen eingesetzt. "Das ist Karneval im Sommer", jubeln die Zuschauer. In einem "Elf-Tonnenzug" rollt der Elferrat des Hermeskeiler Karnevalsverein "Ruck Zuck" die Rennstrecke hinunter. "Ruck, zuck, helau", schallt es bis zur Autobahn. "Die YesAngels gehen auch in unserem Rosenmontagszug an den Start", sagt Edgar Winter, der noch anmerkt, dass man als Karnevalsverein bei einer derart großartigen Veranstaltung "einfach dabei sein muss". Teilnehmer sowie Zuschauer überschütteten die veranstaltenden "YesAngels" tonnenweise mit Lob. "Wir haben dieses Jahr vieles verändert, und alles hat gepasst", freut sich Organisator Christoph König. Für die überragende Stimmung entlang der verlängerten Rennpiste macht er in erster Linie die verbesserte Streckenmoderation verantwortlich. "Mit über 3000 Zuschauern haben wir die Zahl des Vorjahres verdoppelt - einfach sensationell", resümiert König abschließend.

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