Rasende Rennwagen oder die Methode Jensen

Über kaum ein Thema wird in diesen Tagen soviel geredet wie über die ADAC-Rallye in Trier und Umgebung. Und über kaum ein Thema wird auch so kontrovers geredet. Das ist auch kein Wunder, denn es passiert nicht so oft, dass Zehntausende Menschen in die Stadt einfallen und Tausende Menschen, die Bewohner der Innenstadt vor allem, dafür einige Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit in Kauf nehmen müssen, ob sie wollen oder nicht.



Den Ärger vieler Anwohner kann wohl nur verstehen, wer mal selbst in der Innenstadt gelebt hat, sich schon im Alltag mit Parkplatzsuche, Staus und Lärm rumärgern muss und neben den anderen Innenstadt-Festivitäten nun ein weiteres, mehrtägiges Großereignis vor der Nase hat.

Hinzukommt, dass das PS-starke Spektakel vielen in Zeiten von Klimaschutz-Diskussionen und Debatten über die zukünftige Elektromobilität einfach nicht sehr zeitgemäß erscheint. Und für den schlechten Ruf der Rallye sorgen schließlich leider einige wenige der Fans auch noch selbst, die vielleicht Benzin im Blut aber sonst nichts im Kopf haben: Diejenigen, die nach dem Besuch der Wertungsprüfungen glauben, auf den Straßen der Region rasen zu dürfen wie die Rallye-Piloten auf der Strecke - egal ob sie auf der Autobahn, einer Kreisstraße oder dem Alleenring unterwegs sind. Dabei ist die Masse der Besucher vielleicht ein bisschen autoverrückt, ansonsten aber friedlich und vernünftig.

Und die Rallye ist auch, daran kann es wohl kaum einen Zweifel geben, ein erheblicher Wirtschaftsfaktor. Wer in diesen Tagen in Trier und Umgebung unterwegs ist, der sieht in jeder Eisdiele, in Kneipen und Restaurants fröhliche Motorsportfans, die Hotels sind vielerorts ausgebucht. Und wer gut gelaunt ein paar Urlaubstage in der Region verbringt, der gibt auch Geld aus.

Die 90 000 Euro, die die Stadt für die Rallye bezahlt, sind so gesehen vor allem eine indirekte Wirtschaftsförderung. Natürlich sind Heilig-Rock-Pilger oder Kulturtouristen womöglich angenehmere Gäste - es schadet der Touristenstadt Trier aber sicher nicht, einmal im Jahr auch Gastgeber einer anderen Klientel zu sein.

Nur wenn die Stadt belebt ist, bleibt sie auch lebendig und attraktiv. Für alle Innenstadtbewohner, für die das nur ein schwacher Trost ist, bleibt nur die Methode Jensen: Der Oberbürgermeister, ebenfalls kein Freund des Motorsports, geht der Rallye in diesen Tagen einfach aus dem Weg. will/fan

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