Rat lässt Gras über Beuriger Bunker wachsen

Saarburg · Das Gelände, auf dem sich der Westwallbunker im Baugebiet Cité Sud in Saarburg befindet, darf künftig nicht bebaut werden. Dies hat der Saarburger Stadtrat durch eine Änderung des Bebauungsplans festgelegt. Der Bunker, der unter Denkmalschutz steht, darf auch nicht wieder ausgegraben werden.

 Was vom Beuriger Bunker übrig blieb: Links das Foto ist während der Erfassungsarbeiten 2013 entstanden. Es zeigt das B-Werk von Südosten, im Vordergrund der südwestliche Turmschacht. Rechts das Foto zeigt das Gelände heute. Fotos: Günther Wagner/Alexander Schumitz

Was vom Beuriger Bunker übrig blieb: Links das Foto ist während der Erfassungsarbeiten 2013 entstanden. Es zeigt das B-Werk von Südosten, im Vordergrund der südwestliche Turmschacht. Rechts das Foto zeigt das Gelände heute. Fotos: Günther Wagner/Alexander Schumitz

Foto: (h_sab )

Saarburg. Es klingt erstmal paradox, wenn Katinka Häret-Krug von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz den Umgang des Landes mit dem Bunker in der Cité Sud in Saarburg erklärt. Er steht - wie alle Überreste des Westwalls in Rheinland-Pfalz - unter Denkmalschutz. Häret-Krug sagt: "Er ist ein geschichtliches Zeugnis und soll für die Nachwelt als Mahnmal erhalten bleiben." Andererseits hat die GDKE bestimmt, dass der Bunker, an dem nichts verändert werden darf, nach seiner Entdeckung wieder zugeschüttet wurde und fordert, dass er unter der Erde bleibt. Häret-Krug liefert die Erklärung: "Man kann ihn nicht begehen, es wäre zu gefährlich." Eisenbewehrungen des Betons würden überall hervorstehen. Denn das B-Werk (siehe Extra) wurde wie andere Bunker auch von den Alliierten und der Bundesrepublik großteils zerstört. Von der überirdischen Ebene des dreigeschossigen Bauwerks sei nichts mehr zu sehen. Unterirdisch seien noch einige Räume zu erkennen, Wände stünden jedoch schief, weite Teile seien verschüttet. Von der Ausstattung sei nichts mehr zu finden gewesen.
Damit die Überreste des Bauwerks tatsächlich in der Erde ruhen können, hat der Saarburger Stadtrat den Bebauungsplan für die Cité Sud in seiner jüngsten Sitzung geändert. Der Bereich des Bunkers, der als Bauland deklariert war, ist nun als private Grünfläche definiert. Der Rat hatte nur wenige Stellungnahmen zu dieser Planänderung zu beraten (siehe Extra). Die Entwicklungsgesellschaft Saarburg (EGS) will die Fläche an die umliegenden Grundstückseigentümer verkaufen. Als die EGS das Areal der ehemaligen Cité Sud 2010 der Bundesanstalt für Immobilien abgekauft hat, war zunächst nicht klar, wo sich der Bunker befindet. Erst bei der Erschließung des Neubaugebiets sind die Bauarbeiter auf die Reste der Anlage gestoßen.
Katinka Häret-Krug von der Generaldirektion Kulturelles Erbe sagt: "Die Überreste der Anlage wurden gut dokumentiert." (Eins der Fotos oben links). Diejenigen, die sehen wollen, wie sie einmal aussah, verweist Häret-Krug auf das B-Werk in Merzig-Besseringen, das besichtigt werden kann. Es hat als einzige der 32 gleichartigen Bunker den Zweiten Weltkrieg und die Zerstörungen durch die Alliierten unbeschadet überstanden. Der Besseringer Bau, der 25 Meter lang und 18 Meter breit ist, beherbergt 44 Räume. Und wie sieht es wenigstens mit einer Gedenktafel am Beuriger Standort aus? Häret-Krug sagt: "Das ist nicht Aufgabe der Denkmalpflege. Das ist Sache von Initiativen vor Ort."
Extra

Theoretisch könnten sich metallhaltige Rückstände auf dem Gelände mit dem Bunker in der Cité Sud befinden. So lässt sich die Stellungnahme des Landesamts für Geologie und Bergbau interpretieren, das im Rahmen der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange zur Änderung des Bebauungsplans Cité Sud befragt wurde. Das Amt wies zwar daraufhin, dass im besagten Bereich kein Altbergbau dokumentiert sei und kein aktueller Bergbau erfolge. Es teilte aber auch mit, dass ihm Hinweise auf früheren Erzabbau in der Gemarkung Saarburg vorlägen. In der Regel seien in unmittelbarer Nähe der Förderstellen und -schächte stark metallhaltige Rückstände ungesichert abgelagert worden. Das Amt empfiehlt, die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse durch umweltgeologische Untersuchungen in diesem Fall zu überprüfen, auch wenn es keine Informationen zu Kontaminationsbereichen und Schadstoffspektren hat. Der Stadtrat hat ein solches Gutachten abgelehnt. Begründung: Dies sei nicht erforderlich, denn es ginge nicht darum, neuen Wohnraum zu schaffen. Stadtbürgermeister Jürgen Dixius ergänzte, dass man das gesamte Baugebiet erschlossen habe und dabei keine Hinweise auf Erzablagerungen gefunden worden seien. maiExtra

Rat lässt Gras über Beuriger Bunker wachsen
Foto: (h_sab )
 So dürfte das B-Werk in Saarburg-Beurig ausgesehen haben. Es wurde jedoch gesprengt. Das Bild zeigt den Bunker mit mehr als 40 Räumen in Besseringen, die einzig erhaltene Anlage dieses Typs. Sie wurde hergerichtet und kann besichtigt werden. TV-Foto: Archiv/Alexander Schumitz

So dürfte das B-Werk in Saarburg-Beurig ausgesehen haben. Es wurde jedoch gesprengt. Das Bild zeigt den Bunker mit mehr als 40 Räumen in Besseringen, die einzig erhaltene Anlage dieses Typs. Sie wurde hergerichtet und kann besichtigt werden. TV-Foto: Archiv/Alexander Schumitz

Foto: (h_sab )

Die B-Werke waren die größten und am besten ausgestatteten Bunkeranlagen des Westwalls. Ihr Name leitet sich von der Ausbaustärke ab (Ausbaustärke B = 1,5 Meter Wand- und Deckenstärke). 32 B-Werke gehörten zum Westwall. Das Verteidigungssystem bestand aus 18 000 Bunkern, Stollen sowie zahllosen Gräben und Panzersperren. Die Organisation Todt, benannt nach ihrem Gründer Fritz Todt, hat es zwischen 1936 und 1940 an der Westgrenze des Deutschen Reiches auf einer Länge von 630 Kilometern errichtet. Die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen waren laut Wikipedia äußerst schlecht. Es kam demnach häufig zu Unfällen, denn mit einfachen Mitteln mussten beispielsweise bis zu 60 Tonnen schwere Panzerteile montiert werden. Bei bis zu 36-Stunden-Schichten, sieben Tage die Woche, gerieten die dienstverpflichteten Arbeiter an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Sie waren zudem unzureichend versorgt. Unkooperative Arbeitskräfte wurden im SS-Sonderlager und Polizeihaftlager untergebracht, von dort zur Arbeit gefahren und "ideologisch unterwiesen". Todt selbst sagte zur Rolle dieses Lagers, es habe die Westwallbauten erst ermöglicht. mai

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