Raus aus der Schule, rein ins Feuerwehrhaus

VIERHERRENBORN. Diese Entwicklung war so nicht vorhersehbar und forderte eine kurzfristige Entscheidung. Weil die Vierherrenborner schon bald ohne einen eigenen Raum für kommunale Aktivitäten dastehen, wird jetzt im 200-Einwohner-Dorf der Bau eines neuen Gemeindehauses geplant.

"Wir sind keinesfalls leichtsinnig geworden. Aber wir wollen unseren Dorfmittelpunkt erhalten und ausbauen." Ortsbürgermeister Franz Mersch und der Gemeinderat waren in den zurückliegenden Wochen zu einem schwierigen Abwägungsprozess gezwungen. "Ist der Neubau eines Gemeindehauses notwendig?" - so lautete die entscheidende Frage für die politisch Verantwortlichen in Vierherrenborn. "Dass wir uns mit diesem Thema beschäftigen mussten, kam auch für uns unerwartet", betont Mersch. Was war geschehen? Bisher hatte die Kommune für ihre Aktivitäten einen kleinen Raum in der alten Schule genutzt. Der Hauptmieter des Hauses, das Jugendprojektbüro Trier, war unlängst jedoch mit Plänen für die Modernisierung der Begegnungsstätte auf die Gemeinde zugekommen. Dieses Konzept sah vor, dass das Büro künftig das gesamte Haus nutzen will. "Für uns gab es nur zwei Alternativen: entweder den Mietvertrag mit dem Jugendprojektbüro im Mai 2006 auslaufen lassen oder nach einer anderen Lösung suchen", blickt Mersch zurück. Im Endeffekt votierte der Gemeinderat für den zweiten Weg. Denn nicht zuletzt weil die Einrichtung vom Bistum unterstützt wird, sollte das Jugendprojektbüro in Vierherrenborn beheimatet bleiben. Das Büro wird auch den Umbau der alten Schule finanzieren. "Wir werden deshalb zwar den Mietpreis anpassen. Das Gebäude bleibt aber im Besitz der Gemeinde", betont Mersch. Diese Grundsatzentscheidung stellte die Ratsmitglieder jedoch gleich vor das nächste Problem. Sie mussten sich Gedanken darüber machen, wo sich Rat, Feuerwehr oder Frauengemeinschaft künftig treffen können und wo die Vierherrenborner fortan ihre privaten Feiern ausrichten sollen. Letztlich favorisiert wurde ein 13 mal 18 Meter großer Anbau an Feuerwehrgerätehaus und Gemeindebauhof. Ein erster Vorentwurf für dieses Projekt liegt inzwischen vor. Demnach soll das neue Gemeindehaus nach seiner Fertigstellung bis zu 100 Personen Sitzplätze bieten. Außerdem werden dort Theke und Bühne untergebracht. Im Bereich des bisherigen Feuerwehrgerätehaus entstehen - so die Planung - Eingangsfoyer, Küche und Toiletten-Anlagen, während die Brandschützer mit ihrem Material in den Gemeindebauhof umziehen. Die Kosten für das Bauvorhaben, das im Frühjahr 2006 in Angriff genommen werden soll, sind mit zirka 400 000 Euro veranschlagt. "Durch Eigenleistungen wollen wir aber einiges einsparen", betont Mersch. Einen Zuschuss-Antrag haben die Vierherrenborner zwar bereits nach Mainz geschickt. Um den Bau des Gemeindehauses zu finanzieren, muss die bislang schuldenfreie Kommune aber dennoch selbst viel Geld in die Hand nehmen. Weiterhin sparsam bleiben

"Wir wollen zwar weiter sparsam bleiben. Für Investitionen in die Zukunft muss man manchmal aber auch Kredite aufnehmen", rechtfertigt sich der Dorfchef. Diesen Standpunkt vertritt auch die erste Beigeordnete. Man habe es sich im Rat mit einem Projekt dieser Größenordnung zwar nicht leicht gemacht. "Aber", gibt Erika Tapprich zu bedenken, "hatten wir bisher ohnehin nur ganz bescheidene Räumlichkeiten, so hätten wir ohne neues Gemeindehaus in Zukunft überhaupt nichts mehr. Wir sind unseren Bürgern aber schuldig, ihnen etwas Vernünftiges zu bieten". Bevor es so weit ist, müssen die Vierherrenborner jedoch mit einigen Provisorien leben. Weil nämlich der Umbau der alten Schule bereits bald beginnt, es aber zugleich noch nicht feststeht, wann das neue Gemeindehaus fertig sein wird, "sieht es so aus, dass wir zumindest im Jahr 2006 ohne eigenen Raum dastehen", sagt Mersch.

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