Rauschender Klavierabend im Kloster

Konz · Ein begeistertes Publikum feierte den Pianisten Menachem Har-Zahav mit stehenden Ovationen: der aus Tel Aviv stammende Tastenmagier hatte für sein abwechslungsreiches Programm diesmal jüdische Komponisten der Romantik ausgewählt.

 Menachem Har-Zahav begeistert bei seinem Auftritt im Kloster Karthaus mit Werken ausschließlich jüdischer Komponisten. TV-Foto: Jürgen Boie

Menachem Har-Zahav begeistert bei seinem Auftritt im Kloster Karthaus mit Werken ausschließlich jüdischer Komponisten. TV-Foto: Jürgen Boie

Konz. Menachem Har-Zahav ist kein Mann großer Worte: wenn er die Bühne betritt, dann, um sich ganz auf sein Klavierspiel zu konzentrieren. Der Pianist, in Tel Aviv geboren, in den USA aufgewachsen und heute in Velbert (Nordrhein-Westfalen) wohnend, spürte dieses Mal seinen jüdischen Wurzeln nach. Bei seinen letzten Konzerten im Kloster Karthaus hatte er Liszt und Chopin im Gepäck, diesmal spielte Har-Zahav ausschließlich jüdische Komponisten.
Die Auswahl brachte es mit sich, dass auch unbekannte Komponisten wie Charles Valentin Alkan (Frankreich), Louis Moreau Gottschalk (USA) oder Carl Tausig (Polen) zu Ehren kam. Darüber hinaus erklangen Werke von Moritz Moszkowski (Polen), Anton Grigorjewitsch Rubinstein (Russland) und Felix Mendelssohn-Bartholdy (Deutschland).
Die Stücke erforderten vom Pianisten hohe virtuose Fähigkeiten - also genau das Richtige für Har-Zahav. Der in sich gekehrt wirkende Klavierspieler meisterte mit einer beeindruckenden Anschlagtechnik auch schwierigste Passagen. Und würde es die Etikette im klassischen Konzert nicht verbieten, hätte er sicherlich mehrfach Spontanapplaus wie bei einer Jazzband nach einem gelungenen Solo bekommen.
Unbekannte Komponisten


Kompositorisch und interpretatorisch ragte das Schlussstück, Andante cantabile e presto agitato in H-Dur von Mendelssohn-Bartholdy, aus dem flüssig und gänzlich ohne Notenblätter vorgetragenem Programm heraus. Hier zeigte sich auch, warum die anderen Komponisten keinen übermäßigen Bekanntheitsgrad erworben haben. Ihre Werke erfordern ein technisch sauberes Spiel, sind anspruchsvoll und mit großer Klangfülle, aber ihnen fehlt der letzte Glanz und Zauber. Har-Zahavs Können und seine Fähigkeiten, auch aus einfachen Etüden Konzertmusik zu extrahieren, überzeugten dagegen vollkommen.
So rauschte der inklusiv 15-minütiger Pause rund zwei Stunden dauernde Konzertabend mit viel Freude und Lust durch den mit 100 Besuchern nicht ganz ausverkauften Festsaal im Kloster Kar-thaus.
Über Klangteppichen aus gebrochenen Dreiklängen schwebten schöne Melodien, die mal Assoziationen an Volkslieder oder Kirmesmusik weckten, mal Anleihen bei Schubert oder Chopin nahmen.
Neue Fans hat Menachem Har-Zahav an diesem Abend auch gewonnen. Zwei elegante Damen, zum ersten Mal bei einem Har-Zahav-Konzertabend im Kloster Karthaus dabei, versprachen sich beim Verlassen des Festsaals in die Hand, für sein nächstes Konzert in der Region fleißig Werbung zu machen. Es findet am Sonntag, 13. Mai, 19 Uhr im Haus Beda in Bitburg statt. jbo

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