Rebensaft in Hülle und Fülle

KONZ-OBERMENNIG. Kaum ist der neue Wein in den Kellern, stehen schon die ersten Flaschen zum Verkosten bereit. Mehr als 80 edle Tropfen verschiedener Jahrgänge präsentieren sich dem Publikum beim 22. Weinmarkt der Tälchen-Winzer.

Skeptisch blickt Udo Willems auf die gelblich-trübe Flüssigkeit in seinem Glas. "Mal gespannt, wie der wird", sagt er nach kurzem Überlegen. "Riesling Spätlese - Jahrgang 2004" steht auf dem riesigen Edelstahltank mit der Nummer elf zu lesen, dem der gelernte Weinbautechniker kurz zuvor die Probe entnommen hatte.Werbetrommel in der Region rühren

Insgesamt rund 8000 Liter Most gären oder ruhen derzeit im Keller seines Weingutes "Willemshof" im Konzer Stadtteil Obermennig. "Die Qualität des neuen Weins liegt deutlich im guten Bereich", sagt Udo Willems. Ob das auch die potenzielle Kundschaft so sehe, werde sich zeigen, wenn sich die Tore des 22. Weinmarktes des Vereins der Tälchen-Winzer im Bürgerhaus Krettnach am 21. und 22. November öffnen. Mehr als 80 verschiedene Weine unterschiedlicher Jahrgänge und Qualitätsstufen sowie mehrere Sekte und Edelbrände werden zum Verkosten bereit stehen. An beiden Tagen heißt es wieder: schlürfen, schlucken und fachsimpeln, was das Zeug hält. "In den vergangenen Jahren hatten wir im Schnitt rund 400 Besucher beim Weinmarkt", berichtet Udo Willems. Die Geschichte des jährlich stattfindenden Weinmarktes beginnt im Jahr 1983. Damals taten sich einige Winzer der Gemeinden Niedermennig, Obermennig und Krettnach zusammen, um erstmals ihre Produkte in einer gemeinsamen Veranstaltung der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Beweggründe dafür waren naheliegend - und zwar im wörtlichen Sinn. Ein Großteil des im Konzer Tälchen produzierten Weins findet seinen Weg zu Kunden weit außerhalb der Region Trier. Auch der Rebensaft vom "Willemshof" wird in ganz Deutschland getrunken. Ein Teil der Flaschen wird versandt, doch die meisten fährt der Chef zum Abnehmer. "Rund 45 000 Kilometer kommen im Jahr zusammen", sagt Willems. Irgendwann sei man auf die Idee gekommen, verstärkt in der Region zu werben. "Vielen Einheimischen ist einfach nicht bewusst, dass es auch vor ihrer Haustür guten und preiswerten Wein gibt." Da die Vielzahl der Betriebe in den verschiedenen Gemeinden eine Auswahl nicht leicht mache, habe man beschlossen, auf die Leute zuzugehen. Die Resonanz beim Publikum sei vor allem deshalb so groß, weil es sonst kaum eine Gelegenheit gebe, bei der so viele verschiedene Weinsorten gleichzeitig zur Auswahl stünden, sagt Willems. Seit einigen Jahren sind neben bekannten Weißweinsorten wie Riesling, Kerner oder Weißburgunder auch Rotweine zu finden. Deren Anteil liegt inzwischen bei rund 25 Prozent des Gesamtertrages der Haupterwerbswinzer der drei Gemeinden des Konzer Tälchens. Doch nicht nur eine breite Angebotspalette soll die Käufer locken. Udo Willems erklärt, in manchen Fällen entscheide die Sympathie über das Zustandekommen eines Geschäftes. "Viele Leute aus der näheren Umgebung kaufen personenbezogen." Daher sei auch das Gespräch wichtig. Die Hauptrolle spielt allerdings der vergorene Rebensaft - und den gibt es am Weinmarkt-Wochenende in Hülle und Fülle. Auch ein Rivaner des Jahrgangs 2004 vom "Willemshof" wird mit dabei sein. Der Wein muss bis dahin allerdings noch gefiltert und in Flaschen gefüllt werden. "Sehr fruchtig wird er sein", sagt Willems, der bis zum kommenden Samstag noch eine Menge zu tun hat. Ob sich die Arbeit am Ende gelohnt hat, wird sich zeigen. "Wenn wir von 400 Besuchern, mit denen wir rechnen, drei oder vier dauerhaft als Kunden gewinnen können, bin ich zufrieden."

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