Dorfentwicklung Rededuelle im Trassemer Rat

TRASSEM · Die Fraktionsgemeinschaft SPD/FWG in Trassem zeigte sich in der Ratssitzung kritikfreudig, allerdings erwiesen sich einige der monierten Punkte als haltlos. Auch der barrierefreie Wanderweg am Stausee war Gegenstand einer Kontroverse.

 Der Wanderweg am Stausee bleibt vorerst, wie er ist. Die Finanzierung der barrierefreien Zuwegung zur Fischerhütte am anderen Seeufer wird zum Problem.

Der Wanderweg am Stausee bleibt vorerst, wie er ist. Die Finanzierung der barrierefreien Zuwegung zur Fischerhütte am anderen Seeufer wird zum Problem.

Foto: Herbert Thormeyer

In der jüngsten Sitzung des Ortsgemeinderats in Trassem wurde es laut. Nach einem Brief von Bernd Koewenig, Vorsitzender der Fraktionsgemeinschaft SPD/FWG, an den Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Jürgen Dixius, empörte sich der Verwaltungschef. In dem Schreiben wurde die Art der Beschaffung von Materialien für das Internationale Workcamp moniert. Das Camp beginnt in dieser Woche.

„Es geht einfach nicht, gegen die Waldjugend zu schießen. Andere Ortsgemeinden würden sich freuen, eine solch aktive Jugendorganisation zu haben“, regte sich Dixius auf. Auch den Vorwurf, bei der Versicherungsleistung nach dem Brand der Werkstatt im Walderlebniszentrum 2015 sei der Rat nicht gefragt worden, konterte Dixius: „Das geht den Rat gar nichts an. Das Geld der Versicherung wurde lediglich von der Ortsgemeinde an die Waldjugend weitergeleitet, der auch der Schaden entstanden ist.“

Bei fünf Neinstimmen von SPD und FWG wurden Ortsbürgermeister Roland Konter und seine Beigeordneten mit der CDU-Mehrheit dennoch für das Rechnungsjahr 2015 entlastet.

Weiter ging die Diskussion um Kosten und Standort eines neuen Infopavillons im Walderlebniszentrum. Wieder mahnte Koewenig mangelnde Information und außerdem eine unzulässige Vergabepraxis an. Es gebe keine Beschlüsse des Gemeinderats dazu. Doch Ortschef Konter verteilte sofort einen Lageplan, in dem der Pavillon genau den Standort hat, wo jetzt nur eine Infotafel steht. Dixius klärte auf: „Materiallieferungen bis 20.000 Euro müssen nicht ausgeschrieben werden. Da reicht eine Preisanfrage.“ Außerdem koste das Projekt Pavillon die Ortsgemeinde keinen Cent, denn es werde zu 100 Prozent vom Naturpark Saar-Hunsrück getragen und von den Teilnehmern des Workcamps aufgebaut. CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Benter sieht einen Imageschaden auf das Wald­erlebniszentrum zukommen. Er sagte: „Die Waldjugend und ihr Chef Dietmar Schwarz mit Landesforsten als Partner sind ein hohes Gut, das nicht beschädigt werden darf.“

Zum Schluss der Sitzung wurde es noch einmal laut, als Zuhörer Karl Schiffer-Merten zwar eine Frage zugestanden wurde, dieser aber sein Rederecht für die Feststellung nutzte: „Beim Projekt barrierefreier Wanderweg am Stausee handelt es sich eine massive Verschwendung von 170.000 Euro.“ Beim Holztransport werde der Weg sowieso wieder in Mitleidenschaft gezogen. Bei Zwischenrufen handelte er sich eine Ermahnung und Verweisandrohung des Ortsbürgermeisters ein.

Der Weg, der tatsächlich 170.000 Euro kostet, wird mit 85 Prozent aus EU-Mitteln bezuschusst, da das Wirtschaftsministerium die Urlaubsregion Saar-Obermosel als Modellregion für barrierefreien Tourismus anerkannt hat. Derzeit gibt es kaum barrierefreie Wanderwege. Trassem würde mit einem solchen die Möglichkeit erhalten, als Vorreiter ein barrierefreies Naturerlebnis für alle Menschen anzubieten. Von dem barrierefreien Weg würden auch Familien mit Kinderwagen oder kleineren Kindern profitieren.

Der Knackpunkt bei der Wegeplanung ist ein barrierefreier Weg zur Fischerhütte, der Rollstuhlfahrern ermöglichen soll, diese Gastronomie zu nutzen, in der auch eine Behindertentoilette zu finden ist. Die Strecke zur Hütte wird nicht gefördert, weil sie zu einem Privatunternehmen führt. Damit die Saar-Obermosel-Touristik (SOT) mit diesem Weg werben kann, muss alles vorschriftsmäßig ausgebaut sein – keine Steigung über sechs Prozent und alle zehn Metern wieder eine ebene Strecke. Das würde für das Wegestück zur Fischerhütte 20.000 Euro kosten. Doch wer soll die bezahlen? Das Problem wurde vertagt. Gemeinsam mit dem Angelsportverein soll nach einer Lösung gesucht werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort