Kell am See/Morbach. "Wir sind immer noch ganz am Anfang." Ralf Becker, Vorsitzender des im August 2011 gegründeten Vereins "Ebbes von hei", sagt es fast so, als müsse er sich verteidigen. Dabei ist das Gegenteil der Fall. "Ebbes von hei", die Initiative für regionale Produkte, überschreitet mittlerweile Gebietsgrenzen. Die Marke, über die landwirtschaftliche Produkte und Dienstleistungen angeboten werden, ist längst nicht mehr bloß auf den Hunsrück begrenzt. Auch im Hochwald, speziell in Kell am See, und im saarländischen Losheim werden Produkte unter dem Slogan angeboten (der TV berichtete). "Ebbes von hei"-Mann Ralf Becker spricht sowieso grundsätzlich von der Saar-Hunsrück-Region.
Was bisher fehlt und dazu führte, dass es etwas ruhiger geworden ist, sind Flyer (für die Betriebe und die Verbraucher), ein eigener Internetauftritt und eine stärkere Vernetzung, zum Beispiel mit den touristischen Anbietern aus der Region. Daran ist kräftig gearbeitet worden. Die Flyer, sagt Becker, seien mittlerweile gedruckt worden. Sie sollen Anfang nächsten Jahres in regionalen Betrieben verteilt werden. Einen Internetauftritt - zu finden unter www.ebbes-von-hei.de - gibt es bereits. Bis Ende Januar soll er vervollständigt werden.
Außerdem stünden mit den Touristikern demnächst intensive Gespräche an. Gerade auf diesem Gebiet sieht Becker große Potenziale. Die hochgelobten Wanderwege (Saar-Hunsrück-Steig, Traumschleifen) und die regionalen Produkte seien in Kombination ideal, um noch mehr Urlauber anzulocken.
Das merken zum Beispiel die Betreiber des Bauernhofcafés Hunolsteiner Hof. Der Betrieb, Mitglied des Vereins, ist Start- und Zielort der knapp zwölf Kilometer langen Hunolsteiner Klammtour. Das Einzugsgebiet der Wanderer sei groß, berichtet Sabine Binz. Das Café profitiere natürlich davon. Auch beim Verkauf von selbst produzierten Lebensmitteln wie Wurst und Gelee. In Kell am See tragen mehrere Hotels, Bäcker, Metzger und Schnapsbrenner dem regionalen Gedanken Rechnung. "Sie sind mehr als zufrieden und wollen den Fokus noch mehr auf Regionalität legen", sagt Tourismus-chefin Walburga Meyer. Die Vernetzung zwischen regionalen Produkten und Wanderurlaub solle vorangetrieben werden. Alleine auf den sieben Traumschleifen im Bereich Kell seien zuletzt in einem Monat jeweils etwa 900 Wanderer gezählt worden.
Michael Krämer hat in seinem Hotel-Restaurant Zur Post eine Ecke eingerichtet, in der es Ebbes-von-hei-Produkte - zum Beispiel Müsli oder Nudeln - zu kaufen gibt. "Für Wanderer oder Radfahrer, die bei uns zu Gast sind, ist das ein beliebtes Mitbringsel". Außerdem hat Krämer in seinem Restaurant eine eigene Ebbes-von-hei-Karte mit etwa zehn Gerichten. "Das kommt sehr gut an", sagt Krämer. Fisch, Fleisch, Brot und mehr liefern ihm die Produzenten aus dem gesamten Gebiet der Initiative.
Der Rewe-Markt in Morbach wird nach Auskunft von Inhaber Roman Knichel mittlerweile von 17 Ebbes-von-hei-Produzenten aus einem Umkreis von 30 Kilometern beliefert. Er stellt fest: "Immer mehr Kunden legen Wert auf gute, ehrliche Produkte. Dabei ist Regionalität wichtiger als Bio."
Extra

Die Initiative "Ebbes von hei" wurde im August 2011 gegründet, um den regionalen Charakter von Produkten herauszustreichen. Es ist ein Zusammenschluss, dem unter anderem Gastronomen, Landwirte, Handwerker, Direktvermarkter und Kulturschaffende angehören. Sie alle wollen ein größeres regionales Selbstbewusstsein schaffen. Derzeit gehören dem Verein etwa 30 Mitglieder an. Die Nachfrage steige aber, erklärt der Vorsitzende Ralf Becker: "Im nächsten Jahr möchten wir die Mitgliederzahl verdoppeln." Für die aktuellen Projekte (Flyer, Internetauftritt) stehen der Initiative knapp 15 000 Euro aus Mitgliedsbeiträgen und Zuschüssen zur Verfügung. Die Mitgliedschaft kostet für Betriebe 50 Euro im Jahr. cb