Regionale Äpfel erfolgreich selbst vermarkten

Merzkirchen/Erden · Die Idee, Obstbauern diesseits und jenseits der Grenze zu einer schlagkräftigen Vermarktungsgemeinschaft zu vereinen, hat sich als gut erwiesen. Das Bewusstsein für regionale Produkte von höchster Qualität ist bei den Kunden geschärft worden. Neue Arbeitsplätze konnten dank diesen grenzenlosen Genusses geschaffen werden.

Merzkirchen/Erden. "Ohne diese Kooperation gäbe es meinen Betrieb nicht", sagt Stefan Samson, Obstbauer aus Merzkirchen. Er habe vor zehn Jahren mit einem halben Hektar Apfelbäume angefangen und bewirtschafte heute neun. "Dieser Erfolg war damals keinesfalls selbstverständlich", fügt sein Mitstreiter, Fernand Hilgert aus dem luxemburgischen Kehlen, hinzu.
Raus aus der Nische


Es ist die Bilanz einer zehnjährigen Zusammenarbeit von vier Luxemburgischen Obstbauern, der Obstbaugenossenschaft Steinsel in Heisdorf und vier Produzenten auf rheinland-pfälzischer Seite, die jetzt im Weinbaumuseum Ehnen (Luxemburg) erfolgreiche Zusammenarbeit gefeiert haben.
Unter dem Markennamen "Eist Uebst - Us Uebscht" konnte die Produktion von 80 auf 500 Tonnen Obst und Gemüse gesteigert werden. "Wir haben mit 46 Hektar angefangen und bauen heute Obst auf 100 Hektar an", sagt der Geschäftsführer der Rolt EWIV", Andreas Löbke. Die Abkürzung steht für Region Obst Luxemburg Trier - Europäische wirtschaftliche Interessensvereinigung. Die Zahl der Festangestellten stieg von sieben auf 15, die der Saisonkräfte von 70 auf 240.
"Diese Idee wurde bereits 1995 bei der 100-Jahrfeier des Luxemburger Obstbauvereins diskutiert", erinnert sich Leon Wietor, Direktor der Luxemburger Ackerbauverwaltung. Die Grundlage wurde 2001 mit der Machbarkeitsstudie der Marketinggesellschaft Co Concept gelegt. "Regionale Produkte auch regional zu vermarkten war damals visionär", weiß ihre Chefin, Dr. Marianne Altmann. Entsprechende Skepsis habe man zu spüren bekommen.
"Das sind heute keine Nischenprodukte mehr", freut sich der Ehrengast der Feier, Luxemburgs Landwirtschaftsminister Romain Schneider. Dieses Obst habe den Erfolg verdient.
"Wir sind stolz, zu dieser Familie zu gehören", stellt der Marketingfachmann der Kaufhauskette Cactus, Marc Hoffmann, fest. Über diese Kaufhäuser wird der Löwenanteil der Produktion gehandelt. Der Rest wird in den Hofläden der Obstbauern abgesetzt (siehe Extra).
"Da ein weiter Transport und Zwischenhändler wegfallen, können wir preislich mit Obst, beispielsweise aus China, konkurrieren", fügt Andreas Löbke hinzu. Es müsse daher auch nicht unnötig früh geerntet werden. Das Obst könne viel länger reifen und bekomme dadurch seine außergewöhnliche Qualität.
"Wir haben mit Beerenobst noch eine zusätzliche Marktlücke entdeckt", freut sich Margret Grieshop, die in Erden (Landkreis Bernkastel-Wittlich) ihren Teil zum Produktionsergebnis beisteuert. Allein auf ihrem Hof konnten zwei Vollzeitstellen geschaffen werden.
Rund 80 Obstbauern gibt es auf dem Gebiet des alten Regierungsbezirks Trier. Franz-Josef Scheuer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel, bedauert, dass es bislang nur die Hofläden sind, die das Obst auf deutscher Seite vermarkten: "Da sollten mehr Obstbauern mitmachen und sich lokale Supermärkte engagieren." Seine Behörde werde, wie bislang allen Interessenten, dabei beratend zur Seite stehen.

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