Restaurierung eines Konzer Technikdenkmals wird zum langfristigen Geduldsspiel

Konz · Es ist keine leichte Aufgabe für die Dampflokfreunde Konz: Die Restaurierung der alten Tenderlok, die seit Jahrzehnten an der Schillerbrücke stand, erweist sich als schwierig. Erst nach der Demontage des Veteranen ist das Ausmaß der Schäden sichtbar geworden.

 Hier gibt es noch viel zu tun: Georg Dollwett (rechts) und Rolf Römer von der DB Netz begutachten das Fahrwerk der alten Tenderlok. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Hier gibt es noch viel zu tun: Georg Dollwett (rechts) und Rolf Römer von der DB Netz begutachten das Fahrwerk der alten Tenderlok. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Das Gleis liegt schon seit Monaten an der Konzer Bahnhofstraße. Doch die alte Personenzugtenderlok, die dort einmal stehen soll, wird noch auf sich warten lassen. Seit 1974 hatte der Dampfveteran sein Dasein am Rande der Michael-Scherer-Straße gefristet und war der Witterung, dem Vandalismus und dem Rostfraß ausgesetzt. Mit dem Bau des neuen Kreisels am Kopf der Schillerbrücke verschwand die Lok schließlich hinter einem Straßendamm im Tal des Vergessens. Bis sich einige Konzer ihrer erinnerten und 2013 den Verein Dampflokfreunde gründeten.Desaströses Bild


Zunächst war die Begeisterung groß, und der Plan schien einfach: ein paar Arbeitsstunden und Hilfe von städtischen Arbeitern, den alten Stahl mal kräftig Dampfstrahlen, verrostete Bleche ersetzen, dann noch viel schwarze und rote Farbe drauf. Am Ende würde man die Lok mit einem großen Kran auf den Tieflader hieven und um die Ecke zur Bahnhofstraße rollen.

So schön hätte es sein können, doch die Wirklichkeit ist anders. Genaue Untersuchungen ergaben ein desaströses Bild. Nach Jahrzehnten am alten Standplatz war von dem Technikdenkmal nur noch ein großer Haufen Schrott übrig, dessen Restaurierung kompliziert und aufwendig werden würde.

Nachdem die ersten Schritte mit Sponsorenhilfe finanziert waren, wurden nach einer Grundreinigung im Herbst 2014 zunächst die seitlichen Wasserkästen und einige kleinere Teile abgebaut. Am 27. Februar 2015 folgte der entscheidende Schritt, bei dem die Lok in ihre drei Hauptkomponenten Fahrwerk, Kessel und Führer zerlegt und abtransportiert wurde.

Das völlig durchgerostete Führerhaus steht derzeit bei der Konzer Metallbaufirma Herz und wird nach Angaben von Vorstandsmitglied Achim Lutz nur noch als Vorlage für einen Nachbau dienen. Komplett zu erneuern sind auch die beiden Wasserkästen und der am Führerhaus angebrachte Kohlekasten.

Fahrwerk und Kessel - die beiden massivsten und rostbeständigsten Teile an einer Dampflok - wurden zum Konzer Instandsetzungsbetrieb der DB Netz (landläufig Brückenbauhof) gebracht. Der Betrieb verfügt über spezielle Einrichtungen, um Stahlteile umweltgerecht zu reinigen und aufzuarbeiten.
Georg Dollwett von der DB Netz zeigt das 32 Tonnen schwere Triebwerk und den 18 Tonnen schweren Kessel, die derzeit auf dem Betriebswerksgelände auf ihre Weiterbehandlung warten.

Einen traurigen Anblick bieten diese Reste der alten Lok: Die Verkleidungsbleche rund um den massiven Kessel sind durchgerostet und müssen ersetzt werden. Das Fahrwerk mit den Dampfzylindern hat noch einen Hauch seiner ehemaligen roten Farbe, Rost spielt an dem gehärteten Spezialstahl keine Rolle. Die Kuppelstangen fehlen. Sie liegen im Museum Roscheider Hof. Ob sie aber komplett sind, ist noch offen. "Der Dreck auf dem Fahrwerk stammt noch aus den letzten 30 Betriebsjahren der Lok", sagt Dollwett. Zunächst werde geprüft, wie man mit den Teilen weiter verfahren solle, die Entscheidung liegt beim Verein der Dampflokfreunde. Den einst anvisierten Fertigstellungstermin im Jahr 2016 bezeichnet der Bahningenieur als "äußerst optimistisch".
Vereinsvertreter Achim Lutz sagt zur Frage, wann die Lok fertig restauriert an der neuen Bahnhofstraße stehen werde: "Das lässt sich derzeit nicht festlegen. So ein Projekt ist einfach schwer zu kalkulieren."Extra

Personenzug-Tenderlokomotive der Reichsbahnbaureihe 64. Gewicht: 75 Tonnen (fahrbereit mit Wasser und Kohle). Länge über Puffer: 12,50 Meter, Höhe bis Führerhausdach/Auspuff: vier Meter. Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h. Leistung aus zwei Dampfzylindern: rund 700 Kilowatt oder 940 PS. Stationen: Gebaut im Auftrag der Reichsbahn 1936 bei Maschinenfabrik Eßlingen. Die Reichbahn-Einsatzstandorte 1936 bis 1947 (das Fahrzeug hatte keine Kriegsschäden): Waldshut, Karlsruhe, Regensburg. Von 1947 bis 1974 im Einsatz bei der damaligen Bundesbahn, zunächst in Kirchenlaibach und ab 1966 in Weiden/Oberpfalz, wo die Lok am 15. April 1974 ausgemustert wurde. Von 1974 bis 2015 stand sie in Konz bei der Schillerbrücke. f.k.

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