Retter im Hochwald testen neue Technik

Hermeskeil/Kell am See · Der Kreis Trier-Saarburg ist eine Pilotregion bei der Einführung des Digitalfunks im Katastrophenschutz und bei der Polizei. Auch in Hermeskeil und Kell am See laufen derzeit bei der Polizei, den Feuerwehren und Rettungsdiensten intensive Schulungen im Umgang mit der neuen Technik. Noch in diesem Jahr soll der Ernstfall geprobt werden.

Hermeskeil/Kell am See. Jahrzehntelang hielten Rettungskräfte und die Polizei klobige Funkgeräte in der Hand, aus deren Lautsprechern es prasselte und knisterte oder die Verbindung sogar abriss. Das wird jetzt anders. Nach mehr als zehn Jahren Anlaufzeit wird der Digitalfunk bei den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) eingeführt.
Dazu gehören nicht nur die Feuerwehr, sondern auch alle Rettungsdienste wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das Technische Hilfswerk (THW), die Polizei und der Zoll.
Im ganzen Land werden dafür 270 neue Funkmaste errichtet. Die Landesregierung investiert rund 90 Millionen in die neue Technik. Sie soll Abhörsicherheit, glasklare Verbindungen und exakte Ortungen garantieren.
Die Verbandsgemeinden (VG), die für die Feuerwehren zuständig sind, beteiligen sich an der Finanzierung. In den Fahrzeugen werden die Funkgeräte fest eingebaut. Dazu kommen die Handgeräte. Die Kosten dafür betragen rund 600 Euro pro Stück.
Derzeit laufen bei den Einsatzkräften im Hochwald die Schulungen, zunächst mit Lernmodulen im Internet. Noch in diesem Jahr soll der Ernstfall geprobt und die Frage geklärt werden, wie sich die Rettungsdienste und die Polizei untereinander digital verständigen und die neuen Möglichkeiten wie zum Beispiel Funkgruppen, nutzen können.
Bei der Feuerwehr in der VG Kell werden 180 Einsatzkräfte ausgebildet. In der VG Hermeskeil sind es 170. Beim THW werden in der Region ebenfalls 170 Leute mit der neuen Technik vertraut gemacht. Bei der Hermeskeiler Polizei sind es 41 Beamte und beim Roten Kreuz der Rettungswache Hermeskeil 20 Helfer, die den Umgang mit dem Digitalfunk proben.
100 der neuen Geräte bekommt die Feuerwehr der VG Hermeskeil, 80 sind es bei der Wehr in Kell. Der Hermeskeiler Ortsverein des THW erhält 25 Geräte, das DRK in der Hochwaldstadt zehn und die Polizei 22, davon zehn Festeinbauten in Streifenwagen.
"Wir machen derzeit eine sogenannte Funkausleuchtung", erklärt der Hermeskeiler Wehrleiter Christoph Borresch. Da das System noch nicht voll ausgebaut ist, müssen Schwachstellen erkannt und nach Mainz zur Projektleitung ins Innenministerium gemeldet werden.
"Unsere Digitalgeräte liegen alle noch im Zentrallager Heiligenhaus in Nordrhein-Westfalen", bedauert der Ortsbeauftragte des Technischen Hilfswerkes (THW), Helmut Olinger.
Die Polizei hingegen hat laut Leiter der Inspektion Hermeskeil, Michael Wahlen, bereits die ersten Funkübungen absolviert: "Vor allem die Abhörsicherheit ist uns sehr wichtig." Der Digitalfunktrainer der Polizei, Thorsten Kenner, weiß: "Der neue Funk geht zwar durch dickere Mauern, und die Ortung ist auch gegeben. Aber irgendwann ist auch hier Schluss mit der Verbindung."
Erste Übungen überzeugten den Wehrleiter von Kell, Bruno Merten, vor allem wegen der Sprachqualität: "Die Verbindung ist immer klar und deutlich." Sogar eine Kettensäge werde herausgefiltert.
Thorsten Quint ist der Funkbeauftragte des DRK. Er bedauert: "Leider fehlen uns noch die Sicherheitskarten." Diese haben ähnliche Funktionen wie die Sim-Karte eines Handys. Deshalb seien die Geräte noch nicht einsetzbar.
Sein Kollege vom Rettungsdienst, Markus Scholtes, fügt hinzu: "Bei Krankenverlegungen über die Kreisgrenzen hinweg müssen wir weiter analog funken, denn da endet der neue Digitalfunkbereich vorerst."
Bis zur landesweiten Einführung der neuen Technik läuft der alte Analogfunk parallel. Deutschland ist der letzte Staat in Europa, der den Digitalfunk einrichtet. Sogar Albanien war schneller.

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