Rettung in letzter Sekunde

KONZ-ROSCHEID. Alles, was Mädchen ab elf Jahren schon immer mal wissen wollten und auch wissen sollten, war Thema des viertägigen Ferienprojektes "Weil ich ein Mädchen bin". In geschützter Atmosphäre begleiteten Psychologin Claudia Heltemes von Pro Familia Trier und Pädagogin Irene Stangl vom Haus der Jugend Konz die 13 Teilnehmerinnen.

 Teilnehmerinnen der Projektwoche "Weil ich ein Mädchen bin" dredhen einen Videoclip.Foto: Katja Krämer

Teilnehmerinnen der Projektwoche "Weil ich ein Mädchen bin" dredhen einen Videoclip.Foto: Katja Krämer

Aktion, die siebte: Zur Drehbuchbesprechung sitzen die Mädchen im Kreis. Zum Thema "Blöde Anmache" drehen sie einen kurzen Videoclip. Kameramädchen Anna-Lisa macht sich mit dem Aufnahmegerät vertraut. "Denk dran, die Hand ruhig zu halten", rät Pädagogin Irene Stangl. Die Gruppe geht raus zum Dreh. Anna-Lisa hat die Szenen im Fokus: Caro wartet vor der Toilette auf ihre Freundinnen. Plötzlich kommt Hannes (alias Hannah) lässig daher und macht Caro mit blöden Sprüchen an."Feuer" ist besser als "Hilfe"

Er beginnt zu fummeln. "Feuer" schreit Caro aus Leibeskräften. Solange bis ihr die Freundinnen zu Hilfe eilen. "Rettung in letzter Sekunde" nennt das Mädchen-Team den kurzen Videoclip, der mit der Ausrüstung des web-mobils des Kreises Trier-Saarburg gedreht werden konnte. Was vormittags inhaltlich erarbeitet wurde, setzen die Mädchen am Nachmittag um. Sie haben Begriffe zusammengetragen, die ihnen zu "Blöde Anmache" eingefallen waren, und sie haben die Möglichkeit genutzt, von ihren Erfahrungen zu erzählen. "Immer nur soviel, wie die Teilnehmerinnen von sich aus Preis geben wollen", sagt Irene Stangl. Grenzen setzen und lernen, "Nein!" zu sagen ist auch ein Ziel der etwas anderen Ferienwoche. "Wenn ihr "Feuer" schreit, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass euch jemand zu Hilfe eilt, größer, als wenn ihr um "Hilfe" ruft, erklärt Irene Stangl. Ebenso sehr wie Selbstbehauptung interessiert die Elf- bis 14-Jährigen ihr Körper und was mit ihnen während der Pubertät geschieht. Einige Stunden lang hat die Gruppe die Gelegenheit mit Psychologin Claudia Heltemes über Sex, Freundschaft, Verhütung, Gefühle oder Aids zu sprechen. Einfühlsam steht Claudia Heltemes den Teenagern Rede und Antwort. Nicht nur der biologische Aspekt spiele eine Rolle, sondern auch die Gefühle, die sich verändern würden. "Warum interessiere ich mich plötzlich für Jungs", will ein Mädchen wissen. Und: jedes Mädchen "tickt" anders. "Dass die Teilnehmerinnen ihre Individualität erkennen und ernst nehmen, ist uns wichtig", sagt Stangl. Hemmschwellen werden schnell überwunden, die Mädchen fühlen sich "gut aufgehoben" und spüren schnell, dass sie mit Claudia Heltemes eine Ansprechpartnerin gefunden haben, die sie ernst nimmt. Auch ganz praktische Dinge wie Hygiene-Tipps oder "Wie benutzt man ein Kondom?" erfahren die Mädchen in der Gruppe. "Die Ferienwoche ist klasse", sagt Hannah. "Selbstbehauptung ist für Mädchen genauso wichtig wie Aufklärung. Schließlich will ich nicht mit 15 schwanger werden", so die Elfjährige.

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